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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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in Ketten vor ihm stehende, aber trotzige Gefangene am Kinn, um ihr in die Augen zu blicken. »Du törichte Daizuriterin! Du wolltest mir meinen Schatz rauben, dafür raube ich dir jetzt den deinen!«
    »Weder ich noch meine Familie verfügen über Reichtümer. Es wäre vergebliche Mühe, für mich ein Lösegeld erpressen zu wollen. «
    »Solche Schätze meine ich nicht«, versetzte er und kicherte. »Ich meine deine Jungfräulichkeit … Weißt du, als meine Soldaten dich nackt auszogen und auf verborgene Waffen untersuchten, stellten sie fest, daß du noch unberührt bist.« Panik befiel Marayd. Aber sie zwang sich zur Ruhe und versetzte eiskalt: »Eher töte ich mich selbst, als daß ich mich von dir vergewaltigen lasse!«
    Wieder lachte er böse. »Von mir? So ein Biest wie dich würde ich nicht einmal anspucken! Nein, ich werde dich verkaufen, und zwar an König Gambreol. Er dürfte in drei Tagen hier durchkommen, auf dem Heimweg von einer Pilgerfahrt, und er hält ja immer Ausschau nach Jungfrauen, die er seinem Harem einverleiben könnte. Er wird mir einen guten Preis zahlen … und ich brauche das Geld, wie du weißt.«
    Drei Tage später schleppte man Marayd, so wie Helbor es angedroht hatte, zu Gambreols Zelt. Der König hatte ein hartes Gesicht und müde Augen, wie jemand, der zur Grausamkeit neigt und sich vielen billigen Vergnügungen hingibt … Sein Gehabe war selbst für einen Monarchen arrogant und pompös. Marayd schlug die Augen nieder, als er ihr Gesicht musterte. Und er befahl seinen Wächtern, ihr das Gewand vom Leib zu schneiden, da sie, mit den Ketten an den Handgelenken und Fußknöcheln, nicht anders zu entkleiden war.
    Als Marayd dann nackt vor ihm stand und er sie wie ein Stück Vieh abgriff, weinte sie vor Scham und Zorn. Er kniff ihr derb in die Brüste, daß sie aufschrie vor Schmerzen, und ließ ihr von seinen Gardisten die Schenkel auseinanderzwingen, um selbst nachsehen zu können, ob sie wirklich noch Jungfrau sei. Dann sagte er zu seinem Faktotum: »In Ordnung. Bring Helbor jetzt das Gold. Aber nimm ihr ihre Ketten erst ab, wenn wir im Palast sind, verstanden?«
    Marayd wußte, daß alles Flehen vergeblich wäre, und sagte deshalb zu sich: Du wirst dich an mir nicht ergötzen, Gambreol. Ich werde dich töten … oder mich selbst.
    Die Reise zu Gambreols Palast in der Stadt Demaforth dauerte acht Tage. Und so lange war Marayd noch vor ihm sicher, da er für die ganze Pilgerfahrt, bis zu seiner glücklichen Rückkehr, Keuschheit gelobt hatte. Und da er auf dem letzten Stück der Reise noch fünf Jungfrauen kaufte, hoffte sie, daß er dann erst einmal mit ihnen beschäftigt wäre.
    Marayd hatte unterwegs viel Zeit zum Nachdenken. Irgendwann mußte ihr Peiniger ihr die Ketten abnehmen, und dann würde sie bestimmt irgendein Mittel finden, ihre Ehre auf drastische Weise zu verteidigen … Sie könnte sich mit einer Scherbe von dem irdenen Eßgeschirr, das man ihr wohl brächte, die Pulsadern aufschneiden. 
    Wenn man ihr ein Bettlaken gäbe, würde sie es in Streifen reißen, sich einen Strick knüpfen und sich daran aufhängen. Und wenn sie an ein hochgelegenes Fenster oder auf ein Dach gelangen könnte, würde sie sich in die Tiefe und zu Tode stürzen. Aber ihr blieb auch noch eine andere Möglichkeit - vorausgesetzt, sie fände die Zeit und die Mittel dazu. Und das war jenes geheime Verfahren einer Teleportation, das ihr die berühmte daizu-ritische Zauberin Meteris bei der Ausbildung zur Kriegerin einst erläutert hatte. Sie mußte sich dazu ein rahmenartiges Gerät bauen, das sie aus jedem Kerker im Handumdrehen fünfzig Klafter weit ins Freie versetzen würde.
    Aber dafür brauchte sie zwölf lange Stangen, sechs aus Bronze und sechs aus Stahl, drei rare Kräutlein und einen Rubin oder Saphir. Damit könnte sie die natürlichen Energiefelder so verformen, daß für einen Augenblick jede Barriere durchbrochen wäre, Zeit genug, um zu entkommen. Dieser Zauber war mit großen Mühen verbun-den und jeweils nur für einen einzigen Menschen wirksam.
    Marayd hatte sich das Verfahren damals genau eingeprägt, es aber noch nie erprobt. Wo würde sie die nötigen Materialien hernehmen? Und wie den sperrigen Apparat bauen, ohne Verdacht zu wecken ?
    Nun ragte vor ihnen der riesige Basaltklotz des festungsähnlichen Palastes auf. Ein Wächter flüsterte ihr zu: »Aus dem königlichen Harem ist noch keine Frau entkommen. Sieh dir also den Palast gut von außen an, denn aus dieser Perspektive

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