Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
kommen, wo die Wurzel eines Eichenbaumes eine große Rolle in deinem jungen Leben spielen wird. Aber Eiche ist nicht das Holz für das Zeichen. Unser Holz ist eins, das die Finsternis nicht liebt. Eberesche, Will, das ist unser Baum. Bergesche. Die Bergesche hat Eigenschaften wie kein anderes Holz der Erde und diese brauchen wir. Allerdings muss das Zeichen Belastungen aushalten, denen Eschenholz nicht gewachsen ist. Darum muss das Zeichen wieder geboren werden« — er hielt es zwischen seinem langen Zeigefinger und dem gebogenen Daumen in die Höhe — »alle hundert Jahre.«
    Will nickte. Er sagte nichts. Er war sich jetzt der Menschen im Raum sehr bewusst. Es war, als konzentrierten sie sich alle ganz fest auf eine Sache, man konnte die Anspannung fast hören. Und plötzlich schienen sie immer mehr zu werden, eine endlose Schar, die sich über das Haus hinaus, über dies Jahrhundert hinaus in alle Zeiten erstreckte.
    Was nun geschah, konnte er nicht ganz verstehen. Merriman streckte plötzlich die Hand vor, brach das hölzerne Zeichen entzwei und warf es ins Feuer, wo ein großes, einzelnes Scheit, wie ihr eigenes Julscheit, halb heruntergebrannt war. Die Flammen zuckten hoch. Dann wandte sich Miss Greythorne dem kleinen Mann im grünen Samtrock zu, nahm die silberne Kanne, aus der er den Trank ausgeschenkt hatte, und goss den Inhalt ins Feuer. Es zischte und dampfte, dann war das Feuer erloschen. Sie beugte sich in ihrem langen weißen Kleid vor, streckte den Arm in den Rauch und holte aus der qualmenden Asche das angekohlte Stück des großen Scheits. Es sah aus wie eine große, unregelmäßige Scheibe.
    Sie hielt das Holzstück in die Höhe, dass alle es sehen konnten, und begann schwarze Stücke davon abzuschälen, als schälte sie eine Orange; ihre Finger bewegten sich schnell, die verkohlten Ränder fielen ab und das Skelett des Holzstücks kam zum Vorschein: ein klarer, glatter Ring mit einem Kreuz in der Mitte.
    Es war keine Unregelmäßigkeit zu sehen, es war, als hätte das Holz immer diese Form gehabt. Und an Miss Greythornes weißen Händen klebte keine Spur von Asche oder Ruß.
    »Will Stanton«, sagte sie und wandte sich ihm zu: »Hier ist dein drittes Zeichen. Ich darf es dir nicht in diesem Jahrhundert geben, deine Aufgabe musst du in deiner eigenen Zeit erfüllen. Aber das hölzerne Zeichen ist das Zeichen des Lernens, und wenn du gelernt hast, was du lernen musst, wirst du es finden. Ich kann deinem Geist die Wege einprägen, die dieses Finden nehmen wird.« Sie blickte Will fest an, dann hob sie die Hand und schob den hölzernen Ring in das dunkle Loch in der Täfelung. Mit der anderen Hand drückte sie auf die geschnitzte Rose in der Wand darüber und ebenso schnell wie zuvor war die Öffnung verschwunden. Die hölzerne Täfelung war wieder glatt und ohne Riss.
    Will starrte hin. Erinnere dich, wie sie es gemacht hat, erinnere dich ... Sie hatte auf die erste Rose über der linken oberen Ecke gedrückt. Aber jetzt waren in dieser Ecke drei Rosen in einer Gruppe; welche musste man drücken? Während er näher hinsah, bemerkte er überrascht und erschrocken, dass die ganze Täfelung jetzt in Vierecke aufgeteilt war, und jedes enthielt eine einzelne, vierblättrige Rose. Waren sie in diesem Augenblick unter seinen Augen gewachsen? Oder waren sie schon immer da gewesen und er hatte sie, vom Licht getäuscht, nicht gesehen? Er schüttelte erschrocken den Kopf und sah sich nach Merriman um. Aber es war zu spät. Niemand war in seiner Nähe. Die feierliche Stille war vorüber; die Lichter brannten wieder hell und alles plauderte vergnügt. Merriman flüsterte Miss Greythorne etwas zu, er musste sich tief bücken, um ihr Ohr zu erreichen. Will spürte, wie ihn jemand am Arm fasste, und fuhr herum.
    Es war der kleine Mann im grünen Samtrock, der ihm winkte. Am anderen Ende des Saales, bei der Tür, begannen die Musikanten, die die Weihnachtslieder begleitet hatten, wieder zu spielen, eine sanfte Musik von Schnabelflöten, Violinen und einer Harfe. Sie spielten wieder ein Weihnachtslied, ein ganz altes, älter als das Jahrhundert in diesem Saal.
    Will hätte gern zugehört, aber der kleine Mann hatte ihn beim Arm genommen und zog ihn beharrlich auf eine Seitentür zu.
    Will sträubte sich und blickte sich nach Merriman um. Die hohe Gestalt richtete sich sofort auf, drehte sich besorgt um, aber als er sah, was geschah, beruhigte sich Merriman, er hob zustimmend die Hand. Will spürte, wie Zuversicht ihn

Weitere Kostenlose Bücher