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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Ermittlungsgruppe.« Er sah seine Kollegin an, die schluckte, aber schließlich nickte.
    »Das sind also sechs Verdachtsfälle und ein sicher zugeordneter Mord.« Von Falkberg blies die Backen auf. »Ich schlage vor, dass Sie das Raster durchlaufen lassen und die Verdächtigen nach dem Profil filtern. Die, die übrig bleiben, schauen wir uns darin an.«
    »Was ist mit dem Roten Ritter?«
    »Vielleicht sieht Ihr Ritter sich als Parzival, der ja ebenfalls eine rote Rüstung trug. Es passt auf jeden Fall zu seinen narzisstischen Zügen. Er ist der Beste und gewinnt immer. Wehe nur dem, der ihn besiegt, denn die extreme Kränkbarkeit dieser Typen mündet in irrationale Ausbrüche. Der Mann ist äußerst gefährlich.«
    »Was können Sie noch sagen?«
    »Nichts ohne neue Fakten.«
    Da alles gesagt zu sein schien und die Zeit drängte, verabschiedeten sie sich von dem Psychologen und versprachen, ihn auf dem Laufenden zu halten. Er öffnete ihnen die Tür und geleitete sie, freundlich mit Sophie Erdmann plaudernd, bis zum Aufzug. Lichthaus stand unter äußerster Anspannung. Mit einem Mal war er sich sicher, dass der Rote Ritter ihr Täter war. Stichhaltige Beweise konnten sie zwar nicht vorweisen, aber das Bild, das sich langsam vor seinem geistigen Auge entwickelte, ließ keinen anderen Schluss zu. Lichthaus hatte in den vergangenen Jahren ein gutes Gefühl für seine Fälle entwickelt und entgegen allen Einwänden meistens Recht behalten. Er würde die Dinge nun noch stärker vorantreiben und plante bereits den Einsatz am Wochenende. Das war ihre große Chance.
    *

Er traf Sophie Erdmann und Scherer an den Kotflügel gelehnt mit einem Becher Kaffee in der Hand. Sie machten besorgte Gesichter, als Lichthaus zu ihnen trat.
    »Wir haben Neuigkeiten«, empfing ihn Scherer. »Unser Brandopfer ist dieser Bruno Bender. Spleeth hat einen schnellen DNA-Abgleich gemacht. Außerdem steht er auf der Liste der Herzklappenempfänger. Er wurde 1980 in Nürnberg operiert.« Er grinste. »Der Schlafsack hat so gestunken, dass die Laborantin kotzen war.«
    »Gut, jetzt haben wir wieder nur einen Fall. Unser Täter ist also sehr gründlich. Kaum finden wir die Leiche und schon beseitigt er eventuelle Zeugen.«
    »Und er ist gefährlich.« Lichthaus nickte Sophie Erdmann zu. »Wir werden die Rasterfahndung intensivieren. Von Falkberg hat Recht. Er ist außerordentlich brutal und effektiv. Wir müssen rausfinden, wie er Bender gefunden hat. Marx soll die Streetworker ausfindig machen, die Obdachlose betreuen. Die können mal rumhören. Vielleicht erzählt denen ja einer etwas Interessantes. Los jetzt, es ist Zeit.«
    Sophie Erdmann fuhr wieder schnell und sicher. Lichthaus sah eben noch die Wallfahrtskirche von Klausen an sich vorbeiziehen, als es schon hinunter in die Wittlicher Senke ging, wo Claudias Onkel bis vor zehn Jahren Tabak angebaut hatte. Die Wolken trieben in kleinen Gruppen über den sonst blauen Himmel, den ein kleines Zwischenhoch ihnen bescherte, doch sagte der Bericht für das Wochenende kühles Schauerwetter voraus.
    Scherer und Sophie Erdmann unterhielten sich angeregt über die Möglichkeit, den Mörder schon am Freitag zu fassen, und Lichthaus konnte die erwartungsvolle Spannung spüren, die seine Fahrerin nur noch mehr zu beflügeln schien. In der langen Steigung hinter Wittlich flogen sie nur so an einer Kolonne von LKWs und Wohnwagen vorbei, die sich bergan quälten.
    Zehn Minuten später erreichten sie die Ausfahrt nach Manderscheid und schon bald fuhren sie durch abgeerntete Felder auf das Tal der Lieser zu. Direkt am Fluss ragte die Niederburg auf, oder vielmehr das Gemäuer, das von ihr noch übrig war.
    Sophie Erdmann fuhr nun langsamer, denn sie waren hier mit Florian Wenk, dem Leiter der lokalen Wache, verabredet. Sie entdeckten seinen Streifenwagen neben einem Restaurant. Rechts davon lag der Eingang zum Burggelände, dem Veranstaltungsort. Ein schmaler Weg zog sich einen Hügel hinauf, an dessen Spitze das Kassenhäuschen stand. Überwachungstechnisch eine Katastrophe, das sah Lichthaus auf Anhieb. Büsche neben dem Weg machten es jedem Verdächtigen leicht, seitlich ungesehen vorbeizukommen. Er wollte heute nicht allzu viel Aufheben um einen eventuellen Einsatz machen. Sie würden daher gegenüber den Organisatoren vorgeben, die Sicherheitsvorkehrungen der Großveranstaltung polizeilich überprüfen zu wollen.
    Florian Wenk war ein junger, hünenhafter Mann mit feuerroten Haaren und einem entwaffnenden

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