Lichthaus Kaltgestellt
Fechtkämpfe ausgetragen werden sollten und eine Bühne für Konzerte errichtet werden würde. Relativ zentral stand eine ringsum geschlossene Grillhütte. Das jenseitige Flussufer stieg steil an und war vollständig bewaldet. Da die Lieser dort an manchen Stellen seicht war, würde ein Mann ungesehen hindurchwaten, auf die Veranstaltung gelangen und wieder verschwinden können. Die Wiese war kaum abzusichern.
Die anderen stießen wieder zu ihm, und Lichthaus bemerkte den argwöhnischen Blick, den Traunberg ihm zuwarf. Sie sprachen nun über den Zugang zur Festwiese.
Von der Burg zum Turnierplatz hinunter führte ein geteerter Weg von Wagenbreite, der am Fluss endete. Von hier gingen eine schmale Holzbrücke, genau wie von Marx beschrieben, und zusätzlich ein metallener Steg zum anderen Ufer hinüber, den man erstmals aufgebaut hatte. Denn gerade abends kam es am Übergang zu einem enormen Gedränge, wie Traunberg bestätigte. Sicherheitstechnisch kritisch. Lichthaus gab Scherer und Sophie Erdmann einen Wink, und sie sonderten sich ab, während Wenk weiter mit Traunberg die Sicherheitsfragen der Übergänge besprach.
»Was denkst du?«
»Wir haben nur eine Chance«, Scherer schaute sich um. »Wir sichern die Wiese um den Turnierplatz und greifen ihn uns, wenn er kämpft. Alles andere können wir nur mit einer ganzen Hundertschaft erledigen und das macht Müller nicht mit.«
Lichthaus nickte und atmete hörbar aus.
»Ich denke auch. Ich hoffe nur, dass der Rote Ritter das Gelände nicht sorgfältig sondiert und uns bemerkt. Wir müssen alle wie Besucher wirken. Einzelne Teams in Zivil.«
»Dann brauchen wir einen Überwachungswagen.« Sophie Erdmann zog ihren Notizblock hervor und fertigte eine Skizze des Geländes, der Übergänge, der Grillhütte und des Flusses an, während Lichthaus zu Traunberg hinüberging, der ihn aufmerksam beobachtete.
»Wir haben Hinweise«, begann er sachlich, »dass sich am Samstagabend ein gesuchter Gewaltverbrecher hier auf dem Fest einfinden wird.«
Traunberg schien erleichtert zu sein. »Ich dachte schon, Sie wollten uns hier Probleme machen.«
»Nein oder nicht so, wie Sie meinen. Ich brauche absolute Diskretion. Wir werden mit Teams, die Sie nicht erkennen können, auf dem Fest sein und wenn möglich geräuschlos die Verhaftung vornehmen.« Hoffentlich, schoss es ihm durch den Kopf.
»Was sollen wir …«
»Nicht wir. Sie sind der Einzige, der davon erfahren darf. Höre ich, dass Sie rumgeredet haben, kriegen Sie von mir eine Anzeige an den Hals, die sich gewaschen hat. Und hören Sie bis dahin mit der Sauferei auf. Der Kerl ist gefährlich. Also. Wir wollen keine Risiken eingehen. Wir werden einen Überwachungswagen auf der Wiese postieren. Außerdem brauchen wir eine genaue Karte, die alle Stände, die Bühne, die Turnierwiese und so weiter enthält.«
Traunberg nickte beflissen. Er hatte verstanden. »Wir haben einen Plan drüben, den gebe ich Ihnen mit. Den Wagen stellen Sie am besten neben die Grillhütte. Wir tun dann so, als ob darin die Veranstalter sitzen. Das hatten wir vor zwei Jahren auch schon mal.«
Sie marschierten hinüber und inspizierten den möglichen Standort. Man konnte um die Burg herumfahren, um dorthin zu gelangen. Sophie Erdmann und Scherer kamen hinzu, und im Verlauf der nächsten Stunde gingen sie alle wichtigen Fragen noch einmal durch. Bevor sie sich auf den Rückweg machten, baten sie Wenk, am folgenden Tag in Trier der Soko Zufahrtswege und Kontrollmöglichkeiten zu erläutern. Lichthaus war gespannt, wie die Kollegen die Situation einschätzten. Das würde gewiss kein Wochenendausflug werden.
*
Zurück in Trier ging Lichthaus zu Ulrich Schweiger und fragte nach den Ergebnissen der Rasterfahndung. Der Raum, in dem die Gruppe saß und ganze Stapel von Listen auswertete, war eng. Schweiger war in Lichthaus’ Augen ein sehr guter Polizist. Mit etwa vierzig deutlich älter als Scherer, verfügte er nicht nur über den analytischen Verstand, sondern auch über ein reiches Wissen, um auch komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Lichthaus hatte sehr bedauert, dass Schweiger nicht an Marx’ Stelle ins Team hatte rücken können, da ihm ein Lehrgang fehlte.
»Wir haben wenig, und das überzeugt nicht«, begann Schweiger und legte die Auswertungen vor. Insgesamt waren drei Männer im Fahndungsraster hängen geblieben, die infrage kamen.
»Knut Pohl, Mutter ist Schwedin, Vater Deutscher. Dreiundvierzig, unverheiratet, lebt allein in Pluwig.
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