Lichthaus Kaltgestellt
Lächeln, mit dem er sie in das Restaurant begleitete. Es wirkte duster und war völlig leer. Nur draußen auf der Terrasse saß eine Gruppe Fahrradfahrer, die hier Pause machten. Lichthaus schätzte die Leute auf mindestens sechzig Jahre und amüsierte sich wie so oft über die fanatischen Bemühungen, Outfit und Technik bis zum Grotesken optimieren zu wollen. Knallbunte Funktionsshirts mit Provianttaschen auf dem Rücken wurden mit hautengen, atmungsaktiven Fahrradhosen kombiniert, Fahrradschuhe und -handschuhe gehörten selbstverständlich ebenfalls zur Ausrüstung und das alles nur, um ein bisschen zu radeln. Lichthaus hing noch seinen Betrachtungen nach, als ein schmieriger Kellner zu ihnen trat und Sophie Erdmann, die ein tailliertes T-Shirt trug, unverhohlen auf die Brüste starrte.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Wir suchen das Vorbereitungskomitee für das Burgenfest«, ergriff Florian Wenk das Wort.
Der Kellner riss sich vom Anblick des Ausschnitts los und schaute sie an. »Na, dann kommen Sie mal mit.«
Er drehte sich um und lief voraus, wobei Lichthaus seinen intensiven Schweißgeruch wahrnahm, der ihm fast den Atem raubte. Im Sicherheitsabstand folgten die Polizisten dem Kellner durch zwei kleinere Gasträume bis vor eine Tür, hinter der sie lautes Lachen vernahmen.
Der Raum dahinter war zu einer provisorischen Schaltzentrale umfunktioniert. Überall lagen Pläne und Akten auf den Tischen herum, ein Computer brummte zwischen Telefonen und leer gegessenen Tellern. Die drei Männer, die vor dem geöffneten Fenster saßen, spielten Skat und hatten wohl schon mehr als ein Bier gehabt. Als die Beamten eintraten, drehten sie sich verwundert um. Alle schienen um die fünfzig zu sein und zeigten deutlich mehr als den Ansatz eines Bauchs.
»Ein Lied für die Polizei«, grölte einer der Typen mit knallrotem Kopf und sofort stimmten die anderen ein. Der Text handelte von wilden Rittern und Jungfräulein. Die Männer schwenkten die Krüge und schienen sehr vergnügt, doch für Lichthaus ging das schiefe Gejaule und die ausgelassene Stimmung im Raum an die Grenze dessen, was seine angeschlagenen Nerven noch verkrafteten.
Nach drei endlos langen Strophen warteten die Kerle auf den nicht einsetzenden Applaus, bis der Bärtige unter ihnen, offenbar der Anführer, sich erhob und mit theatralischer Geste auf sie zukam. »War meine Minne in Ihrem Sinne, so gebt, erlauchte Fahrensleut, dem Sänger einen kleinen Deut, dass er es nicht bereue, euch wieder zu erfreue.«
Lichthaus explodierte. »Wir sind nicht hier, um Jahrmarkt zu spielen. Dafür ist unsere Zeit zu schade«, polterte er los. »Wer von Ihnen für die Sicherheit der Veranstaltung zuständig ist, soll gefälligst mitkommen, damit wir unsere Arbeit tun können.« Er ließ die anderen stehen und ging hinaus vor das Haus, um sich wieder über seine Unbeherrschtheit zu ärgern. Andererseits wussten die Verantwortlichen der Gruppe nun, woran sie mit ihm waren. Jetzt würden sie sich bestimmt leichter an das Gebot der Verschwiegenheit halten.
Wenig später kamen Sophie Erdmann, Wenk, Scherer und der Bärtige heraus, der sich Lichthaus mit einer Entschuldigung als Engelbert Traunberg vorstellte. Während sie den Weg zum Kassenhäuschen gingen, erzählte Traunberg, dass sie inzwischen das größte Historienfest der Region ausrichteten. Es begann samstags und endete am Sonntag. Dafür würde die Straße hierher teilweise gesperrt werden, und vom Ort und einem Parkplatz gleich neben der Autobahnausfahrt sollte ein Shuttleservice die Besucher zum Fest und wieder zurückbringen.
Schwitzend gingen sie zwischen den befestigten Mauern der verfallenen Burg bis ganz hinauf zum einzig verbliebenen Turm, zu dessen Füßen ein Kinderturnier und eine Theateraufführung stattfinden sollten. Traunberg erklärte die Sicherheitsmaßnahmen. Lichthaus überließ es den anderen, dies zu besprechen, während er zu der kleinen Aussichtsplattform auf dem Turm hinaufstieg und sich umschaute. Unten, direkt neben dem Kassenhäuschen gelangte man durch ein Tor in die Burganlage. Laut Traunberg sollten dort unten Stände stehen, an denen man mittelalterliche Speisen und Getränke bekommen würde. Von dem Platz zog sich ein Fußweg zu seinem Standort hinauf. Der Burgbering war kein wirkliches Überwachungsproblem, da das große Tor einfach zu beobachten wäre.
Etwas weiter unten sah er die große Aue, die im Halbrund von der Lieser umflossen wurde. Und die Turnierwiese, auf der die
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