Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Licht ist hier auch nicht sehr gut.«
»Du machst nur Ausflüchte.«
»Nein, das stimmt nicht. Es ist nur sehr schwierig.«
»Nun, wenn du Latein nicht einmal erkennst, wenn du es vor dir hast, dann kannst du wohl nicht so gut darin sein, wie du immer behauptest.«
»Schau noch mal genau«, sagte Barney hoffnungsvoll.
»Ich glaube, es sind zwei Teile«, sagte Simon langsam. »Oben ist ein kurzer Abschnitt, dann kommt eine Lücke und dann ein viel längerer Abschnitt. Mit dem zweiten Teil kann ich gar nichts anfangen, aber der erste sieht so aus, als könnte es Latein sein. Das erste Wort sieht wie
cum
aus, das heißt: mit. Aber ich kann nicht lesen, was dahinter kommt. Dann kommt später
post multos annos,
das heißt: nach vielen Jahren. Aber die Schrift ist so klein und so verwischt, ich kann nicht — wartet mal, in der letzten Zeile stehen ein paar Namen. Da steht
Mar
nein,
Marco Arturoque.«
»Wie Marco Polo«, sagte Jane zweifelnd. »Was für ein komischer Name.«
»Es ist nicht ein Name, es sind zwei.
Que
heißt und. Sie setzten es nur ans Ende, nicht in die Mitte. Und O am Ende ist der Ablativ von
us,
es heißt also von oder mit Marcus und Arturus.«
»Mit oder von? Was für — Barney! Was ist denn los?«
Barney hatte plötzlich stotternd und mit rotem Gesicht mit der Faust auf die Bretter gehauen, hatte dann Luft geholt, um etwas zu sagen und stattdessen angefangen, schrecklich zu husten.
Sie klopfte ihm auf den Rücken und ließen ihn aus der Limonadenflasche trinken.
»Marcus und Arturus«, sagte er heiser und schluckte. »Versteht ihr denn nicht? Das sind Mark und Arthur! Es handelt von König Arthur und seinen Rittern. Mark war einer von ihnen und er war König von Cornwall. Es muss sich um sie handeln.«
»So was!«, sagte Simon. »Ich glaube, er hat Recht.«
»Das
muss
es sein. Ich wette, der alte König Mark hat irgendwo einen Schatz hinterlassen, und darum ist auch ein Plan dabei.«
»Vielleicht finden wir ihn!«
»Wir wären reich.«
»Wir wären berühmt.«
»Wir müssen es Mutter und Vater sagen«, sagte Jane.
Die beiden Jungen hörten auf, sich gegenseitig begeistert zu knuffen und sahen sie an.
»Wozu das denn?«
»Nun«, sagte Jane zögernd und etwas verblüfft. »Ich dachte, das müssten wir, das ist alles.«
Barney stand wieder auf und runzelte die Stirn. Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, das inzwischen einige Schattierungen dunkler aussah als am Morgen.
»Ich weiß nicht, was sie sagen würden.«
»Ich weiß, was sie sagen würden«, sagte Simon bestimmt. »Sie würden sagen, wir bildeten uns das alles nur ein, und auf alle Fälle würden sie sagen, wir sollten das Manuskript wieder dorthin legen, wo wir es gefunden haben, weil es uns nicht gehört.«
»Nun«, sagte Jane, »das ist doch auch so!«
»Es ist ein gefundener Schatz. Und was man findet, kann man behalten.«
»Aber wir haben es nicht in unserem Haus gefunden. Es gehört dem Kapitän. Du weißt doch, dass Mutter gesagt hat, wir dürften nichts anrühren.«
»Sie hat gesagt, wir dürften nichts anrühren, was weggelegt worden ist. Aber dieses Manuskript ist nicht weggeräumt worden, es ist einfach in eine Ecke geschmissen worden.«
»Ich habe es gefunden«, sagte Barney. »Es war weggeworfen und ganz staubig. Ich wette, der Kapitän hat keine Ahnung, dass es hier war.«
»Also ehrlich, Jane«, sagte Simon. »Es geht nicht, dass man einen Plan zu einem vergrabenen Schatz findet und einfach sagt: wie nett! Und ihn wieder dahin legt, wo man ihn gefunden hat. Und das würden sie von uns verlangen.«
»Na gut«, sagte Jane zögernd, »wahrscheinlich hast du Recht. Wir können ihn ja nachher immer noch hinlegen.«
Barney hatte sich wieder dem Manuskript zugewandt. »He«, sagte er, »seht euch mal diesen oberen Teil an, ich meine das alte Manuskript, das auf das Pergament geklebt worden ist. Woraus ist es gemacht? Ich dachte, es wäre Pergament, wie das äußere Blatt. Aber das ist es nicht, seht es euch genau an. Und es ist auch kein Papier. Es ist ein komisches, dickes Zeug und es ist hart wie Holz.«
Er berührte die seltsame braune Fläche vorsichtig am Rand.
»Gib Acht«, sagte Jane ängstlich, »es könnte vor unseren Augen zu Staub zerfallen oder so was.«
»Ich vermute, du möchtest es immer noch gern allen Leuten zeigen«, sagte Simon höhnisch. »›Schaut mal, was wir gefunden haben. Dürfen wir es einmal anfassen?‹ Und dann würdest du ihnen ein Häufchen Staub in einer
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