Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte
spanischer und chinesischer Ausgabe herauskommen. William Thomsen (er schreibt unter diesem Pseudonym, weil er zu viele Gläubiger hat, die ihn unter seinem richtigen Namen zur Kasse bitten würden) musste den chinesischen Staatsterror erleben. Der Grund: „Ich war in eine Schlägerei verwickelt und landete auf der Polizeiwache, mit einem abgelaufenem Visum“. Abgelaufen war es, weil Thomsen schwerlich die deutsche Botschaft um Verlängerung bitten konnte. In Deutschland wurde er mit Haftbefehl wegen mehrerer Betrugsdelikte gesucht. „Ich wollte mich ohnehin den Behörden stellen, denn das konnte so nicht ewig weitergehen, deshalb rief ich aus der Zelle relativ gelassen die Notfallhotline der Botschaft an“. Ein freundlicher Herr nahm die Daten auf und Thomsen wähnte sich in Sicherheit. „Ich dachte, okay, die schieben mich jetzt ab und in Deutschland geht’s dann rund, mir war klar, dass ich vom Flughafen direkt in den Knast wanderte“. Doch es kam anders. Statt zum Fluphafen ging es in ein Untersuchungsgefängnis. Dort gab es einen ersten Kontakt mit einer Dame von der Deutschen Botschaft. Siekam, notierte sich erneut die Daten Thomsens ging wieder. Zwei Monaten sollte es dauern bis die Papiere fertig wären und er werde abgeschoben würde, hieß es. „Wenn die mir damals einfach einen Übergangspass ausgestellt hätten, wäre ich frei gekommen.“ Aber dazu sah sich die Dame nicht in der Lage. Stattdessen ging es zurück in die Zelle.
»Tür auf, der Gefangene tritt auf den Flur, Gesicht zur Wand. Handschelle werden auf dem Rücken angelegt. Fluchtgefahr. Welch Ironie. Ichtrug bereits 12 Kilo schwere Fußketten.«
In der Beschreibung von William Thomsen: „Ein Raum, 8 mal 4 Meter für 18 Gefangene, die Toilette ein Loch im Boden und die Dusche ein dreckiger Schlauch, der aus der Wand ragte. Und die Zellen hatten feste Regeln. „Wo man stehen oder sitzen musste war vorgeschrieben, auch wann man sprechen durfte. „Verstöße wurden sofort geahndet – mit dem Knüppel“. Denn natürlich waren die Zellen videoüberwacht. Das chinesische Gefängniswesen sei nur zu einem da, ist sich Thomsen sicher: „Die Menschen klein zu machen, sie zu demütige, sie zu brechen“. Ein Beispiel dafür waren die Nachtwachen: „Für zwei Stunden mussten immer zwei Gefangene in auf dem Boden aufgemalten Kreisen stehend Wache halten“. Das schlimmste an der Haft war für Thomsen nicht das Gefühl des Eingesperrt sein. Das schlimmste war der Verlust jeglicher Privatsphäre, „seine Notdurft unter den Blicken von 18 Menschen zu vollziehen war schon ein Problem“. Wie sich herausstellen sollte, ein geringes. Als die zwei Monate rum waren, wähnte sich Thomsen mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein.
»Es war verboten, diese Linie zu überschreiten. Vergehen wurden mit Schlägen geahndet. Auch wenn Gefangene gestürtzt sind, zu schwach und entkräftet. Auch sie wurden mit Knüppeln bestraft. Ein sehr chinesischer Charakterzug, immer schön nach Protokoll.«
Doch die Haft dauerte an, nun wurde er in einen anderen Zellentrakt überstellt. Mit 15 Gefangenen war er hier untergebracht darunter mehrere Ausländer. „Ich konnte durch mein Studium und die 3 Jahre, die ich schon in China verbracht hatte, perfekt chinesisch, das war für mich Glück und Unglück zu gleich“. Die Sprachkenntnisse halfen in der Zelle, es ging sogar soweit, dass er auserkoren war, den Gefangenen ihre Urteile zu verkünden. Viele Chinesen und die meisten Ausländer konnten chinesisch sprechen, aber nicht lesen. Und die Urteile kamen per Zettel in die Zellen. „Das war manchmal echt hart,“ berichtet er, „als Peter, ein Nigerianer, mit seinem Zettel in der Hand zurück aus dem Gericht kam und mir den hinstreckte“. Er hatte keine Ahnung was gerade über ihn geurteilt wurde und Thomsen musste ihm vorlesen: Lebenslänglich.
Dann hieß es, er werde das Gefängnis verlassen können. Als er aus der Zelle abgeholt wurde, war er froh. Doch da begann die eigentliche Tragödie. Statt zum Flugplatz fuhren die Polizisten mit ihm nach Qin Cheng, dem Gefängnis der Staatssicherheit.
Denn gegen gegenüber der chinesischen Staatsmacht wurden ihm seine Sprachkenntnisse zum Verhängnis: So akzentfreies Chinesisch traute man keinem Ausländer zu. Es sei denn, er sei schon vor der Einreise dafür ausgebildet worden, als Spion. Und so wurde der damals 30 jährige dann auch behandelt. Tägliche Schikane und immer wiederkehrende Verhöre mit
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