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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und Rachedurst, aus der Trauer über fünf verlorene Zauberinnenjahre, aus dem Frieden und der Stille der Seen und der grenzenlosen Freiheit der Lüfte. Es strömte blau und blauer und nahm mit einem Schlag Gestalt an, als der Wolf zum Sprung ansetzte. Es war ein Wesen mit Federn und Klauen, aber ein Tier von unbekannter Art. Ich fühlte die Macht wie nie zuvor und ließ mich von ihr tragen. Sie hob mich in einem Tanz des Todes und der Freude empor. Ich war ein Hagel scharfer Krallen und ein Wirbel von Federn aus Gold und Saphiren. Ich hackte mit hartem Schnabel auf den Wolf ein und zerfleischte ihm mit scharfen Klauen die Flanken. Und ich blutete zwischen seinen Reißzähnen und taumelte unter dem Gewicht seines Körpers.
    Der Wolf schwand zusehends. Und je mehr Substanz er verlor, desto mehr von seiner Magie raubte ich ihm. Ich sog ihm seine Macht aus wie durch ein Loch in Madawcs Seele. Ich saugte ihn aus, bis ich, machttrunken und wie betäubt, in die Knie brach. Die Seelentiere waren verschwunden. Als ich mit einiger Mühe den Kopf nach hinten drehte, sah ich Madawc im Gras liegen. Er wand sich in Krämpfen … und blutiger Schaum rann ihm von den Lippen. 
    Ja, der Biß der grünen Viper ist tödlich! Ich war stärker als noch vor fünf Jahren, hatte aber in all jener Zeit meine Zauberkunst nicht pflegen können. Ohne das Gift hätte Madawc mich vielleicht töten können. Aber vielleicht auch nicht.
    Der Bann war gebrochen. Ich fühlte mich frei. Aber statt Triumph, wie ich erwartet hatte, empfand ich bloß Erleichterung und eine große Traurigkeit und Leere.
    Irgend jemand erklärte den Zweikampf für beendet und rief mich, Alatir, zur Siegerin aus.
    Dann gab es nur noch Händeschütteln, einen Umhang, um meine Blöße zu bedecken, die gute Wärme der Heilmagie und einen Becher heißen Tee.
    Das Morgenlicht fand mich munter und genesen in dem Schlafgemach, das bislang Madawc zu eigen gewesen war. Nach meltaanischem Recht gehörte mir nun das Land, das er meinem Vater geraubt hatte, aber auch sein Grund und Boden. Er hatte ja keine legitimen Kinder, da ihn keine Tochter aus königlichem Haus hatte heiraten wollen, und hatte es auch versäumt, einen seiner vielen Bastarde zum Erben zu bestimmen.
    Es klopfte. Der Hauptmann trat in Begleitung jenes Soldaten ein, der den kleinen Jungen angebracht hatte. Sie knieten nieder, und der Hauptmann sprach zu mir: »Hohe Frau, was geruhst du über uns zu beschließen? Unser Vertrag hat noch ein paar Wochen Laufzeit, und du könntest ihn übernehmen, wenn du möchtest.«
    Habt ihr vor meiner Tür eine Wache postiert?« fragte ich. »Ja, Mylady«, erwiderte der jüngere der beiden. »Ein paar Freunde des verblichenen Lords sind ja über den Ausgang des Duells alles andere als erfreut.«
    Da lächelte ich und fragte: »Weilt Lord Trahern noch in diesen Mauern?«
    »Nein, hohe Frau«, antwortete der Hauptmann beflissen.
    Ich ignorierte ihn und wandte mich an seinen Untergebenen:
    »Dein Rang und Name?«
    »Schwertträger Kendrick, Mylady!«
    »Ab heute Hauptmann Kendrick …«
    »Zu Befehl, hohe Frau.«
    Der andere Hauptmann wollte protestieren, aber ich bedeutete ihm zu schweigen und herrschte ihn an: »Verschwinde und laß dich hier nie wieder blicken! Und nimm auch die vier Kerle mit, die gestern mit dir auf Menschenjagd waren!«
    Irgend etwas in meinen Augen muß ihm geraten haben, besser nicht zu widersprechen, denn er erhob sich stumm, verbeugte sich steif und verließ den Raum.
    »Also, Hauptmann Kendrick, wann ist Trahern abgereist?« »Erst vor wenigen Minuten, hohe Frau.«
    »Dann nimm dir so viele Männer mit, wie du für nötig hältst, und reite ihm nach. Nimm ihm den kleinen Buben ab, den er gestern in seine Fänge bekam. Laß den Kleinen gesund pflegen und zu seinen Eltern zurückbringen, und gib ihnen einen Beutel Goldmünzen zum Geschenk.«
    »Ja, Mylady«, erwiderte er lächelnd.
    »Und laß all die anderen frei. Das sind jetzt meine Leute, und niemand mißhandelt meine Untertanen. Niemand!«
    Da verbeugte er sich lächelnd und sagte: »Ganz, wie du befiehlst, Alatir Lordtöterin!«
    »Lordtöterin?« fragte ich erstaunt.
    »Ja, Mylady, wegen gestern nacht.«
    »Geh nun, Kendrick«, versetzte ich und ergänzte, als er sich eben entfernen wollte: »Ich muß etwas erledigen und bin vielleicht bis morgen weg. Aber ich erwarte, daß meine Anordnungen bis zu meiner Rückkehr ausgeführt sind.«
    »Ich werde die Burgleute über deine Abwesenheit unterrichten und

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