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Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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Kürzeren.«
    »Schauen Sie sich um: diese abermillionen Sterne. Welcher sagt Ihnen am meisten zu? Hier draußen verliert man sich im Nu.«
    »Sie haben sich bereits verloren«, sagte Billy Anker. »Imponiert mir, dass Sie ein K-Schiff gestohlen haben. Wem würde das nicht imponieren. Aber Sie haben sich verloren und finden sich nicht wieder. Das sieht doch ein Blinder. Sie tun das Falsche. Wachen Sie auf.«
    »Wie können Sie so etwas sagen?«, fuhr sie ihn an. »Wie kommen Sie dazu, mir so die Stimmung zu verderben?«
    Darauf hatte er keine Antwort.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Billy Anker? Mein Schiff auf irgendeinem Arsch der Welt parken und zwei knarrende Jacken tragen? Ach, und mir was drauf einbilden, dass ich nicht der Typ bin, der die Ware zurücknimmt?« Sie bedauerte sofort, was sie gesagt hatte. Er wirkte gekränkt. Von Anfang an hatte er sie an jemanden erinnert. Es lag nicht an seiner Kleidung oder dem ganzen Theater mit den antiken Konsolen und der Technik von Vorgestern. Nein, es musste sein Haar sein. Es hatte mit seinem Haar zu tun. Sie beäugte ihn aus unterschiedlichen Winkeln, um herauszufinden, an wen es sie erinnerte. »Tut mir Leid«, sagte sie, »ich kenne Sie viel zu wenig, um so etwas zu sagen.«
    »Tja«, sagte er.
    »Es war falsch«, sagte sie, nachdem sie ihm vergebens Zeit gelassen hatte. »Es war falsch von mir.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Also. Was dann? Was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Sie sagen es mir, Sie mit Ihrer emotionalen Intelligenz, auf die sie offenbar so stolz sind.«
    »Tauchen Sie mit dem Schiff unter«, sagte er. »Bringen Sie es in den Trakt.«
    »Wieso rede ich überhaupt mit Ihnen, Billy Anker?«
    Er lachte.
    »Ich musste es versuchen«, sagte er. »Okay also, so habe ich die Einheit gefunden. Doch erst müssen Sie sich ein bisschen über K-Tech anhören.«
    Sie lachte.
    »Ein Billy Anker will mir etwas über K-Tech erzählen?« Doch er fuhr unbeirrt fort.
     
    Vor zweihundert Jahren stolperte die Menschheit über die Reste der buchstäblich ältesten Halo-Zivilisation. Verglichen mit manchen war sie nur schwach vertreten, verstreut über fünfzig Kubiklichtjahre und einem halben Dutzend Planeten, mit Außenposten so sehr auf Tuchfühlung mit dem Trakt, dass sie als Kefahuchi-Kultur oder K-Kultur in die Geschichte einging. Ihrer Architektur nach mussten diese Wesen kleinwüchsig gewesen sein; weitere Anhaltspunkte für ihr Aussehen gab es nicht. Die Ruinen wimmelten von einem Code, der sich als eine Art intelligentes Interface zu den technischen Errungenschaften dieser Zivilisation entpuppte.
    Maschinen, Geräte, Apparaturen, die nach sage und schreibe fünfundsechzig Millionen Jahren immer noch funktionierten.
    Doch niemand wusste etwas damit anzufangen. Die Forschung von Earth Military Contracts Inc. streckte ihren Arm aus. Man zog einen Kordon um das so genannte ›Verbreitungsgebiet‹, stampfte ganze Kolonien von Habitaten aus dem Boden und begann aus allerhand Schattenoperatoren Tools zu fabrizieren, die mit nano- und biotechnischen Substraten betrieben wurden. Mit diesen Tools versuchte man den Code direkt zu manipulieren. Es war eine Katastrophe. Die Bedingungen in den Habitaten waren brutal. Forscher und Forschungsobjekte lebten sozusagen auf den Sicherheitsanlagen. ›Sicherheit‹ war auch so ein leerer EMC-Begriff. Es gab keine Firewalls, keine Masken, nur eine Klasse-IV-Zelle. Das Ganze erinnerte an eine Virenfabrik. Es gab Unfälle mit irreversiblen Freisetzungen, es kam zu ungeplanten Kreuzungen. Stigmatisierte Männer, Frauen und Kinder, die über die Curling Line aus den um Cor Caroli kreisenden Gefängniskolossen eingeflogen wurden, nahmen rein zufällig die Substrate mit der Nahrung auf, schrien die ganze darauf folgende Nacht und redeten am nächsten Morgen in einer Sprache, die keiner verstand. Es war, als stehe man vor einer Maschine, aus der eine Armee intelligenter Insekten hervorbricht, einem den Arm hinauf- und, ehe man sich’s versieht, in den Mund hineinschwärmt. Es kam zu spontanen Verhaltensmustern, die so unbegreiflich waren, dass es sich nur um Plagiate religiöser Rituale der K-Kultur selbst handeln konnte. Tanz. Sex- und Drogenkulte. Hymnenartige Gesänge.
    Nach der Tampling Praine Epidemie von 2293, die aus dem Halo entkam und Teile der Milchstraße selbst erfasste, wurden die Versuche, direkt mit dem Code oder der von ihm gesteuerten Technik zu experimentieren, eingestellt. Die neue Strategie hieß

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