Lichthaus Kaltgestellt
seines Lebens gewesen. Sie waren miteinander im Gleichgewicht, ohne Missgunst und Misstrauen.
Sie lächelte ihn sanft an und zog ihn zu einem weiteren Kuss zu sich heran. Er schickte seine Hände erneut auf die Reise, doch Claudia hielt sie fest.
»Lieber nicht.« Sie biss ihm leicht ins Ohrläppchen. »Denk an den Besuch.«
»Mist.« Widerstrebend stand er auf, ergriff dabei ihre Hand und zog sie mit sich unter die Dusche. Erfrischt gingen sie nach unten. Lichthaus verteilte die Grillkohle und machte Feuer. Als er draußen den Tisch deckte, stand plötzlich Otto am Gartentor.
»Na, wie läuft es, Herr Kommissar?«, fragte der lächelnd, wobei sein Gesicht unzählig viele Runzeln zeigte.
«Na, wie wohl? Die Arbeit hat mich nach drei Wochen Urlaub wieder eingeholt. Flucht unmöglich. Komm rein!« Lichthaus und der Alte gingen in den Garten und setzten sich an den Grill. Otto wollte anfangs wieder gehen, als er sah, dass Besuch erwartet wurde, doch Lichthaus hielt ihn auf. Die Frau des Winzers war vor einigen Jahren gestorben, so dass er sich abends oft langweilte. Er freute sich über jede Abwechslung.
Bald setzte sich auch Claudia zu ihnen. Sie hatten alle bereits ein Glas von Ottos Wein getrunken, als Sophie Erdmann pünktlich um acht Uhr erschien. Claudia öffnete ihr die Tür und begleitete sie in den Garten.
»Also, Johannes, du hast mir ja noch nie von deiner hübschen Kollegin erzählt.« Otto grinste Sophie Erdmann breit an, die etwas befremdet seinen Blick erwiderte.
»Frau Erdmann ist erst seit heute bei uns.«
Die anfänglich etwas steife Stimmung lockerte sich, da Otto zum Essen blieb und sie mit allerlei Anekdoten unterhielt. Sophie Erdmann schien der Abend gut zu tun. Die Chemie zwischen ihr und Claudia stimmte auf Anhieb, und nach dem Essen schauten sie sich das Atelier an. Gegen elf Uhr löste sich die Gesellschaft auf. Lichthaus begleitete Sophie Erdmann nach draußen, während Claudia ihr noch eine Einladung zur Vernissage zusteckte.
»Es war ein sehr schöner Abend. Vielen Dank dafür, dass Sie mich vor meiner einsamen Klause verschont haben.« Sie lächelte. »Ich konnte nicht damit rechnen, hier so freundlich empfangen zu werden.«
»Ich bitte Sie. Es freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat.« Er reichte ihr die Hand, aber sie schien zu zögern.
»Herr Lichthaus …«, begann sie langsam. »Ich will, dass Sie wissen, wie die ganze Affäre in Mainz abgelaufen ist.« Er wollte etwas einwenden, doch sie lehnte sich an den Kotflügel, schaute auf den Boden und begann zu erzählen.
»Bogdan, also Bogdan Skoitovich, war Anwalt in Mainz. Ich hatte einen serbischen Kriminellen verhaftet und sollte als Zeugin in der Verhandlung aussagen. Er war Verteidiger und ziemlich unfair. Ich habe ihn dann am gleichen Abend zufällig in einer Kneipe wiedergetroffen. Er kam herüber und entschuldigte sich, ich solle es nicht persönlich nehmen. So sei eben der Job. Er war ungemein liebenswürdig, so ganz anders als am Mittag. Er hat mir gefallen und ich ihm auch. Wir sind ein paar Mal ausgegangen und schließlich zusammengekommen, eigentlich völlig normal. Wir liebten uns, jeder ging seinem Job nach; wie es halt so läuft. Er war aufmerksam und kultiviert, hatte Geld. So ein Typ, wie man ihn sich wünscht. Seine Kanzlei wuchs stetig, da er mehrere Sprachen beherrschte und ein guter Jurist war. Er hat einiges für Ausländer erledigt, gerade jene aus dem ehemaligen Jugoslawien.« Sie grinste Lichthaus schief an. »Ich habe nie mitbekommen, dass da krumme Dinger laufen. Er war so was von diskret.«
»Glauben Sie, er hat Kontakt zu Ihnen aufgenommen, um an Informationen heranzukommen?«, warf Lichthaus ein, doch sie schüttelte den Kopf.
»Ach, nein. Die Presse hat das falsch dargestellt. Er hat mich nie um etwas gebeten. Nur, eines Tages kamen die Kollegen von der Drogenfahndung und warnten mich. Bogdan sei eine große Nummer in der Szene. Ich habe ihnen nicht geglaubt und Bogdan verteidigt. Abends bin ich zu ihm hin und wollte die Wahrheit wissen. Er hat gelogen wie gedruckt, alles abgestritten, und ich war so dumm, ihm zu vertrauen.« Sie sah Lichthaus mit feuchten Augen an.
Er nickte leicht, um ihr zu signalisieren, dass er verstand.
»Dann kam die große Razzia und alles ist aufgeflogen. Er war die rechte Hand des großen Paten. Mittendrin in all diesem Dreck und Elend, der ganzen Gewalt. Er kannte alle Verbindungen, wusste von Auftragsmorden, ja, er hat sogar deren Bezahlung organisiert. Für mich
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