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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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das ich bereits einen Blick erhascht habe, Jolie, die Tochter von Ardys. Wenn sie mir zum Haus gefolgt ist und dann meine Unterhaltung mit ihrer Mutter auf der Veranda belauscht hat, erklärt das, warum sie, als sie an mir vorbeiläuft, mit mir spricht, als hätte ich mich eindeutig als ihr Mitverschwörer erwiesen: » Folge mir! Beeil dich !«

7
    Jolie ist ein Schatten, aber so schnell wie Licht, und obwohl sie rasch einen großen Vorsprung gewinnt, bleibt sie an der Öffnung des breiten Abflusskanals stehen und wartet auf mich. Als ich dort eintreffe, höre ich einen Mann rufen, aber nicht von dem Strand hinter mir, sondern vielleicht von den Häusern, die drei Meter über dem Meer stehen, und ein anderer Mann antwortet ihm. Ihre Worte werden durch die Entfernung verzerrt, aber auch dadurch, dass sie durch die Geräusche meines pochenden Herzens und meines schnellen Atems gefiltert werden, doch ihre Bedeutung ist trotzdem klar. Diese Männer sind auf der Jagd.
    Ich höre auch den Motor eines Fahrzeugs, vielleicht ein Geländewagen oder ein großer Pick-up. Irgendwo höher oben und weiter im Inland flammt Licht auf, wird schwächer, strahlt wieder heller und streift über den oberen Rand der Böschung und über unsere Köpfe, wobei es sich von Norden nach Süden bewegt. Ein Suchscheinwerfer. Auf dem Dach eines Fahrzeugs.
    Der Puppenspieler kann seine Truppe mit schockierender Geschwindigkeit aufstellen, da er kein Telefon braucht. Und vielleicht braucht er seine Untertanen auch nicht einen nach dem anderen einzuweisen, um ihnen die Bedrohung, die ich darstelle, zu übermitteln. Vielleicht ist er dazu fähig, an sie alle gleichzeitig einen Befehl auszusenden, dem sie nicht zwangsweise gehorchen müssen – wie es der Fall ist, wenn ihr Unterdrücker intim in einen von ihnen vordringt – , den sie aber dennoch befolgen, weil die Konsequenzen von Ungehorsam so grausig sind.
    Jolie sagt: »Halte dich an mir fest. Wir können vorläufig kein Licht riskieren, und der Weg ist sehr dunkel .«
    Ihre Hand in meiner ist klein und zart, aber kräftig.
    Wir bahnen uns einen Weg durch die herabhängenden Ranken. Es sind kalte, faserige Schlingpflanzen, die in meiner Vorstellung das seltsame Bild von toten Schlangen heraufbeschwören, die vom Kopf einer leblosen Medusa baumeln.
    Wie schon zuvor ist der Abflusskanal so dunkel wie die Welt eines Blinden und fast so still wie das Leben eines Tauben. Die Gummisohlen unserer Schuhe erzeugen kaum Geräusche in dem Betonrohr. Auf dem Boden sind keine Pfützen, durch die wir planschen würden, und hier ist auch kein Unrat angespült worden, der unter unseren Füßen knacken könnte. Falls sich Ungeziefer gemeinsam mit uns in der Dunkelheit aufhält, ist es so stumm wie die Ratten, die durch Träume schleichen.
    Die Luft ist kühl und riecht sauber. In einem Abflussrohr, sogar einem von dieser Größe, erwarte ich insbesondere in der regnerischen Jahreszeit, die wir jetzt haben, zumindest den schwachen Geruch von Schimmel und Sporenpilzen, den Gestank von gelegentlichen stehenden Wasserlachen, die mit schleimigen Algen überzogen sind, einen Hauch von Kalk, den der Beton ausschwitzt. Die Geruchlosigkeit dieser Gefilde ist nicht weniger verwirrend als die Schwärze um uns herum.
    Wir halten uns in der Mitte, am niedrigsten Punkt des gewölbten Gangs, was bedeutet, dass sich das Mädchen nicht an der Wand entlangtasten kann. Und doch bewegt sie sich zuversichtlich voran, zögert nie, geht in einem normalen Schritttempo, als wüsste sie, dass vor uns kein Hindernis liegt, als bräuchte sie, um ihren Weg zu finden, nichts weiter als die Schräge des Bodens unter ihren Füßen und einen so schwachen Windhauch, dass nur sie ihn fühlen kann.
    Ich bin schon früher an lichtlosen Orten gewesen, die weniger einladend waren als dieser hier und voller Gefahren, gezwungen zu kriechen und blind mit meinen Händen den Untergrund zu erkunden. Obwohl dieses große Rohr sauber riecht und keine tödlichen Bedrohungen parat zu haben scheint, finde ich es unermesslich viel beunruhigender als jeden bisherigen dunklen Ort, an dem ich mich je befunden habe.
    Schritt für Schritt werden meine Nerven wunder, aufgescheuert von der seidigen Dunkelheit, gezwickt von der Stille, und das, was in meinem Magen flattert, kriecht auch an meinem Rückgrat auf und ab.
    Ich bleibe stehen, halte die Hand des Mädchens fest und frage: »Wohin gehen wir ?«
    Sie flüstert: » Psst. Stimmen tragen in dem Rohr. Wenn sie am

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