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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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neben Indigo und legte den Vierpunktgurt an. Dabei achtete sie darauf, dass die Automatik unter ihrer Kutte nicht auftrug.
    Jeder von ihnen hatte solch eine Waffe unter seinem Gewand mit an Bord gebracht. Wenn sie auf dem Dach des Kernkraftwerks landeten, das schwer bewacht war, blieb ihnen nicht viel Zeit. Das Überraschungsmoment würde zwar auf ihrer Seite sein, aber an ihre schweren Waffen kamen sie erst, wenn sie die Piloten überwältigt hatten.
    Es hatte zwar den Vorschlag gegeben, den Piloten schon auf dem Flug die Pistole an den Kopf zu setzen, aber sie hatten ihn letztlich verworfen. Die Gefahr war einfach zu groß, dass die Crew unbemerkt eine Möglichkeit fand, sie auszutricksen. Keiner von ihnen kannte sich mit Flugtechnik aus und wusste, welche Schalter und Knöpfe ein Pilot bedienen musste und welche dazu benutzt werden konnten, ein geheimes Notsignal oder eine Warnung zu senden.
    Kendira schaute zu Carson hinüber, der mit finsterer Miene vor sich hin stierte. Nun fiel ihr auf, dass Dante nicht neben ihm saß, obwohl sie beide doch als Erste in den Helikopter gestiegen waren. Dante hatte den obersten Sitz auf der anderen Seite gewählt. Beide mieden den Blickkontakt.
    Jetzt war sie sicher, dass irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen war. Nur zu gern hätte sie sich zu Dante hinübergebeugt und ihn danach gefragt. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht ratsam war. Dies war weder der Ort noch die Zeit dafür, um der Verstimmung zwischen den beiden auf den Grund zu gehen. Was immer es war, es musste warten, bis sie sich alle außer Gefahr befanden.
    In schneller Folge kamen Hailey, Joetta und Nekia durch die Nebelschwaden und füllten die leeren Sitze links von Kendira. Die Heckluke fiel sofort hinter Nekia zu. Und kaum hatte der Copilot seinen Platz im Cockpit eingenommen, als der Motorenlärm auch schon anschwoll und in ein durchdringendes Heulen überhing. Gleichzeitig hob der Helikopter mit nach unten gesenkter Nase von der Plattform ab.
    Alle versuchten sie noch, aus der Höhe einen Blick auf Liberty9 zu erhaschen, das rasend schnell unter ihnen zurückfiel, wie ihnen das flaue Gefühl in ihrem Magen verriet. Aber das gleißende Licht, das von den am Rumpf angebrachten Ringen aus Strahlern nach unten flutete, und die vom Flachdach des Schwarzen Würfels aufsteigenden Lichtsäulen machten es unmöglich, auch nur vage Umrisse zu erkennen. Und als die Piloten die Flutlichter ausschalteten, hatten sie schon die Bergkette überquert, die das Tal im Westen umschlossen hielt, und was immer jetzt unter ihnen vorbeizog, lag versunken in tintenschwarzer Nacht.
    Der Copilot hatte den Vorhang hinter sich zugezogen und trug wie sein Kamerad ein Headset. Selbst wenn das Dröhnen der Rotoren weniger laut gewesen wäre, hätten sie kein Wort von dem verstehen können, was hinter dem Vorhang geredet wurde. Doch weder Kendira noch irgendein anderer verspürte das Verlangen nach einem Gespräch. Nicht allein wegen des Motorenlärms. Es gab nichts, was noch unbedingt hätte besprochen werden müssen. Sie waren ihren Plan oft genug durchgegangen, und selbst da hatte es nicht viel zu bereden gegeben, weil ihr Plan, aus Mangel an Alternativen, denkbar simpel war: AufTomamato Island landen, die Piloten überwältigen, die Wachmannschaften auf dem Dach mit einem Überraschungsangriff außer Gefecht setzen, das Kernkraftwerk stürmen, ihre Freunde herausholen und die Piloten dann zwingen, sie mit dem Helikopter in Sicherheit zu bringen.
    Zudem machte sich bei allen fast schlagartig eine unendliche Müdigkeit bemerkbar, die sie so lange unterdrückt hatten und die sie nun überwältigte. Das monotone Motorengeräusch trug noch mit dazu bei. Dies war die zweite Nacht, in der ihnen so gut wie kein Schlaf vergönnt gewesen war. Der Kampf um Liberty9 und der Zeitdruck, bis zum Eintreffen des Lichtschiffs alles unter Kontrolle zu haben, hatte immer wieder Adrenalin durch ihren Körper gepumpt, sie ihre körperliche wie psychische Erschöpfung vergessen lassen und sie wach gehalten. Nun jedoch überwältigte sie die Erschöpfung wie mit einem Hammerschlag.
    Kendira wehrte sich nicht dagegen, als sie spürte, wie ihr die bleischweren Lider zufielen und ihr der Kopf auf die Brust sank. Dankbar nahm sie die Forderung ihres Körpers an, die Kontrolle über das Bewusstsein abzugeben und sich den heilenden Kräften des Schlafs zu überlassen. Mit einem unhörbaren seligen Seufzen ließ sie sich in ihn fallen wie in ein traumhaft

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