Liberty 9 - Todeszone
ein schwaches Glühen von sich.
Der Konvent hatte auf dem vorderen Drittel des Dachs wie gewohnt in Hufeisenformation und voller Stärke Aufstellung genommen. Die Versammlung zeigte jedenfalls die normale Anzahl von Electoren in silberblauen Kutten, von Mastern und Prinzipalen in roten Gewändern und den Primas in seiner weißen Robe mit der schillernden Schärpe.
Nur handelte es sich diesmal um ältere Servanten, die in roten Kutten die vorderen Plätze der Oberen eingenommen hatten. Und die Rolle des Primas spielte ein Senior-Servant namens Tyler aus Eden, dessen schon stark ergraute Haare man nicht mehr allzu stark hatte färben müssen, um ihn wie Templeton aussehen zu lassen.
Sechs kniehohe, längliche Transportkisten aus geriffeltem Aluminium standen bereit. Sie enthielten Waffen, Munition, Granaten, Flashbang genannte Blendgranaten, Sprengstoff, Sprechfunkgeräte, Overalls, Tornister, Magnesiumfackeln und anderes, was den zwölf Freiwilligen des Befreiungskommandos bei ihrem tollkühnen Unternehmen von Nutzen sein konnte.
Als der Helikopter näher kam, verwandelte sich der glutrote Bogen über dem gleißenden Weiß in eine Scheibe, die sich mit hoher Geschwindigkeit über der Lichtwolke drehte. Wer genau hinsah, konnte das, was eine rotierende Scheibe zu sein schien, als drei lange, glutrot leuchtende Rotorblätter ausmachen.
Als das Lichtschiff höchstens noch anderthalb Kilometer entfernt war, riefTyler, der falsche Primas, gegen den anschwellenden Rotorlärm an: » Haltet euch bereit, Leute! Gleich ist es so weit! Und ihr Mutigen, die ihr euch freiwillig für die Befreiungsaktion gemeldet habt, alles Glück der Welt– und kommt alle heil wieder zurück! «
Kurz erhob sich brandender Applaus auf dem Dach, der jedoch schnell wieder erstarb– aus Sicherheitsgründen. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand, und es musste alles vermieden werden, was den Argwohn der Piloten wecken konnte.
Tyler betätigte einen Schalter auf der Fernbedienung. Das bislang bescheidene weiße Lichtfeld, das die ochsenkopfgroßen Scheinwerfer auf dem Dach des Schwarzen Würfels gebildet hatten, verwandelte sich augenblicklich in gigantische Lichtfontänen in Kobaltblau und Feuerrot. Wie mächtige Säulen aus Farbe stiegen sie leicht schräg in den Himmel und bildeten eine Krone aus blaurotem Licht.
Gleichzeitig begannen auf der hinteren Hälfte des Flachdachs auf einer zwanzig Meter langen und zwölf Meter breiten Stahlplatte gelbe Lichter zu blinken. Sie bildeten auf der Mitte der Landeplattform einen großen Zielkreis, der im Sekundentakt aufleuchtete.
Einen Moment später löste sich diese Stahlplatte vom Rest der stählernen Dachkonstruktion und erhob sich, von einem Dutzend hydraulischer Arme gehoben, mehrere Meter in die Höhe. Eine Rampe mit gummiverkleideten Trittleisten klappte heraus, glitt über Führungsschienen schräg abwärts und verband den Landeplatz des Lichtschiffes mit dem unteren Teil des Flachdachs.
Und dann war das Lichtschiff auch schon heran. Wie in der Woche zuvor hatte ihnen Hyperion auch diesmal nur das kleine geschickt. Offensichtlich war der große Helikopter, der auch große Container transportieren konnte, noch immer nicht repariert.
Der Helikopter verharrte einen Moment hoch über dem Landeplatz. Dröhnender Sturmwind fegte aus der Höhe über das Flachdach hinweg, zerrte an den Kutten und zerzauste allen die Haare. Die schillernde Primasschärpe wehte an Tylers weißem Gewand wie das Banner einer Truppeneinheit.
Während der versammelte Konvent sich mit gesenktem Kopf hinkniete, sank der Helikopter, scheinbar von seinem Kissen aus gleißender Helligkeit getragen, langsam herab. Er schwankte kurz über den intensiv gelb blinkenden Landelichtern und setzte dann mit dem Heck zum Konvent auf der Stahlplattform auf. Die Rotoren wurden langsamer und der Sturmwind legte sich.
Weißer Nebel wogte im nächsten Moment in dichten, dicken Wolken unter dem Rumpf hervor, stieg an der silbrigen Haut empor und wurde von den Rotoren zerhackt und verwirbelt. Die Heckklappe öffnete sich. Ein ähnliches tiefblaues Licht, wie es die Hälfte der Dachstrahler schräg in den Himmel jagte, drang aus dem Innern des Lichtschiffs, begleitet von einem wabernden, ebenfalls blauen Bodennebel, der sich mit dem weißen entlang des Rumpfes vermischte.
» Die Transportkisten! « , befahl Tyler knapp. » Bringt sie ins Lichtschiff! «
Zwölf junge Männer in Servantenkutten traten vor. Je zwei packten sich eine der
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