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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Widerling einließ. Er hatte zwar viele interessante Kunden, auch aus Luxemburg, doch schien er seine Künstler systematisch auszunehmen. Claudia würde aufpassen müssen.
    Als er nach unten kam, hatte sie das Gespräch bereits beendet. »So ein Idiot«, schrie sie. »Wenn der glaubt, dass ich nach seiner Nase tanze, hat er sich geschnitten.« Sie blieb vor ihm stehen. Ihre Augen funkelten vor Wut.
    »Warum lässt du dich immer wieder mit diesem Kerl ein? Der betrügt dich nach Strich und Faden. Du bist zu schade für seinen Laden.«
    Er gab ihr einen zärtlichen Kuss, den sie erwiderte. Zärtlich strich sie ihm durchs Haar. Ihr Ärger verrauchte. Er küsste sie wieder, diesmal intensiver, und ließ seine Hände unter ihr T-Shirt wandern.
    »Komm. Die Kleine schläft.« Sie zog ihn mit nach oben.
    *
    Er war in den Raum gekommen, hatte sie losgebunden und sie vom Bett gezogen. Blind war sie von der Matratze gerutscht. Ihr Kreislauf versagte, und sie fiel hilflos auf den Boden, der rau wie roher Beton war. Jetzt griff er ihr murrend in die Haare und riss sie ruckartig auf die Beine. Schreien konnte sie nicht mehr. Sie stöhnte matt und taumelte, schwankte wie betrunken umher und zuckte zusammen, als ein neuer Schmerz in alten Wunden aufflammte. Panik erfasste sie, denn es war anders als sonst. Er warf sie aufs Bett und riss ihr ohne Vorwarnung den Klebestreifen von den Augen.
    Sie stöhnte auf. Das grelle Licht bohrte sich wie Pfeile in ihre Augen, und es dauerte, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnte. Etwas wurde direkt neben ihr auf die Matratze geworfen, doch sie reagierte nicht, war wie erstarrt. Endlich wieder sehen, die Farben der verwaschenen Bettwäsche, wundervoll. Sie hätte weinen können. Doch dann traf sie die Erkenntnis mit Wucht. Jetzt würde er sie umbringen. Sie begann nicht zu zittern, und irgendwo in ihrem Innersten kehrte Ruhe ein. Die schreckliche Ungewissheit hatte ein Ende.
    »Zieh dich an!« Seine Stimme war nur ein Zischen, als sie ihn jetzt zum ersten Mal nach der ganzen Zeit sprechen hörte. »Wenn du mich anschaust, bist du tot.«
    Als sie den Kopf drehte, lagen da zum Greifen nah ihre Kleider. Er lässt mich gehen, schrie die Hoffnung in ihr und kämpfte mit dem Zweifel. Wieso darf ich ihn nicht ansehen? Gleich wird er mich betäuben. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie erhob sich langsam. Als sich ihr Kreislauf beruhigt hatte, zog sie sich das T-Shirt über den Kopf und weinte leise vor sich hin. Sie griff nach der Jeans, bemerkte den Fleck darauf. Oliver hatte unachtsam ein Stück Pizza darauf fallen lassen. Sie hatte sich aufgeregt und ihn angemeckert. Wegen eines Flecks. So lächerlich. Sie weinte weiter. Oliver! Der Funke Hoffnung, ihn wiederzusehen, wurde stärker. Sie vergaß für einen Moment sogar, dass dieser Bastard hinter ihr stand. Doch plötzlich drückte er sie brutal nach vorne und drang in sie ein. Der Schmerz kam so unverhofft, dass sie unwillkürlich aufschrie.
    Sie ließ es über sich ergehen, spürte wie seine Erregung stieg und wartete auf seinen Höhepunkt. Dann würde es endlich vorbei sein. Sie schaltete ab, so wie sie es in der Zeit hier unten gelernt hatte, als er plötzlich Zugriff, sie am Hals packte und zudrückte. Sie schlug um sich, ziellos, wirkungslos. Das Blut rauschte immer lauter in ihrem Kopf, ihre Augen quollen nach vorne, als sie nach der Luft schnappte, die ihre Lungen nicht mehr erreichen konnte. Plötzlich gab er ihren Hals frei. Panisch sog sie den Sauerstoff ein, beruhigte langsam ihren Atem, doch er drückte erneut zu. Sie grunzte, ihr Körper schien zu platzen, sinnloser Atemreflex. Es ging zu Ende. Für einen Augenblick spürte sie tiefen Frieden, sah wirre Bilder ihres Lebens. Dann war es vorbei. Sie spürte nicht mehr, wie ihre Muskeln erschlafften und hörte auch nicht, wie er ekstatisch stöhnend in ihr kam, denn sie war frei. Frei von Schmerz und Erniedrigung, frei von Angst und Schrecken, aber auch frei von Hoffnung.
    Als er sich von ihr löste, rutschte Evas Körper vom Bett und krachte auf den Boden. Ein Schneidezahn brach ab.
    Lichthaus lag in der Umarmung seiner Frau und küsste sie sanft. Es war schön gewesen, wieder mit ihr zu schlafen. In solchen Momenten wusste er, dass seine Entscheidung, das LKA zu verlassen, um ihre Ehe zu retten, richtig war. Sie hatten ihre Probleme in Mainz zurückgelassen und sich hier den Freiraum geschaffen, den ihre Beziehung brauchte. Wenn er heute zurückblickte, war das wohl die beste Entscheidung

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