Lichtbringer - Lichtbringer
das? Dass dein Kumpel zuschaut, war auch nicht vereinbart. Das kost' extra, du Haufen Scheiße!«
Sneithan grunzte und schlüpfte hastig in seine Hose. Er griff nach seiner Jacke, holte ein paar Scheine aus der Tasche und warf sie aufs Bett. »Da«, sagte er. »Mehr, als du wert bist, Wabbelfresse. Kann ich mir im Osten zwei Menschenfrauen für kaufen. Junge und schöne noch dazu.«
Er lachte und ging zur Tür.
»Was ist mit den Handschellen?«, brüllte die Frau ihm nach.
»Bleib liegen, bis ich wiederkomm«, rief Sneithan. »Dich rührt eh keiner an, hässliches Stück.«
Er hängte sich die Uniformjacke über die Schulter, verließ mit Rudrogeit das Zimmer und ließ die schimpfende Nutte zurück. Rudrogeit war überrascht, dass der Lärm niemanden sonst herauslockte. Selbst die Prostituierte, die ihn angesprochen hatte, war verschwunden.
Er stieß Sneithan einen Finger vor die Brust und sagte: »Wenn du schon deine Perversionen in so einem Haus abziehen musst, dann lass beim nächsten Mal dein Phon angeschaltet. Ich bin nicht dein Laufbursche, der dich persönlich abholt, Sergeant Sneithan.«
»Is klar, Chef.« Der Goblin fasste sich in den Schritt und nestelte umständlich herum, als hätte er einiges zu sortieren. Dabei grinste er Rudrogeit an. »Hat dich erschüttert, was du gesehn hast, eh? Mann oder Muli, ist halt nicht jeder gleich gebaut.«
Rudrogeit spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Was du da drin geschwungen hast, sah mir nicht grad nach einem strammen Schwanz aus.«
Sneithan spuckte auf den Steinboden. »Muss nicht zahln, wenn ich mein' Schwanz wegstecken will. Aber'n echter Goblin braucht auch mal was anderes.«
»Ein echter Goblin braucht öfter mal was Widerwärtiges«, erwiderte Rudrogeit trocken. »So viel hab ich im Lauf der Zeit schon verstanden.«
»Na«, sagte Sneithan. »Scheiß Zivilisation hier. 'n Goblinkrieger muss das Winseln von Sklaven hör'n. Da gönn ich mir den Spaß, selbst wenn's nichts Echtes ist. Auch nicht anders als dein Blut aus Konserven, Rudi.«
»Nenn mich nicht so«, knurrte Rudrogeit. »Wenn du leben willst wie ein echter Goblin, zieh doch zu deinen Brüdern im Osten. Auf der Steppe, so heißt es, halten die Stämme noch Sklaven, wenn sie können.«
»Nai«, sagte Sneithan. »Auf die Steppe flieg ich mit'm 'topter. Lass Feuer vom Himmel fallen und verbrenn die Fratzen. Scheiß Zivilisation, aber wenn's ans Schlachten geht, steh ich lieber bei den Gewinnern auf der Seite. Schafsdämliche Goblins auf der Steppe, hab'n se Sklaven, aber keine anständigen Waffen.«
Er schaute zu Rudrogeit auf. »Isses das? Fliegen mal wieder raus und sorgen für Ordnung? Lang her, der letzte Ritt zu mein' Brüdern!« Er grinste.
Rudrogeit schüttelte den Kopf. »Eher ein ... Polizeiauftrag. Wir sollen die Lichtbringer bereithalten für die Jagd auf eine Nachtalbe.« Er verzog das Gesicht.
»'n Schlachtschiff für 'ne einzelne Albe? Is nicht 'ne Kugel genug?«
»Für diese Albe vielleicht nicht. Es ist Aldungans ehemalige Assistentin. Sie hat ihn verraten und ist zu den Elfenterroristen übergelaufen, heißt es. Sie soll eine mächtige Zauberin sein. Frafa.«
Rudrogeits Stimme wurde immer leiser, während er sprach. Am Ende fiel Sneithan ihm ins Wort. Der Goblin blieb stehen, klatschte sich selbst auf die Oberschenkel und rief: »Dame Frafa, Scheiße! Letzte Nacht hab ich se noch gesehn und laufen lassen. Hätt ich da gewusst, dass sie'n Herrn verraten hat, da wär die Jagd schon zu Ende. Scheiße auch!«
Rudrogeit sah ihn skeptisch an. »Klar wär die Jagd dann zu Ende - nämlich für dich, Sneithan! Man schickt kein Schlachtschiff, wenn ein Goblin auch reicht.«
»Ach was«, erwiderte Sneithan. »Ein Goblin reicht, wenn's drauf ankommt. Dienen Leuchmadan, und Tod den Verrätern!«
Frafa irrte tagelang, so empfand sie es, durch ein Gewirr von Gängen, das seit ihrem ersten Besuch ins Unermessliche angewachsen war. Kein Raum, kein Tunnel kam ihr bekannt vor, jedenfalls erkannte sie keinen der Orte wieder. Der glatte Beton löschte die alte Textur aus. Alle Gänge, alle Wände glichen einander, sämtliche Räume sahen gleichermaßen neu aus, ob es nun Kammern aus Leuchmadans Tagen waren oder solche, die man erst später in den Fels geschlagen hatte.
Manche der Gänge waren eher Röhren, wie von mechanischen Tunnelbohrern ausgefräst. Aber selbst dort konnte Frafa nicht sicher sein, ob sie nicht auf alten Pfaden wandelte, denn natürlich mochte es sein, dass
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