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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Einfahrt gezogen. Sie haben ausgesagt, dass Sie ihn, bevor er Sie betäubte, kurz gesehen haben. Die alten Aussagen sind schon recht umfassend, doch vielleicht fällt Ihnen noch etwas ein. Sein Geruch, eine Besonderheit, irgendetwas?«
    »Nun«, begann sie zögerlich, »er war groß, wohl über einsneunzig, und kräftig. Er hat mich heftig von hinten an sich gepresst, so dass ich ihn nicht gesehen hätte, wäre da nicht eine Fensterscheibe auf der anderen Seite gewesen. Eigentlich habe ich nur Kinnpartie und Nase erkannt. Der Rest lag im Schatten. Mehr habe ich nicht mitbekommen, er hat mir ja dann die Augen verklebt. Ich … Seine Haut, die war so komisch.« Sie brach ab. »Muss das denn wirklich sein? Das steht doch in Ihren Akten.«
    »Wenn es eine Alternative gäbe, würde ich Ihnen das Ganze hier gerne ersparen, aber Sie sind die Einzige.« Als Stephanie Cordes zögernd nickte, fragte Lichthaus weiter. »Inwiefern war seine Haut auffällig?«
    »Sie war ganz glatt. Nicht so wie rasiert, eher wie Kinderhaut.« Stefanie Ludwigs Blick schweifte ab, sie schaute den Vögeln im Garten zu und dachte nach. Die Tür zur Küche wurde mit Schwung geöffnet, und dann stand ihr Mann in der Tür. Er trug einen Anzug, bereit für die Arbeit. Mit dem Kind auf dem Arm nahm er neben seiner Frau Platz und legte ihr schützend den freien Arm um die Schulter. Seine Augen blitzten aufgebracht.
    »Warum können Sie meine Frau nicht in Ruhe lassen? Seit Sie gestern angerufen haben, ist alles wieder da. Merken Sie denn nicht, wie sehr Sie sie quälen?«
    »Wir haben einen Täter zu fassen, der nun auch mordet. Es tut uns wirklich leid, doch es muss sein.« Lichthaus sah Christian Ludwig mit ernster Miene an.
    »Ach, was!« Er winkte ab. »Ihr …«
    »Christian!«, unterbrach Stefanie Ludwig ihren Mann. Ihre Stimme war völlig ruhig. »Bitte warte draußen. Ich will helfen.« Unwillig stand er auf und ging das Kind an sich drückend hinaus.
    »Er hat mich später berührt, als er … als er mich gebissen hat. Da war seine Gesichtshaut so glatt. Mehr als perfekt rasiert.«
    »Was war mit Kinn und Nase?«
    »Unauffällig. Nicht zu groß, nicht zu klein.«
    »Wie hat er sich verhalten, als Sie wieder zu sich gekommen sind? Sie und auch die anderen Opfer haben ausgesagt, er habe sie gedemütigt. Können Sie das präzisieren?«
    »Nun, als ich wach wurde, hat er …«, sie brach ab und schaute Hilfe suchend zu Sophie Erdmann.
    Lichthaus verstand und erhob sich. Wie erwartet kamen sie jetzt zu einem Punkt, der es ihm als Mann unmöglich machte zu bleiben.
    »Ich werde draußen warten.« Er nickte seiner Kollegin zu, ging durch die Diele und sah, dass die Haustür offen stand.
    Draußen regnete es leicht. Im Windfang stand Christian Ludwig und rauchte. Das Kind war nicht zu sehen.
    Lichthaus hatte seine Tasse mitgenommen und trank langsam an seinem Kaffee. Ludwig sah müde aus. »Entschuldigung, wegen eben«, presste er hervor. »Sie hat das alles immer noch nicht verwunden. Das Schwein hat aus meiner Frau ein Wrack gemacht. Was glauben Sie, wie oft Steffi im Schlaf hochfährt und schreit? Ich darf sie dann nicht berühren, muss warten, bis sie wieder zu sich kommt. Wir gehen nie weg. Jede Menschenansammlung ist ihr ein Horror.« Er warf die Kippe im hohen Bogen in Richtung Straße. Sie landete im Vorgarten, doch es schien ihm egal zu sein.
    »Jetzt, mit dem Kind, geht es ihr endlich ein bisschen besser, und nun tauchen Sie hier auf.«
    »War sie in Behandlung?«
    »War? Sie ist immer noch beim Psychotherapeuten. Einmal die Woche. Das dauert eben, hat dieser Seelenklempner gesagt.«
    »Waren Sie damals, als es passiert ist, schon verheiratet?«
    »Nein, aber wir lebten zusammen in Wiesbaden. Ich war in Frankfurt als Unternehmensberater tätig und viel unterwegs. Deutschland, USA und so weiter. Steffi war bei einem Arzt als Helferin beschäftigt. Sie ist morgens aus dem Haus. Gut gelaunt, selbstbewusst. Und abends im Krankenhaus war davon nichts mehr übrig, sie war nur noch ein Schatten; körperlich und seelisch zerstört. Sie kann mir bis heute nicht erzählen, was der Kerl gemacht hat. Ich weiß es nur von Ihren Kollegen. Ich bin dann zu einer Bank gewechselt, denn sie will nachts nicht mehr allein sein. Die Fenster und Türen werden an jedem Abend verrammelt und x-mal geprüft.«
    »Haben Sie mitbekommen, dass sie damals beobachtet wurde?«
    »Nein. Sie wird eben angegafft, weil sie hübsch ist. Es ist mir auch egal, ich will nur, dass sie

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