Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
nach einer zweiten Leine, die vom Boot ausgeworfen wurde. Gemeinsam machten sie das Boot vorn und achtern an zwei Bäumen fest, während es von der hereinströmenden Flut hin und her geschaukelt wurde.
    »Gut gemacht, dass ihr hier sicher angekommen seid«, sagte Gwion und legte beiden eine Hand auf die Schulter. »Und jetzt weiter.« Er machte sich sofort den Fluss entlang auf den Weg und schlug ein rasches Tempo an.
    Will folgte ihm; er hatte das Gefühl, ein harter, verspannter Knoten zwischen seinen Schulterblättern habe sich gelöst. »Erklären Sie, erklären Sie«, sagte Bran und machte größere Schritte, um mitzukommen. »Wie sind Sie hierher gekommen? Warum das Boot? Woher wussten Sie, wo Sie uns finden würden, und wann?«
    Gwion lächelte ihn an. »Wenn dir die volle Kraft verliehen worden ist, Bran Davies aus Clwyd, wirst du so viel Vertrauen haben wie Will und dir nicht die Mühe machen, solche Fragen zu stellen. Ich bin einfach hier, weil ihr mich brauchen werdet. Und so breche ich das Gesetz des Verlorenen Landes, das uns untersagt, Beziehungen zum Licht oder zur Finsternis aufzunehmen, wenn sie einander bekämpfen. Wie ich zweifellos auch in Zukunft dieses Gesetz brechen werde, bis zum Ende der Zeit. Vorsicht jetzt ...« Er senkte die Stimme und ging langsamer, während er gleichzeitig beide Arme ausstreckte, um sie zurückzuhalten.
    Sie waren ans Ende der zerstreut wachsenden, vom Wind gebeugten Eichen und Kiefern gekommen, die hier das Flussufer säumten. Vor ihnen lag jetzt die Burg des Verlorenen Landes, ein schimmernder Turm, der die ihn umgebenden hohen Bäume überragte.
    Gwion war plötzlich ernst geworden. Er ließ die Arme fallen und stand einen Augenblick lang da, als habe er Will, Bran, sich selbst und alles andere vergessen — außer dem Anblick des einsamen glitzernden Turmes vor ihm.
    »Caer Wydyr«,
sagte er leise, fast flüsternd. »So schön, wie er immer gewesen ist. Und mein großer, gramerfüllter König ist dort drinnen eingesperrt, nie fähig, diese Schönheit zu sehen. In der Tat ist niemand, im ganzen Verlorenen Land niemand, fähig, diese Schönheit zu sehen außer den Herren der Finsternis.«
    Will sah sich ruhelos nach allen Seiten um. »Und sie sind überall und doch nicht zu sehen.«
    »Überall«, sagte Gwion. »Zwischen den wachenden Bäumen.
    Aber sie können den Bäumen nichts anhaben, genauso wenig, wie sie den König oder seine Burg anrühren können.«
    Die hohen Bäume umstanden den Turm in einem unregelmäßigen Kreis und umhüllten ihn mit ihren Blättern und Zweigen; er erhob sich aus ihnen wie eine Insel aus einem grünen Meer.
    »Sieben Bäume, sagte die Alte Dame.« Bran wandte sich an Will. »Sieben Bäume. Genauso wie die sieben Schläfer, die einst vor unseren Augen über dem Llyn Mwyngil erwachten, um fortzureiten in die Zukunft.« Die gelbbraunen Augen in seinem blassen Gesicht funkelten; er sah sich nach allen Seiten um, furchtlos, fast herausfordernd, für den Augenblick von einer fieberhaften Zuversicht erfüllt, wie Will es noch nie gesehen hatte.
    Will sagte langsam: »Aber es waren sechs Schläfer.«
    »Sieben werden es sein«, sagte Bran, »am Ende werden es sieben sein. Und dann werden sie nicht mehr Schläfer heißen, sondern Reiter, wie die Herren der Finsternis.«
    »Hier ist der erste Baum«, sagte Gwion. Seine Stimme war ausdruckslos, aber Will hatte das Gefühl, er ändere absichtlich das Thema. Vor ihnen, nahe am Fluss, standen mehrere Bäume mit schlanken Stämmen, grüner Rinde und breiten, runden, tanzenden Blättern nahe beieinander.
    »
Y gwernen«,
sagte Bran. »Erle. Wächst mit nassen Füßen, wie sie das auch in unserem Tal tut, und John Rowlands beschimpft sie als Unkraut, wo er sie nur sieht.«
    Gwion brach drei kleine Zweige von einem Erlenast ab, am Ansatz, wo sie weder knicken noch zerfasern würden. »Manchmal vielleicht eine Art Unkraut, aber ein Holz, das weder splittert noch verfault. Der Baum des Feuers, das ist die Erle. In ihr ist die Kraft des Feuers, die Erde von Wasser zu befreien. Und vielleicht brauchen wir diese Kraft. Hier.« Er gab ihnen beiden einen Zweig und ging weiter, auf den breiten Baldachin einer Weide mit ihren schlanken Ästen und langen Blättern zu. Wieder brach er drei Zweige ab und hielt ihnen zwei hin.
    »Weide, Baum des Zauberers«, sagte Will, dessen Gedanken einen langen Weg zurückgewandert waren zu einem sehr alten Buch, das Merriman ihm gezeigt hatte, als er lernte, die Fähigkeiten

Weitere Kostenlose Bücher