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Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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»Tja, dann mach doch was!«, schrie sie. Nach einigem Nachdenken schläferte die Mathematik sie ein. Was Seria Maú diesmal begrüßte.
    Sie träumte wieder von der Zeit, als sie alle noch glücklich gewesen waren. »Lasst uns wegfahren!«, sagte die Mutter. »Habt ihr Lust?« Seria Maú klatschte in die Hände, während ihr Bruder im Wohnzimmer auf und ab lief und rief: »Wegfahren! Wegfahren!«, doch als es so weit war, kriegte er einen Koller, weil er sein schwarzes Kätzchen nicht mitnehmen durfte. Sie nahmen den Rocket Train Richtung Norden, nach Saulsignon. Es war eine lange Fahrt in einer verlorenen Jahreszeit – nicht Winter, nicht Frühling –, abwechselnd öde und aufregend. Der kleine Junge rannte im Mittelgang auf und ab und rief: »Wenn das ein Rocket Train ist, dann muss er doch schneller fahren!« Der Himmel war ein blaues Band über langen einschläfernden Linien, die der Pflug gezogen hatte. Am Nachmittag des nächsten Tages stiegen sie in Saulsignon aus. Der Bahnhof war winzig, schmiedeeiserne Pfosten und Kübel mit Erdblumen, alles funkelte und glänzte von den kurzen Regenschauern, die durchs Sonnenlicht fielen. In einer Nische leckte die Bahnsteigkatze ihr schildpattfarbenes Fell, der Rocket Train fuhr ab, und die Sonne ertrank in einer weißen Wolke. Draußen vor dem Bahnhof ging ein Mann vorbei. Als er stehen blieb, um zurückzublicken, fröstelte die Mutter, raffte die honigfarbene Pelzjacke enger um den Leib und hielt mit einer langen weißen Hand den Kragen zusammen.
    Dann lachte sie, und die Sonne kam wieder zum Vorschein. »Kommt mit, ihr beiden!« Und da, nur Augenblicke später, wie es schien, sahen sie das Meer!
    Hier endete der Traum. Seria Maú wartete gespannt auf einen Refrain oder einen zweiten Akt, in dem der Zauberkünstler in Frack und Zylinder auftauchte. Als nichts dergleichen geschah, war sie enttäuscht. Kaum war sie wach, machte sie im gesamten Menschenquartier Licht. Die Schattenoperatoren, die sich bekümmert über den schlafenden Billy Anker beugten, stoben in allen Richtungen davon.
    »Billy Anker«, rief Seria Maú. »Aufwachen!«
     
    Minuten später stand er blinzelnd und die Augen reibend vor der Dr.-Haends-Einheit in dem flachen roten Geschenkkarton.
    »Das?«
    Er schien verwirrt. Tastete hinter der Schachtel herum. Er nahm eine von Onkel Sips Rosen zur Hand und schnupperte daran. Vorsichtig hob er den Deckel der Schachtel an (ein Gong ertönte, von oben fiel sanftes Scheinwerferlicht) und beäugte den langsam und irgendwie planvoll aufquellenden weißen Schaum. Wieder der Gong. Eine weibliche Stimme sagte wie aus weiter Ferne: »Dr. Haends. Dr. Haends, bitte.« Billy Anker kratzte sich den Kopf. Er machte die Schachtel zu. Er machte sie wieder auf. Er streckte den Finger nach dem weißen Zeug aus.
    »Nicht!«, warnte Seria Maú.
    »Sch«, machte Billy Anker abwesend, zog aber seinen Finger zurück. »Ich gucke hinein«, sagte er, »und ich kann beim besten Willen nichts sehen. Und Sie?«
    »Ich kann auch nichts sehen.«
    »Dr. Haends in die Chirurgie, bitte«, insistierte die ferne Stimme.
    Billy Anker legte den Kopf schief, um zu lauschen, dann machte er die Schachtel wieder zu. »So was hab ich meiner Lebtag noch nicht gesehen«, sagte er. »Wir wissen natürlich nicht, was Onkel Sip damit gemacht hat.« Er drückte das Kreuz durch. Brachte die Knöchel der unversehrten Hand zum Knacken. »Was ich gefunden habe, hat jedenfalls so nicht ausgesehen«, sagte er. »Es sah aus, wie K-Tech eben aussieht. Klein, glitschig, aber kompakt.« Er zuckte die Achseln. »Verpackt in diesem dünnen, schmiegsamen Metall, das man damals hatte, schön wie eine Muschel. Es hatte überhaupt nichts Theatralisches.« Er lächelte ein Lächeln, das sie nicht deuten konnte, und blickte in eine imaginäre Ferne. »Das ist Onkel Sips Handschrift, wenn Sie so wollen«, sagte er mit einer bitteren Miene. Das Double von Seria Maú strich nervös um seine Fußknöchel.
    »Wo haben Sie es gefunden?«, wollte sie wissen.
    Statt zu antworten, ließ Billy Anker sich auf ihre Augenhöhe herab; mit Dreitagebart und zwei Lederjacken am Boden zu sitzen, schien für ihn die selbstverständlichste Sache der Welt zu sein. Er starrte dem Double eine Weile in die Augen, als wolle er das Original dahinter sehen, dann sagte er zu ihrer Überraschung: »Gegen EMC können Sie auf Dauer nicht gewinnen.«
    »Die sind nicht hinter mir her«,erinnerte sie ihn.
    »Egal«, sagte er. »Am Ende ziehen Sie den

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