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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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drang von unten ganz allmählich schwaches Licht zu ihnen. Will erhaschte einen Blick auf die Wände, die sie umgaben, dann sah er die Stufen unter seinen Füßen, und dann erschien nach einer Biegung im langen tunnelartigen Treppenschacht der helle Kreis, der sein Ende markierte. Das Licht wurde heller, der Kreis größer. Will fühlte seine Schritte schneller, eifriger werden und verspottete sich selbst, konnte aber nichts dagegen tun.
    Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht und er blieb auf den letzten Stufen der Treppe stehen, außerhalb des Lichts. Er hörte, wie Bran und der Hund ebenfalls sofort stehen blieben. Will versuchte, auf seine Sinne zu hören, die Ursache der Warnung zu ergründen. Er sah, ohne es richtig zu sehen, dass die Stufen, auf denen sie standen, mit unendlicher Mühe symmetrisch aus dem Fels geschnitten waren, vollkommen in den Proportionen, glatt wie Glas und jede Einzelheit so deutlich, als seien die Felsen erst gestern bearbeitet worden. Und doch befand sich eine erkennbare Vertiefung inmitten einer jeden Stufe, die nur durch jahrhundertelange Benutzung der Treppe entstanden sein konnte. Dann hörte er auf, diese Dinge zu beachten, denn aus dem tiefsten Inneren heraus sagte ihm eine Stimme, was er zu tun hatte.
    Sorgfältig schob er den linken Ärmel seines Sweaters bis zum Ellbogen zurück, sodass der Unterarm unbedeckt war. Auf der Innenseite seines Armes wurde deutlich wie ein Brandmal die bläuliche Narbe sichtbar, die einst unbeabsichtigt dort eingebrannt worden war: das Zeichen des Lichts, ein durch ein Kreuz geviertelter Kreis. In einer bewusst langsamen Geste, halb abwehrend, halb herausfordernd, hielt er den Arm gebeugt vor sein Gesicht, als wolle er die Augen vor einem grellen Licht schützen oder einen Schlag abwehren. Dann ging er die letzten Stufen hinunter und trat vor ins Licht. Als er den Boden berührte, traf ihn wie ein Schock eine Empfindung, wie er sie noch nie erlebt hatte. Ein strahlend weißes Gleißen blendete ihn und verging; ein kurzer gewaltiger Donnerschlag betäubte seine Ohren und verging; eine gewaltige Kraft wie von einer Explosionswelle zerrte heftig an seinem Körper und verging. Will stand ganz still, schwer atmend. Er wusste, dass er sie mithilfe seines außergewöhnlichen Schutzes durch die letzte Tür der Hohen Magie gebracht hatte: eine lebende Barriere, die jeden unerwünschten Eindringling zerstören würde in einem einzigen Energiestrom, der so unvorstellbar war wie die Vernichtung der Sonne. Dann sah er in den Raum vor sich, und in einem Moment der Sinnestäuschung glaubte er, die Sonne selbst zu sehen.
    Es war ein gewaltiger, höhlenartiger Raum mit hoher Decke, von flackernden Fackeln beleuchtet, die in Haltern an den steinernen Wänden steckten, und von Rauchwolken durchzogen. Der Rauch kam von den Fackeln. Doch im Mittelpunkt des Raumes brannte ein großes glühendes Feuer auf dem Boden, für sich, ohne Abzug oder Feuerstelle. Es rauchte überhaupt nicht, sondern brannte mit einem weißen Licht von solcher Helligkeit, dass Will nicht direkt hinsehen konnte. Es ging keine große Hitze von diesem Feuer aus, aber der aromatische Duft brennenden Holzes hing in der Luft und das knackende, prasselnde Geräusch eines Holzfeuers war zu hören.
    Will ging weiter, an dem Feuer vorbei, und winkte Bran, ihm zu folgen. Als er sah, was ihn erwartete, blieb er abrupt stehen.
    Undeutlich durch den Rauch zu erkennen, saßen drei Gestalten am Ende des Raumes, auf drei großen Thronen, die aus glattem walisischen Schiefer angefertigt zu sein schienen. Sie bewegten sich nicht. Es schienen Männer zu sein, sie trugen lange, mit Kapuzen versehene Roben in verschiedenen Blautönen. Eine Robe war dunkel, die andere hell, und die in der Mitte von dem wechselnden Grünblau des Meeres im Sommer. Zwischen den drei Thronen standen zwei kunstvoll geschnitzte Holztruhen. Zuerst schien sich nichts sonst in dem riesigen Raum zu befinden, aber nachdem Will sich einen Moment umgesehen hatte, wusste er, dass sich etwas bewegte in den tiefen Schatten hinter dem Feuer, in der Dunkelheit überall um die drei im Licht sitzenden Herren herum. Sie waren die hellen Gestalten auf einer dunklen Leinwand, im Licht, um das Auge zu fesseln; hinter ihnen im Dunkeln lauerten andere Wesen unbekannter Art.
    Über das Wesen der drei Gestalten konnte er nichts sagen, außer dass er große Kraft spürte. Und obwohl er ein Uralter war, konnten seine Sinne die sie umgebende Dunkelheit nicht

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