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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Klipper aus einer Fischkutterflotte. Sie wich diesen Blicken aus und sah auf den Spieltisch hinab, und da fielen ihr einige Dinge ins Auge. Etwa, daß einer der Spieler, ein schmieriger, großer Kerl, einen ganzen Stapel von Münzen vor sich stehen hatte. Er war wohl der große Gewinner dieses Abends!
    »Mach dir keine Sorgen, Karis, mir geht es gut«, sagte Jarale. So sah er aber gar nicht aus! Er wirkte so bekümmert, daß ihr Unheil schwante. Womöglich hatte er ihr ganzes Reisegeld verspielt. Dann müßten sie demnächst im Freien übernachten und sich von der Jagd ernähren. Aber falls das so wäre, würde er das noch lange von ihr zu hören bekommen! Vielleicht täte sie gut daran, die Geldbörse künftig in ihre Obhut zu nehmen. »Bestimmt, lieber Bruder?«
    »Bestimmt.« Er hatte derweil wohl den Gesichtsausdruck der Männer ringsum wahrgenommen - Mienen, die sie nervös machten und ihr das Gefühl gaben … nun in aller Öffentlichkeit mit Blicken förmlich ausgezogen zu werden - und fuhr fort: »Warte doch besser oben auf mich. Ich komme bald nach.« Oben, fern von dieser Gesellschaft. Ja, eine ausgezeichnete Idee. »Gut. Wenn du bestimmt…«
    »Nur noch eine Minute.« Ja, vielleicht würde er sich gleich bei seinen Mitspielern entschuldigen und nachkommen, wenn sie jetzt ginge. Und die Miene mancher dieser Männer gefiel ihr überhaupt nicht. Sie ging, und aller Augen folgten ihr.
    Fast eine halbe Stunde später kam Jarale endlich. Als sie ihn auf sein Klopfen einließ, sah sie, daß er jemanden bei sich hatte – den großen, schmierigen Kerl, der beim Würfeln so schwer gewonnen hatte.
    »Karis«, sagte Jarale zögernd. »Ich … ich muß dir etwas sagen. «
    Da lief es ihr eiskalt den Rücken hinab. Was hatte er getan? Und warum musterte der Fremde sie so von Kopf bis Fuß, als ob er eine Neuerwerbung begutachte?
    »Ich schwöre dir«, fuhr Jarale fort. »Die müssen mir etwas in den Wein getan haben. Oh, ich muß total verrückt gewesen sein, darauf einzugehen.« Was hatte er getan?
    Er wies auf den Fremden. »Das ist Marant… Wir haben miteinander gewürfelt, und er hat gewonnen. Er hat den ganzen Abend immer nur gewonnen.«
    Das hatte sie bereits aus jenem Münzstapel geschlossen.
    »Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist, aber ich habe immer mehr Geld gesetzt.«
    Ihre Reisekasse. Sie hatte es doch geahnt. Welche Strafe stand in diesen Landen eigentlich auf Brudermord? »Und schließlich habe ich alles verloren, was wir besaßen.« Alles? Sogar die Pferde?
    »Und dann hat Marant mir einen Vorschlag gemacht.« Karis fiel da mehr als nur einer ein.
    »Und ich, ich ließ mich breitschlagen, ich weiß nicht, warum, so unglaublich es klingt…« Was hatte er getan?!
    »Ja, da habe ich dich gesetzt… und wieder verloren.« Einen Moment lang verstand sie nur den ersten Teil seines Satzes. Mich gesetzt? Mich am Würfeltisch zum Einsatz gemacht? Warum hat er mich da nicht gleich auf dem Marktplatz feilgeboten? Und dann verloren? Nun erst begriff sie ganz, was Jarale da gesagt hatte.
    Und Marant musterte sie wie ein Stück Vieh!
    »Du hast mich gesetzt? Du hast um mich gewürfelt?« rief Karis mit bebender, sich überschlagender Stimme. Jarale nickte.
    »Das soll ein Scherz sein, oder? Bitte, Jarale, sag mir, daß das nur ein Scherz war. Ich werde es dir verzeihen …« Er schüttelte bekümmert den Kopf. Also war das doch sein Ernst gewesen. Furcht mischte sich in ihr mit Zorn.
    »Was ist nur über dich gekommen? Wie konntest du so etwas tun?  
    Jarale, warum?« Ich soll jetzt diesem schrecklichen Menschen da gehören?!
    Sie hätte speien mögen. Sie hätte weinen und wüten und Teller an die Wand werfen mögen. Dem da sollte sie gehören?
    Niemals.
    »Ich schwör’s dir … das muß der Wein gewesen sein … schau, es tut mir so leid.« Es tut ihm leid!
    »O Götter, o Mutter!« Tränen traten ihr in die Augen … Bei einem Würfelspiel an diesen entsetzlichen Kerl verloren, den sie nicht ansehen konnte, ohne daß ihr übel wurde. Alle ihre Hoffnungen und Pläne und Träume und ihre ganze Zukunft, mit einem einzigen Wurf weggefegt … Das Atmen wurde ihr schwer, und ihr verschwamm alles vor den Augen.
    Als sie jetzt wieder zu Marant hinübersah und seinen zufriedenen Blick gewahrte, erschauderte sie bei dem Gedanken an das, was ihr bevorstand.
    Eine klamme Kälte umfing sie, drang ihr durch Mark und Bein, und sie spürte zu ihrem großen Schreck, daß ihr die Tränen die Wangen

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