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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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kommt?«
    »Wir hatten eine taktische Einheit im Kälteschlaf dabei, die wir bei Bedarf aufwecken konnten.«
    »Und ihr wolltet sie drei Jahre lang plus Reisezeit auf Eis liegen lassen? Habt ihr noch nie etwas von fairen Arbeitsverträgen gehört?«
    Arkady vermutete, es sei ein Scherz, deshalb lächelte er.
    »Jetzt mal im Ernst. Warum habt ihr sie nicht aufgetaut, als es schlimm wurde?«
    Arkady unterdrückte ein Schaudern. »Sie haben noch nie mit taktischen Konstrukten zu tun gehabt.«
    »Waren die Ahmeds keine taktischen Konstrukte?«
    »Die Ahmeds sind A-Klasse-Konstrukte. Für militärische Einsätze, ja. Aber keine taktischen Konstrukte.« Nicht einmal
annähernd. Und die Tatsache, dass Mosche beide so leicht miteinander verwechselte, erschien ihm wie ein Maßstab für die hoffnungslose Kluft, die eine Verständigung mit Menschen unmöglich machte.
    Mosche hatte Arkadys Bestürzung offenbar gespürt, denn er machte auf einmal einen Rückzieher. Als er wieder etwas sagte, klang seine Stimme locker, fast vertraulich.
    »Darf ich dir eine persönliche Frage stellen? Eine ganz dumme Frage. Aber sagen wir einfach, ich bin neugierig.«
    »Meinetwegen«, sagte Arkady vorsichtig. Die Erinnerung an das letzte Mal, als er eine von Mosches kleinen Fragen nicht beantworten wollte, pochte noch in seinen Innereien.
    »Warum ist Korchow so hässlich? Nach dem Standard der Syndikate, meine ich. Nach menschlichen Standards ist er ein sehr ansehnlicher Mann.«
    »Ein Prachtkerl«, sagte Osnat gedehnt.
    Arkady wäre beinahe aus der Haut gefahren. Wann war sie hereingekommen? Und wie in Gottes Namen war ihr das gelungen, ohne dass er es bemerkt hatte?
    Sie sah aus, als sei sie gerade aufgewacht. Sie hatte ihre Zivilkleidung gegen ein verblasstes, aber sorgfältig gebügeltes T-Shirt, die graubraune Hose eines Tarnanzugs und braune Fallschirmspringerstiefel aus Leder gewechselt. Die Stiefel waren an den Fersen abgelaufen, aber sie hatten diesen glasigen Glanz, der sich nur durch jahrelanges Polieren mit Spucke und Wachs erreichen lässt. Die kurzen Ärmel des T-Shirts waren ihren Bizeps hochgerutscht und enthüllten eine Tätowierung, die Arkady vorher noch nicht gesehen hatte: einen fliegenden Tiger mit gebleckten Zähnen und ausgefahrenen Krallen, eingerahmt von weit ausgebreiteten Adlerschwingen.
    »Die A-Klasse-Konstrukte von Knowles sollen menschlich aussehen«, erklärte Arkady, an beide gerichtet. »Es macht die Arbeit leichter.«
    »Aber zu Hause muss das Leben doch schwieriger für sie sein.«

    »Nein. Sie … sie sehen so aus, wie sie aussehen sollen. Ein Knowles-Konstrukt, das anders aussieht, würde von der Norm abweichen.«
    Mosche lachte. »Und was ist mit dir, Arkady? Wie weit weichst du von der Norm ab? Du bist ein ziemlich hübscher Junge. Osnat hat Stielaugen gemacht, seit sie mit dir durch die Luftschleuse marschiert ist. War Arkasha auch ein hübscher Junge? Oder war er ein Abweichler?«
    »Arkasha war kein Abweichler.«
    »Warum hat Korchow ihn dann in eine Euthanasiestation gesteckt? Weil er überlaufen wollte, so wie du? Seien wir doch ehrlich, Arkady, die einzigen Syndikatskonstrukte, die in den UN-Raum überlaufen wollen, sind Spione, Perverse und Abweichler. In welche Kategorie gehörte Arkasha? Und in welche du?«
    Aber Arkady konnte nicht antworten. Mosches erster Satz war ihm wie ein Messer durch die Seele gegangen, und die Wunde schmerzte zu sehr, als dass er über den Rest nachdenken konnte.
    »Wer hat Ihnen gesagt … Woher wissen Sie, dass Arkasha in einem Renormierungszentrum ist?«
    »Komm schon, Arkady. Du weißt doch, dass ich dir das nicht sagen kann.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens, wie alt die Information ist. Das können Sie mir doch sagen, oder?«
    »Unsere letzten Informationen von eurer Seite sind etwa einen Monat alt.«
    »Dann müssen wir uns beeilen«, sagte Arkady dringlich. »Sie müssen möglichst bald eine Entscheidung treffen.«
    »Wieso? Es ist ja nicht so, dass Arkasha eine Verabredung mit seinem Henker hat. Er muss sich nur normal verhalten, und schon ist er wieder draußen. Und selbst wenn es ihm nicht gelingt … nun, was ist denn mit diesem berühmten Dichter, wie heißt er doch gleich? Leute können jahrelang in einer Euthanasiestation sitzen.«
    »Arkasha nicht.«

    »Warum nicht?«
    »Weil er gesagt hat, dass er sich umbringen wird, wenn man ihn noch einmal in ein Renormierungszentrum schickt.«
    Mosche machte ein skeptisches Gesicht. »Wie praktisch. Ich stelle

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