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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Aysnera nun flehentlich. »Komm doch mit uns. Wir feiern morgen ein Fest, mit einer Partie im Drachenschlitten! Komm mit uns, wenigstens dieses eine Mal!«
    »Aber …«, widersprach er, von einem dunklen Herzweh beschlichen.
    »Es wird ein rauschendes Fest, mit Musik und Tanz, mit fahrenden Sängern und Schellnarren, Tamburinen und Flöten, und wir gleiten schneller als der Wind dahin! Du wirst wieder lächeln und lachen, Moere! Komm, gib dir einen Ruck und sei wieder der, der du einmal warst… Du wirst sehen, das ist gar nicht so schwer!« »Aber ich versprach ihr zu kommen. Wie immer … Sie wird es sich nicht erklären können, warum ich ausbleibe, sie wird … Was, wenn ich sie damit verletze?«
    »Hast du etwa schon Angst vor ihr, kleiner Moere?« Wieder dieser Spott! dachte er und überlegte scharf. »Sie nicht zu sehen, nur dieses eine Mal. Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. Sie wird sich denken können… daß ich anderes zu tun habe. Das wird sie sich doch vorstellen können, bei den Göttern! Ich habe schließlich auch noch ein eigenes Leben!« Aber jetzt war es, als ob sein inneres Sehvermögen, jenes, das seine Wahrnehmung verdoppelt und ihm die vierdimen-sionale Sicht geschenkt hatte, plötzlich schwand und schrumpfte und sich verengte. Und nun sah er nur noch die banale stoffliche Opulenz des Gemachs und Aysneras aufmerksamen Blick.  
    Irgendwo anders aber erschauerte, wie unter einem Windhauch, die prächtige blutrote Blüte, die das Tier ihm einmal geschenkt hatte und die nun schon monatelang, seltsamerweise von allen außer ihm unbemerkt, in ein und derselben Kristallvase unermüdlich geblüht hatte. Schon im nächsten Moment war sie verdorrt und braun - aus ihrer Zeitlosigkeit jäh in den Zerfall gehaucht.
    Die Tier-Königin stand wartend auf dem nun trostlosen Gartenweg. Rings um sie tobte der Winterwind und zerrte roh an den kahlen, schwarzen Zweigen der Büsche und Bäume und fegte kristallweiße Schneewirbel auf. Sie reckte den Kopf und lauschte, und von fern her drang, durch die eisigen Böen hergeweht, das fröhliche Lachen und Lärmen der jungen Paare bei der Großen Winterausfahrt an ihr Ohr. Sie hörte auch das Dröhnen der Hufe, die über den gefrorenen Boden rasten, und das wilde Klagen von Panflöten und das Wummern der Tamburine. Wilde überschäumende Freude klang daraus, und die Tier-Königin konnte mit ihrem Sehvermögen ihn ausmachen, ihn, den lachende junge Frauen und Männer umgaben, die vor Kälte feuerrote Wangen hatten. Er war so jung wie die anderen, sah aber frischer und blühender aus als sie alle, und sein helles Lachen übertönte das Heulen des Wintersturms. Und die Tier-Königin gewahrte den sanft entflammten Blick seiner funkelnden, gütigen Augen, der ihr seit ihrer ersten Begegnung so vertraut und so teuer war. Erschrocken, aber unbeirrt diese Blüte mit kühler, blasser Hand umklammernd, hatte er vor ihr gestanden, und sie hatte diese Güte in seinen Augen gesehen, diese seltsame Einfühlsamkeit, die ihr noch nie zuvor begegnet war. jener Blick hatte die Mauer der Unschuld, die sie umgab, durchdrungen und ihr diamantenes Herz durchbohrt, war ihr ins tiefste Innere, in ihren weichen Kern aus Regenbogen und Perlmutt gegangen und hatte sie mit einem Gefühl erfüllt, das sie noch nie gefühlt hatte und dem sie keinen Namen geben konnte.
    Sie sah, wie »der Schöne« und die anderen, mit scharlachroten und goldenen Bändern geschmückt, aus den Drachenschlitten stiegen. Er lachte, faßte die vor Kälte zitternde Aysnera mit sanfter, warmer Hand um die Hüfte und drückte sie an sich, und die Lady legte ihm die Arme um den marmorgleichen Hals, strich ihm über die weichen, honigfarbenen Locken.
    Da traten der Tier-Königin Tränen in ihre menschlichen Augen und trübten ihr für einen Moment die Sicht; aber der kalte Wind ließ die Zähren, die ihr über die schwarzborstigen Wangen liefen, im Nu zu Eis erstarren.
    Sie hatte ihm noch nie gesagt, daß sie ihn liebte. Sie hatte ihm nie gesagt, daß er wiederkommen müsse, so er nicht wolle, daß sie sterbe.
    Aber das war auch nicht nötig, denn sie hatte ihn sehen gelehrt.
    Wieder sah die Tier-Königin durch die Dunstschleier in die Ferne, hörte sie das Singen und Lachen den Wind übertönen. Sie sah, daß der Schöne sich über den Busen jener Frau beugte, sah jede sanfte Rundung seines Profils und sah seine Haut: so glatt, transparent wie Porzellan und dabei so lieblich errötend wie der rosenfarbene

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