Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
aus, dass Arkady sich fragte, ob ein Mann an Freiheit sterben kann.

Unbegreifliche Wesen
    ► Lasst uns unsere Hoffnungen in jene unbegreiflichen Wesen setzen, die aus dem Menschen hervorgehen werden, so wie der Mensch aus den Tieren hervorgegangen ist.
     
    Anatole France

    S ie erwischte eine Langer-Marsch-Rakete, die am Raumhafen Shiuquan startete.
    Der alte Raumhafen erstreckte sich über eine gletschergespeiste Talaue, die einmal die Wüste Gobi gewesen war. Sandstürme in der Farbe von Sonnenuntergängen hatten den Gebäuden, grobschlächtig in ihrer Einfachheit, heftig zugesetzt.
    Korchow und Arkady wurden von zwei uigurischen Stammesfrauen, deren stumpfsinnige Blicke und flachen Gesichter Arkady kurz und schwach an Catherine Li erinnerten, zu ihren Plätzen geführt und angeschnallt. Mit dem unpersönlichen Desinteresse von Hafenarbeitern, die Frachtkisten aufs Dock hievten, zogen sie die beiden Syndikatskonstrukte an und bereiteten sie auf den Flug vor.
    Die Vorbereitungen war beunruhigend archaisch; Arkady war schon gelegentlich mit einer Rakete von einem Planeten gestartet, aber noch nie von einem mit solcher Schwerkraft und schon gar nicht in solch antiquierter Technik. Dennoch schien sich Korchow keine Sorgen zu machen. Er ließ die Vorbereitungen reglos über sich ergehen, daher hoffte Arkady, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Sie würden sich in den Orbit schießen lassen und vor dem Perlenketten-Sektor ihr Sprungschiff treffen. Die Flugbahn war sorgfältig geplant worden, um jeden unnötigen Kontakt mit Menschen zu vermeiden.
    Während des Starts sprachen beide kein Wort, auch nicht, als die zweite Stufe zündete.
    Rendezvous in minus siebzehn Stunden , erklärte der Schiffscomputer mit einer Altstimme, die wohl beruhigend klingen sollte.

    »Wann werden wir Gilead erreichen?«, fragte Arkady Korchow.
    »Was?« Korchow wandte sich vom Fenster ab, sein Gesicht eine schattige Landschaft, die vom schwarzen Abgrund hinter der Sichtluke eingerahmt wurde. »Was hast du über Gilead gesagt?«
    Er schien benommen vom Kontrast zwischen der Dunkelheit draußen und der hell erleuchteten Kabine. Er war in diesem Zustand, seit die Palästinenser ihm Arkady gebracht hatten. Es war, als sei Korchow verbraucht und nur noch eine leere Hülle des Mannes, der Arkady solche Angst gemacht hatte.
    »Ich habe gefragt, wann wir wieder zu Hause sind?«
    »Wie kannst du so blind sein, Arkady?«
    Einen Moment bevor Korchow weitersprach, dämmerte Arkady die Wahrheit, und er musste einsehen, dass er es vorher schon gewusst und sich geweigert hatte, es zu glauben.
    »Wir fliegen nicht nach Gilead. Es gibt kein Gilead mehr, Arkady. Jedenfalls nicht für uns.«
    »Du« , flüsterte Arkady. »Du hast mich monatelang verhört und bist nie krank geworden. Du bist auch ein Überträger.«
    »Wir konnten es nicht verstehen.« Korchow sprach mit derselben kühlen, flachen Stimme, die Arkady in den langen Monaten seiner Verhöre so geängstigt hatte. Aber jetzt erkannte Arkady, dass man das, was er für Unbarmherzigkeit gehalten hatte, auch Verzweiflung nennen konnte. »Die Hälfte der Gruppe, die an der Besprechung teilgenommen hatte, erkrankte binnen einer Woche. Wir nahmen an, der Überträger sei eins der anderen Mitglieder der Erkundungsmannschaft, einer von denen, die tatsächlich krank wurden. Und weil ich mehr Zeit mit dir als mit sonst jemandem verbrachte und selbst nie krank wurde … Erst als wir alle Personen ausfindig gemacht hatten, die mit dir in Kontakt gewesen waren, und uns die Infektionsraten ansahen, begannen wir die richtigen
Fragen zu stellen. Und zu dieser Zeit hatte ich auch bereits die ersten Leute angesteckt.«
    »Wie weit hat sich die Infektion schon ausgebreitet?«
    »Bisher überhaupt nicht. Was aber wohl noch geschehen wird.« Korchow lächelte dünn. »Einige Leute haben tatsächlich vorgeschlagen, den Erreger absichtlich im MotaiSyndikat freizusetzen, aber glücklicherweise haben sich die kühleren Köpfe durchgesetzt. Vorläufig ist also eine Quarantäne verhängt worden, und man arbeitet intensiv an einer Genkorrektur, um das Virus abzuwehren, bevor die Quarantäne zusammenbricht.«
    »Wenn wir also nicht nach Hause fliegen können«, fragte Arkady, »wohin dann?«
    Korchow rutschte auf seinem Stuhl herum, zog einen Spinstrom-Monitor aus der Tasche, setzte ihn mit einem Fingerschnippen in Bewegung und reichte ihn Arkady.
    Er schaute auf den winzigen Bildschirm und sah strahlend weißes Sonnenlicht am

Weitere Kostenlose Bücher