Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
frisches Glas Wasser ein und amüsierte sich damit, dass er es den Ameisen in den Weg sprenkelte. Einige vereinzelte Vorhutsoldaten reagierten, indem sie den Kopf in das Wasser tauchten und mit winzigen Wassertröpfchen zwischen den Kiefern – wie Diamanten in Bernstein – zu ihren Kameraden zurückmarschierten. Aber der Großteil des Schwarms strömte ungehindert weiter, zu fest im Griff der abgesonderten Kolonie-Pheromone, um auch nur für das Lebensnotwendigste davon abzuweichen.
    Arkady versuchte es noch eine Weile und wünschte sich, er hätte seine Sammelbehälter dabei. Er suchte nach dem verräterischen länglichen Brustpanzer einer wandernden Königin und versuchte sich zu erinnern, ob kolonisierende Pharao-Ameisen ihre überzähligen Königinnen mitnahmen oder sie absonderten und umbrachten.

    Schließlich saß er nur noch da, vor Erschöpfung wie betäubt, und sah die Ameisen von einer Dunkelheit in die andere flitzen, auf der Suche nach einem flexiblen Ding namens Heimat.
     
     
     
    A rkady schreckte aus dem Schlaf und wusste, auch wenn er nicht sagen konnte warum, dass er nicht allein war.
    Er drehte sich herum und sah Mosche auf dem Stuhl neben dem Bett sitzen, in einen Abglanz des Sternenlichts getaucht, das von den Solarsegeln des Frachters reflektiert wurde.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Mosche.
    Arkady setzte sich auf und bedeckte seine Blöße mit der groben Decke. »Wie spät ist es?«
    »Früh. Oder auch spät, je nachdem, wie man es betrachten möchte. Aber ich nehme an, dass Menschen, die im Weltraum aufgewachsen sind, beim Wechsel von einer Station zur anderen nicht unter Jetlag leiden. Wenn du dich anziehen willst, nur zu.«
    Er stand auf und kleidete sich an. Mosches Blick folgte ihm durch die Kabine.
    »Darf ich die Toilette benutzen?«
    »Niemand hält dich auf.«
    Er ging ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich, putzte sich die Nase und ging in die Kabine zurück.
    Mosche saß immer noch in dem Stuhl, aber inzwischen war das Licht eingeschaltet. »Setz dich«, sagte er und deutete aufs Bett.
    Das Bett, das ihm so hart vorgekommen war, als er einzuschlafen versuchte, fühlte sich jetzt zu weich an. Er konnte nicht gerade sitzen. Und es hatte etwas Entwürdigendes, sich in das zerwühlte Bettzeug sinken zu lassen, während
Mosche straff und aufrecht wie ein Zinnsoldat auf seinem Stuhl saß.
    »Es sieht so aus, als hätten meine Vorgesetzten kalte Füße bekommen. Sie haben beschlossen, dass ich entscheiden soll, ob wir dich durch das Embargo schleusen oder dich in den Teich zurückfallen lassen, damit dich der nächste Fisch verschlingt, der vorbeischwimmt. Mit anderen Worten, sie haben Entscheidungen auf mich abgewälzt, für die eigentlich sie bezahlt werden. Werden in den Syndikaten eigentlich auch nur eigennützige Inkompetenzlinge befördert? Oder seid ihr schon darüber hinausgewachsen?«
    »Äh … noch nicht ganz.«
    »Nun, das sollte es mir ein bisschen einfacher machen.« Er legte den Kopf schräg, als versuche er seine Gefühle einzuschätzen. »Ist aber nicht so. Übrigens, Arkady, wir werden über Spinvideo beobachtet. Ist das ein Problem für dich?«
    »Macht es einen Unterschied, was ich darüber denke?«
    »Nein. Aber ich dachte mir, ich frage mal. Meine Mutter hat mich zur Höflichkeit erzogen. Du weißt doch wohl, was eine Mutter ist, oder?«
    »Ich habe Hündinnen mit Welpen gesehen«, sagte Arkady zweifelnd.
    Mosche warf ihm einen harten, unfreundlichen Blick zu. »Novalis«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Von Anfang an. Erzähl mir alles. Erzähl mir über die Erkundungsmission. Erzähl mir über dieses Genie Arkasha und seine brillante Entdeckung. Darum dreht sich doch unser Geschäft, oder? Eine genetische Waffe, die dieser Arkasha entwickelt hat?«
    »Keine Waffe. Ein Antidot.«
    Mosche schnaubte. »Wenn du meinst, dass es zwischen beidem einen Unterschied gibt, hast du die letzten fünfhundert Jahre der menschlichen Geschichte grob missverstanden.«
    Arkady blinzelte und räusperte sich. Dieses Gespräch nahm einen gefährlichen Verlauf; technische Kenntnisse waren eine Sache, aber Mosche durchschaute ihn viel zu gut, wenn sie
einen Abstecher in verallgemeinernde ideologische Debatten unternahmen. »Arkasha hat sie nicht entdeckt. Das sagte ich Ihnen bereits. Die UN hat sie gespleißt und gegen uns einzusetzen versucht, was einen Verstoß gegen das Abkommen darstellt. Arkasha hat nur eine Probe isoliert. Ich bin bereit, Sie Ihnen zu

Weitere Kostenlose Bücher