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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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anständiges Taschentuch. Ich weiß nicht, wie man sich mit so was richtig die Nase putzen kann.«
    Mit gerunzelter Stirn griff er mit der freien Hand in seine Tasche, worauf sich in seinem Gesichtsausdruck Ekel ausdrückte. »Puh«, sagte er und brachte einen braunen, zerquetschten Apfelrest zum Vorschein. »Ich hatte ihn vergessen — wie glitschig und eklig.« Er schleuderte den Apfel weit in die entfernteste Ecke des Dachbodens. Er prallte auf, rutschte ein Stück und rollte in den Schatten.
    Simon grinste: »Das zieht die Ratten an. Auf allen Dachböden sind Ratten. Wir werden sie gleich gierig quieken hören und dann zwei grüne, feurige Punkte sehen, und dann werden wir hier überall Ratten haben. Erst werden sie den Apfelrest essen und sich dann über uns hermachen.«
    Jane wurde blass. »Oh nein, hier können doch keine Ratten sein.«
    »Wenn welche hier wären, hätten sie längst all diese Zeitungen gefressen«, sagte Barney hoffnungsvoll. »Das stimmt doch?«
    »Ich vermute, sie mögen keine Druckerschwärze. In allen alten Häusern gibt es Ratten. In unserer Schule gibt es auch welche. Man kann sie manchmal auf dem Dach herumhuschen hören. Aber wenn ich mir's überlege: Ihre Augen sind rot, nicht grün.« Simons Stimme klang nicht mehr ganz so munter. Er fühlte sich jetzt selber wegen der Ratten nicht mehr ganz wohl. »Vielleicht wäre es besser, diesen Apfelrest wieder aufzuheben. Für alle Fälle.«
    Barney gab einen übertriebenen Seufzer von sich und stand auf, während er seinen Kuchen mit zwei Riesenbissen herunterwürgte. »Wo ist er denn hingefallen? Irgendwo dahinten hin. Warum haben sie wohl nichts in diese Ecke gestellt?«
    Er kroch ziellos auf Händen und Knien herum. »Kommt und helft mir. Ich kann ihn nicht finden.« Dann bemerkte er dort, wo die Bretterverschalung der Dachschräge auf den Fußboden stieß, eine dreieckige Lücke. Er spähte hindurch und sah das Tageslicht gedämpft durch die Ritzen zwischen den Dachpfannen schimmern. Direkt hinter der Öffnung waren die Bodenbretter zu Ende, und er konnte darunter die in weiten Abständen verlegten Balken fühlen.
    »Ich glaube, er muss durch dieses Loch gerutscht sein«, rief er. »Ich werde mal nachsehen.«
    Jane ließ sich neben ihn fallen. »Oh, sei vorsichtig, da könnte eine Ratte sein.«
    »Könnte sein«, rief Barney, der schon halb in der Öffnung steckte. »Durch die Ritzen kommt Licht und ich kann ein bisschen sehen. Aber ich sehe keinen Apfel. Vielleicht ist er über die Bodenbretter hinausgerutscht. Au!«
    Seine hintere Hälfte machte einen plötzlichen Ruck.
    »Was ist los? Oh, komm doch zurück!« Jane zerrte an seiner Hose.
    »Ich habe etwas berührt. Es kann aber keine Ratte sein. Es hat sich nicht bewegt. Wo ist es jetzt hingerutscht ... da hab ich's. Fühlt sich wie Pappe an. Puh — da ist auch dieses eklige Apfelstück.«
    Seine Stimme wurde plötzlich lauter, während er rückwärts aus dem Loch herauskroch. Er war rot und blinzelte. »Also, da ist er«, sagte er triumphierend und schwenkte das Apfelgehäuse. »Jetzt muss die Ratte herkommen und es sich holen. Aber ich glaube gar nicht, dass welche da sind.«
    »Was ist denn das andere, was du da hast?« Simon warf einen neugierigen Blick auf einen zerfetzten, rollenartigen Gegenstand in Barneys anderer Hand.
    »Vermutlich ein Stück Tapete. Ihr seid gemein, ich wette, ihr habt den ganzen Kuchen aufgegessen.« Barney rannte zurück, dass die Bodenbretter rappelten. Er setzte sich hin, zog sein Taschentuch heraus, schwenkte es vor Janes Gesicht, wischte sich damit die Hände und machte sich über den nächsten Kuchen her. Während sie aßen, griff er wie zufällig nach der Rolle, die er gefunden hatte. Er hielt die eine Seite mit dem Zeh auf dem Boden fest und rollte das Blatt mit einem Stück Holz so weit zurück, bis es ausgebreitet vor ihnen lag.
    Und jetzt, da sie sahen, worum es sich handelte, vergaßen sie plötzlich zu essen, sie starrten nur.
    Das Blatt, das Barney vor ihnen ausgerollt hatte, war kein Papier, sondern eine Art dickes bräunliches Pergament, elastisch wie Stahl, mit langen Bruchlinien, deren Ränder nach oben gebogen waren. Auf der Innenseite war ein zweites Blatt aufgeklebt; es war dunkler und sah viel älter aus, die Ränder waren zerfranst, und es war mit einer kleinen Schrift mit seltsamen, wie zusammengepresst wirkenden dunkelbraunen Buchstaben bedeckt.
    Unter der Schrift war das Blatt dünn und zerschlissen, als wäre es vor langer Zeit

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