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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Vater.
    »Ohne mich könntest du deinen Suff gar nicht finanzieren, Brad.« Jil verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich im Stuhl zurück. Wenn sie sich mit ihrem Vater stritt, sprach sie ihn grundsätzlich mit seinem Namen an. Die Bezeichnung Vater hatte er auch eigentlich gar nicht verdient.
    »Ich biete dir ein Dach über dem Kopf.«
    Jil machte eine abwertende Handbewegung. »Ich streite mich nicht mit dir, wenn du betrunken bist.« Sie schob geräuschvoll den Stuhl zurück und stand auf. In diesem Moment hörte sie Schritte auf der Treppe. Nur wenig später erschien ihre Schwester Dana hinter ihrem Vater in der Küchentür.
    »Warum müsst ihr euch schon am frühen Morgen anschreien?« Ihre Stimme klang flehend, beinahe weinerlich. Danas Füße waren nackt, die dunkelbraunen Locken waren unter einer Schlafhaube verborgen.
    »Weil deine dumme Schwester sich die halbe Nacht herumtreibt anstatt für ihre Familie zu sorgen«, lallte Brad. »Und kalt ist es hier auch. Kannst du nicht wenigstens das Feuer im Ofen anfachen?«
    Jil sog geräuschvoll die Luft ein. »Wessen Aufgabe ist es denn in anderen Familien, das Geld heran zu schaffen? Die der Kinder? Denk mal genau nach, Brad.«
    Seine Augen verengten sich. »Ihr seid beide alt genug, um einen Mann zu finden, der sich um unser Haus und den Hof kümmert. Ein alter Mann sollte nicht schuften müssen, bis er in den Sarg steigt.«
    Jil verbrannte ihren Vater mit einem bitterbösen Blick. »Alt. Brad, du bist noch nicht alt. Du könntest durchaus arbeiten, wenn du doch nur nicht so viel trinken würdest.« Jil wandte sich um und griff nach der Türklinke der Wohnungstür.
    »Möchtest du nicht frühstücken?«, fragte Dana. Es war bewundernswert, wie sehr sich ihre ältere Schwester darum bemühte, die Familie seit dem Tod der Mutter zusammen zu halten. Für Jil gab es da nichts mehr zu kitten. Mehr als eine Zweckgemeinschaft waren sie nicht.
    »Ich besorge mir selbst etwas zu essen.« Jil öffnete die Tür zum Hof. Kühle Morgenluft schlug ihr entgegen. Sie hörte, wie jemand hinter ihr in der Blechdose kramte, die immer auf der Kommode in der Küche stand. Dann prallte etwas kleines Hartes gegen ihren Hinterkopf. Sie fuhr herum und bückte sich danach. Es war ein Schilling.
    »Geh und bring Milch mit, wenn du wiederkommst. Und wehe du gibst das Geld für etwas Anderes aus«, knurrte ihr Vater.
    Jil hob das Geldstück auf und steckte es in ihre ausgebeulte Hosentasche. Dann zerrte sie die Milchkanne aus dem kleinen Schuppen hinter dem Haus hervor, öffnete das quietschende Tor zum Grundstück und trat auf die Straße hinaus.
    Hier am Stadtrand bewegten sich kaum Menschen auf den Straßen, die meisten waren mit der Bewirtschaftung ihrer Felder und der Versorgung des Viehs beschäftigt. Das Grundstück von Jils Familie verfiel seit Jahren, und Vieh besaßen sie schon lange keines mehr. Die Nachbarn mieden die Familie Tevell, und Jil konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Jil mochte diese Gegend nicht, sie bevorzugte das geschäftige Treiben in der Innenstadt. Dort konnte sie weitgehend anonym untertauchen, dort gab es kein Gerede. Und dort konnte sie am ehesten dem nachgehen, was sie am besten konnte: stehlen. Sie war nicht stolz darauf, aber sie hatte durchaus Talent. Außerdem liebte sie die hohen Häuser, die Geschäfte, die bunten Plakate und die vornehm gekleideten Menschen, die sich in der Stadt tummelten. Manchmal bekam sie sogar eines der neuartigen Automobile zu sehen.
    Jil betrat den breiten Bürgersteig der großen Hauptstraße, die Milchkanne baumelte an ihrem Handgelenk. Der Morgen war kühl und der Wind pfiff um die Häuserecken. Es war ein Tag im Spätsommer, trotzdem schaffte es die Sonne nicht, die Luft unter der dicken grauen Dunstschicht aufzuwärmen. Vielleicht würde es ein schöner Tag werden, wenn sich der Nebel gelichtet hatte.
    Die ersten Kaufmänner begannen damit, die Schilder und Warenständer vor ihre Geschäfte zu zerren. Der Blumenhändler, der gerade damit beschäftigt war, die Eimer mit den Margeriten neben dem Eingang seines Ladens aufzustellen, warf Jil einen grimmigen Blick zu. Jil überlegte, ob er einen Grund hatte, sie so missmutig anzusehen. Hatte sie ihn kürzlich bestohlen? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht war er einfach schlecht gelaunt, oder ihm missfiel Jils sonderbares Auftreten. In ihren Herrenhosen und dem groben Leinenhemd wirkte sie nicht sehr damenhaft, aber das war Jil egal.
    Ein helles

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