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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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hier zu warten. Etwas später kam Scherer zu ihm auf die Brücke und brachte einen Kaffee mit.
    »Danke. Wie sieht es aus?«
    »Schlecht«, begann er. »Die Leiche ist laut Spleeth mit einem hochwirksamen Brandbeschleuniger übergossen worden und an der Oberfläche völlig verbrannt. Er bezweifelt sogar, dass die Abnahme von Fingerabdrücken überhaupt möglich sein wird. Wir haben weder Kleidung noch sonst etwas finden können, das auf die Identität hinweist. Er will jetzt die Umgebung um die Leiche herum absuchen, wir können später hin.«
    »Gut. Kann es Selbstmord sein?«
    »Nein. Es wurde kein Kanister gefunden, mit dem er sich das Zeug über den Kopf gegossen haben könnte. Außerdem …«
    »Er?« Lichthaus unterbrach Scherer.
    »Ja, es war ein Mann. Aus der Nähe lässt sich das feststellen. Außerdem«, nahm er den Satz wieder auf, »hat er noch versucht, den Bach zu erreichen. Spleeths Leute haben geringe Brandspuren auf dem Weg von dort hier herunter gefunden.« Er zeigte in Richtung Straße. »Sie glauben, dass er oben auf dem Wiesenstück übergossen und angezündet wurde. Er ist wohl in Panik losgelaufen, hat es aber nicht mehr geschafft.«
    Auch Marx war mittlerweile angekommen und hatte Scherers Ausführungen mit angehört. Er sah müde aus, wirkte jedoch nicht betrunken. Lichthaus übertrug ihm den Fall. Dann ging er zu den Häusern, um die Zeugen zu befragen. Die Polizei benachrichtigt hatte ein Karl-Josef Zimmermann. Er wohnte im ersten Stock des mittleren Hauses und wartete bereits in der offenen Wohnungstür auf seine Befragung. Offensichtlich hatten er und seine Frau sich schnell Bademäntel über die Schlafanzüge gezogen, sie waren sichtlich aufgeregt. Der alte Mann atmete schwer und war kreidebleich. Sie gingen in ein altdeutsch eingerichtetes Wohnzimmer und nahmen über Eck auf einer riesigen Ledercouch Platz.
    Zimmermann war Rentner. Seinen Ausführungen zufolge litt er unter schwerem Asthma und konnte deshalb oft nicht schlafen. In dieser Nacht war er um kurz vor zwei wach geworden und an das Fenster getreten, um die frische Luft einzuatmen. Da erregte eine Stichflamme seine Aufmerksamkeit. Anfangs dachte er an ein Feuer, das Jugendliche gemacht hätten. Jetzt in den Sommerferien zogen sie häufig in den Schrebergärten umher, machten Unsinn und richteten manchmal sogar Schaden an.
    Der Alte wand sich unbehaglich auf der Couch, als er die Erinnerung heraufbeschwor. »Und dann habe ich plötzlich gesehen, dass direkt neben der brennenden Person jemand stand. Stellen Sie sich das vor. Da liegt einer am Boden, in Flammen, krümmt sich, und der steht reglos daneben und tut nichts! Guckt einfach zu, wie der stirbt. Das war so grauenvoll und hat mich so erschüttert, dass ich einen Asthma-Anfall bekommen habe.«
    »Gott sei Dank bin ich von seinen erstickten Schreien wach geworden«, mischte sich nun seine Frau ein. »Ich schlaf nicht mehr so fest, wissen Sie, bin immer irgendwie auf Hab-Acht, seit er diese Anfälle bekommt. Ich habe ihm schnell sein Spray geholt. Und als es ihm halbwegs gut ging, habe ich die Polizei gerufen.«
    Eine Beschreibung des Zuschauers konnte Zimmermann nicht geben. Lichthaus brach kurz darauf die Befragung ab, da er einsah, dass er den schockierten Mann überforderte, und kehrte zum Fundort zurück.
    Spleeth war mit seinen Untersuchungen fertig und ließ die Ermittler nun zu der Leiche vor. Der Boden war großflächig mit Folie abgedeckt. Lichthaus schlitterte hinunter und spürte die Kühle, die vom Wasser aufstieg. Der ganze Ort hätte eigentlich idyllisch gewirkt. Die alte Brücke und das Glucksen des Bachs, wäre da nicht der intensive Gestank verbrannten Fleisches gewesen. Der Tote lag mit verkrümmten Gliedmaßen schwarz verkohlt auf dem Rücken. Die Hände waren unter dem Körper verborgen. Nase, Ohren, Lippen und Augen hatte das Feuer weggefressen. Lichthaus sah auf den ersten Blick, dass weder ein Fahndungsfoto noch eine Gesichtsrekonstruktion möglich sein würden. Der Mann tat ihm zutiefst leid, und er wagte kaum, sich vorzustellen, welche Schmerzen, Angst und Panik er verspürt haben musste, als er sich ins Wasser retten wollte. Noch weniger die Verzweiflung, als er merkte, er würde es nicht mehr schaffen, so nah vor dem rettenden Nass.
    Normalerweise ließ Lichthaus solche Gedanken nicht zu, doch er war zu fertig, um sich dagegen zu wehren. Spleeth watete derweil mit Gummistiefeln in den Bach und beschrieb von da aus seine Erkenntnisse.
    Lichthaus

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