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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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wir ohne das Geld, das du nach Hause bringst, nicht überleben könnten, aber es bereitet mir Bauchschmerzen.«
    Dana zerrte die Wanne bis an den Zaun und kippte das Wasser in den Rinnstein. Jil legte den Korb mit den Wäscheklammern beiseite und trat vor ihre Schwester.
    »Das Leben ist ein Buffet. Du musst schon aufstehen und dir etwas von den Köstlichkeiten nehmen, sonst wirst du hungern müssen und ein anderer nimmt deine Portion.«
    Als Dana daraufhin nichts erwiderte, öffnete Jil das Gartentor und trat hinaus auf die Straße, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Sie hatte kein Ziel vor Augen, sie wollte bloß weit weg von Dana und ihrem Vater. Sie kannte sich aus in den Straßen von Haven, trotzdem trugen ihre Füße sie immer wieder an neue Plätze. Die Stadt war groß und es gab jederzeit etwas Neues zu entdecken. An einem Sonntag wie diesem bewegten sich nur wenige Menschen über die Gehsteige, selbst die Pferdebahnen und elektrischen Straßenbahnen verkehrten nicht. Sie seufzte. Ihr tat es leid, dass sie ihre Schwester wieder einmal verlacht hatte, trotzdem konnte sie einfach nicht verstehen, weshalb Dana ihr Schicksal nicht selbst in die Hand nahm. Sie musste dringend einen Mann finden, der den Hof übernahm, andernfalls bliebe auch Jil nichts anderes übrig, als weiterhin stehlen zu gehen. Sie sehnte sich nach nichts mehr als Unabhängigkeit und Freiheit. Vielleicht sollte sie tatsächlich in Erwägung ziehen, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen…
     
    *****
     
    Als sie am Nachmittag in das Haus der Familie Tevell zurückkehrte, ahnte Jil bereits nichts Gutes. Sie hatte sich stundenlang in der Stadt herumgetrieben und ein paar Groschen erbeutet. Ihr Handwerk hatte sich heute als äußerst profitabel erwiesen. Sie hatte genug Geld ergaunert, um sich eine frische Pastete leisten zu können. Es war sogar noch so viel Geld übrig, dass sie sich ohne ein schlechtes Gewissen damit zuhause blicken lassen konnte.
    Doch ihre Stimmung sank sogleich, als Jil die Küche betrat. Aus der Stube drangen das Gebrüll des Vaters und die wimmernde Stimme ihrer Schwester. Ein Knall ertönte, gefolgt von einem spitzen Aufschrei.
    »Du dummes Weib, was hast du mit dem Geld gemacht?« Brads laute tiefe Stimme fuhr Jil durch Mark und Bein. Vorsichtig näherte sie sich der Tür zur Stube.
    »Ich habe nicht mehr verdient, ehrlich! Ich habe nichts davon ausgegeben.« Danas Stimme zitterte.
    Die beiden bemerkten nicht, dass Jil den Raum betrat. Dana kniete vor dem Kachelofen, das Gesicht rot und verheult. Brad stand drohend über ihr, die krausen Haare wirr vom Kopf abstehend. Sein Gesicht konnte Jil nicht erkennen, denn er wandte ihr den Rücken zu.
    »Ich habe kein Geld. Ich habe es einfach nicht«, wiederholte Dana ihre Worte und schlug die Hände vors Gesicht. Gerade, als Brad zu einem weiteren Schlag ausholte, sagte Jil mit lauter Stimme: »Ich habe das Geld.«
    Der Vater fuhr herum. »Du hast das Geld? Das hätte ich mir denken können! Willst du auch ein paar Schläge?«
    »Wage dich, mich anzufassen, und ich schwöre dir, es wird dir nicht bekommen«, zischte Jil. Sie legte das frisch gestohlene Geld auf den Wohnzimmertisch. Als Brad es zählte, schien sich sein Gemüt wieder zu beruhigen.
    »Das ist mehr als ich erwartet habe. Wieso hast du nicht gleich gesagt, dass Jil es hat?«, fragte er an Dana gewandt.
    Dana hatte indes aufgehört zu wimmern, erwiderte jedoch nichts. Brad steckte das Geld in seine Tasche und verließ das Haus durch die Tür zum Hof, die hinter ihm donnernd ins Schloss fiel.
    »Danke«, flüsterte Dana. »Das hättest du nicht tun müssen.«
    Jil setzte sich auf die Holzbank neben dem Ofen. »Hast du wirklich kein Geld gehabt?«
    Dana schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Vater glaubt, ich hätte die Einnahmen vom Verkauf der Kerzen für mich selbst behalten, dabei läuft das Geschäft mehr als schlecht. Ich würde es nie wagen, das Wenige, das ich verdiene, für mich selbst auszugeben.«
       Jil runzelte die Stirn. »Ich war wirklich guten Mutes, als ich heimkehrte, aber immer wieder vergiftet mir dieses Haus die Laune. Ich halte es bald nicht mehr aus.« Es lag mehr Bitterkeit in ihrer Stimme als beabsichtigt.
    Dana legte ihre kleine weiße Hand auf Jils Unterarm. Die Berührung war kühl und ungewohnt. Unwillkürlich zuckte Jil zurück.
    »Du wirst doch deine Drohung nicht wahr machen, oder?« Dana warf Jil einen flehenden Blick zu.
    »Von welcher Drohung sprichst du?«
    »Dass du

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