Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
ärgerlichen Ausruf von sich und lockerte die Zügel, um das Pferd in einem weiten Kreis herumzuführen und so zu beruhigen.
»Sieh nur!«, flüsterte Bran. Er starrte auf den Boden.
Will schaute nach unten. Unter der hoch stehenden, stechenden Sonne warfen er und Bran kurze, gedrungene Schatten auf die unebene Grasnarbe, aber als der Weiße Reiter und sein Pferd den Kreis schlossen und wieder zu ihnen kamen, fiel kein Schatten auf das leuchtende Gras unter den vier Hufen.
»Ah ja«, sagte Will leise. »Die Finsternis wirft keinen Schatten.« Der Weiße Reiter sagte klar und selbstsicher: »Ihr werdet zurückgehen.«
Will stand auf. »Wir werden nicht zurückgehen, Reiter. Wir sind gekommen, um das Schwert zu holen.«
»Das Schwert ist weder für uns noch für euch bestimmt. Wir werden euch unbehelligt gehen lassen und das Schwert bleibt bei seinem Schöpfer.«
»Sein Schöpfer hat es für das Licht gemacht«, sagte Will, »und wenn wir kommen, um es zu holen, wird er es uns geben. Und dann werden wir in der Tat unbehelligt fortgehen, Herr, ob die Finsternis es gestattet oder nicht.«
Der Weiße Reiter schaute auf ihn herunter, sein weibischer Mund war zu einem merkwürdigen, beunruhigenden Hohnlächeln der Erleichterung verzogen. »Wenn es das ist, was ihr von dem Land erwartet«, sagte er, »dann seid ihr solche Dummköpfe, dass wir nichts zu befürchten haben von euch.«
Und ohne ein weiteres Wort lenkte er sein Pferd in eine andere Richtung und ritt den gewundenen Bach entlang davon, um hinter den Bäumen zu verschwinden.
Es herrschte Stille. Das Wasser murmelte.
Bran rappelte sich vom Boden auf und schaute dem Reiter beunruhigt nach. »Was meinte er?«
»Ich weiß es nicht. Aber es gefiel mir nicht.« Will schauderte plötzlich. »Die Finsternis umgibt uns von allen Seiten. Spürst du es?«
»Ein wenig«, sagte Bran. »Nicht richtig, nicht so wie du. Ich spüre nur ... dies ist ein trauriger Ort.«
»Wohnort eines traurigen Königs.« Will sah sich um. »Ob wir dem Bach folgen sollten?«
»Sieht so aus.« Sie sahen die Kuppel und den goldenen Pfeil der Burg zwischen den Bäumen aufragen, hinter der Biegung des Flusses.
Das Ufer war grasbewachsen. Es gab keinen Pfad, aber weder Bäume noch Büsche behinderten ihren Weg. Der Fluss blieb schmal, etwa sechs Meter breit, aber sein Bett zwischen dem struppigen Gras der Ufer wurde immer breiter, eine schimmernde Fläche von Sand. Es war jetzt sauberer goldener Sand, ungetrübt von Schlamm.
»Es ist Ebbe«, sagte Bran, als er sah, dass Will auf den Sand schaute. »Wie am Dyfi. Wenn die Flut kommt, wird sie den Sand bedecken, und der Fluss wird doppelt so breit sein. Es fängt schon an, schau.«
Er streckte den Finger aus. Will sah das Wasser in den Fluss strömen und das fließende Wasser änderte die Richtung. Der Hauptfluss in der Mitte bewegte sich immer noch auf das Meer zu, doch zu beiden Seiten drückte die Flutwelle das Wasser vom Meer herein.
»Könnte man jetzt nicht trinken«, sagte Bran. »Zu viel Salz.«
Der Fluss wurde breiter, während sie weitergingen, und die Flut strömte kraftvoller herein. Am anderen Ufer waren die Bäume kleiner und spärlicher. Gelegentlich erhaschten sie hinter Gestrüpp und Weideland einen Blick auf die breite Flussmündung und die Berge, die sich in der Ferne erhoben. Dann sahen sie plötzlich ein rechteckiges braunes Segel und mit der Flut kam durch aufschäumende Wellen ein Boot auf sie zugeschossen. Das Segel bauschte sich zwischen zwei kräftigen Holzrahen rechtwinklig zum Mast auf, dann fielen die Rahen rasselnd auf das Deck und das Segel kam herunter.
Das Boot steuerte das Ufer neben ihnen an. Will schaute voller Erstaunen auf die Gestalt, die das Segel zusammenrollte. »Es ist Gwion!«
Gwion, schlank und schwarz gekleidet, sprang mit einer Leine in der Hand behände in den Bug und von dort aus an Land, als das Boot am Ufer aufsetzte. Er sah Will und Bran an, sein vertrautes Lächeln strahlte über dem gepflegten grauen Bart auf; dann rief er auf Walisisch etwas zum Boot hinüber. Ein untersetzter Mann mit schwarzem Haar und einem rotbraunen Gesicht stand dort an der langen Ruderpinne hinter dem einzigen kurzen Mast; es war ein breitbauchiges Boot, fast wie das Rettungsboot eines Schiffes. Der Mann antwortete Gwion. Will sah Bran fragend an.
»Es geht um das Festmachen des Bootes«, sagte Bran. »Und dass man die Flut erwischt, obwohl ich ...
tafla 'r rhaff yna i mi«,
sagte er plötzlich und griff
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