Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
roch nicht mehr nach Staub, es roch wie auf einer Müllhalde, wie in einem Gebeinhaus. Im Nu war ihr Kleid mit Schmier und feinen Bröckchen bedeckt, von denen Frafa gar nicht wissen wollte, was für Überreste genau an ihr klebten.
    Sie schickte ihre Leuchtinsekten zuerst auf die andere Seite - Mücken, die inzwischen fast groß genug wirkten, um darauf zu reiten. Gleichzeitig tastete sie mit ihren Sinnen den Weg ab, spürte Spinnen und Raubinsekten auf und zwang sie in ihren Bann. Als sie unter dem Türspalt durchgekrochen war, hatte sich die Schar ihrer leuchtenden Anhänger vergrößert, und neben der schimmernden Wolke unter der Decke waren nun auch Boden und Wände von feinen Lichtpunkten bedeckt, die mit ihr wanderten.
    Einst, vor langer Zeit, waren mit der Größe auch ihre Kräfte geschwunden. Inzwischen machte das kaum mehr einen Unterschied, und sie konnte ihre Aura in jeder Gestalt weit ausgreifen lassen. Dennoch, während ihres ersten Ausflugs in den Mikrokosmos hatte sie eine derartige Hilflosigkeit empfunden, dass dieses Gefühl in ihrem Geist tiefe Wurzeln geschlagen hatte. So schreckte sie heute noch vor dieser Verwandlung zurück und gebrauchte sie nur, wenn es unumgänglich war.
    Frafa nahm wieder ihre große Gestalt an. Der Staub fiel von ihr ab. Sie drückte den Schmutz mit ihrer Magie aus dem Kleid, nieste und fühlte sich wieder wohler.
    Sie stand nicht in einem Tunnel aus behauenem Stein, die sie erwartet hatte, sondern in einem Gang, dessen Wände mit glattem Beton verschalt waren. Rohre und Leitungen verliefen an der Decke, und uralte Lampen hingen dazwischen. Manche Lichter brannten sogar, trübe und flackernd und in weitem Abstand, aber hell genug für eine Nachtalbe und so hell, dass ihre leuchtende Insektenschar daneben verblasste und nutzlos wurde.
    Frafa ging weiter, schritt durch den Tunnel und suchte nach vertrauten Orten, nach dem alten Hort von Leuchmadan.
 
    Rudrogeit stürmte die Treppe hoch und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Das Haus war billig, die Zimmer kaum abgedämmt. Rudrogeit hörte ein Stöhnen, ekstatische Schreie, das Ächzen von Möbeln. Als er in den Flur einbog, stand eine Menschenfrau vor einer halb geöffneten Tür und lächelte ihm entgegen.
    »Hey, Süßer, willste Blut lecken ...?«
    Rudrogeit eilte an ihr vorbei, ohne innezuhalten. Er hasste diesen Ort. Er hasste den dreckigen Goblin, der ihn hierhergeführt hatte.
    Rudrogeit fand die Zimmernummer, die ihm der Türsteher nach einigem Widerstreben herausgegeben hatte. Dahinter hörte er ein Knallen, ein Winseln, die raue Stimme eines Goblins.
    Rudrogeit biss die Zähne aufeinander und trat die Tür auf, sodass sie auf der anderen Seite gegen die Wand knallte.
    »Sneithan!«, brüllte er, als er in den Raum stürmte.
    Der Goblin stand auf einem überbreiten Bett, die krummen Beine gespreizt. Er hatte gar nichts an, aber er hielt eine Peitsche in der Hand. Zu seinen Füßen lag eine Frau auf dem Bauch, in knapp geschnittenen Ledersachen, das Oberteil so eng geschnürt, dass die üppigen Brüste herausquollen. Sie drehte den Kopf und schaute zur Tür, dann ließ sie ihn wieder auf die Matratze sinken. Ihre Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gefesselt.
    Sneithan starrte Rudrogeit an, fluchte wütend und schlug mit der Peitsche zu. Ein blutiger Striemen erschien zwischen den leicht geröteten Streifen, die sich kreuz und quer über den nackten Rücken der Hure zogen. Die schrie auf, drehte den Kopf und brüllte den Goblin an.
    »Du Affenhirn! Das war zu fest! Das war nicht vereinbart.«
    »Halt's Maul, Nutte«, knurrte Sneithan. »Sonst zieh ich's dir durch die Fratze!«
    Rudrogeit verzog das Gesicht und lehnte sich gegen die Tür. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr die Szene ihn anwiderte - einschließlich des baumelnden Geschlechtsteils zwischen den Beinen seines Sergeants. Der Goblin hätte sich nur lustig gemacht, wenn Rudrogeit eine Schwäche zeigte.
    »Tut mir leid, wenn ich deinen Spaß unterbreche«, sagte er. »Aber wir haben einen Auftrag. Bist du taub, oder was? Los, schmeiß dich in deine Uniform und pack deine Eier wieder ein.«
    Sneithan bleckte die Zähne und drohte mit der Peitsche. Dann schleuderte er sie in eine Ecke des Zimmers und stieg vom Bett. Dabei trat er der Prostituierten auf den Hintern und kniff sie mit seinen Klauenfüßen.
    Die schimpfte wütend, wand sich in ihren Fesseln und fuhr den Goblin an: »Ich zeig dich an für den Schlag! Blutet das? Blutet

Weitere Kostenlose Bücher