Lichtschwester
... Manchmal, wenn ich in der Flut ewiggleicher Raumfahrergeschichten oder ganz und gar banaler Zauberinnenabenteuer unterzugehen drohe, träume ich sehnsüchtig von Rohrzangen und Wasserleitungen.
Aber das hält nie lange vor. Und danach bin ich wieder bereit für die Post des nächsten Tages - in der Ihre Geschichte sein könnte. Vielleicht kann ich sie ja nehmen, vielleicht nicht. Ich kann nur immer wieder sagen: »Versuchen Sie es erneut!« Denn schließlich - wenn wir so leicht zu entmutigen wären, wären wir wohl auch keine Schriftsteller, oder?
Marion Zimmer Bradley
DEBORAH BURROS
Ich werde der Briefe wohl nie überdrüssig werden, die in etwa
so beginnen: »Als ich Ihre Zusage bekam, habe ich vor Freude
einen Luftsprung gemacht!« Das liegt daran, daß ich selbst,
vor schon unangenehm langer Zeit, so ein Grünschnabel von
Möchtegern-Autorin war, die sich über die Annahme ihrer er-
sten Story freute - und mich noch genau erinnern kann, wie
glücklich ich damals war.
Aber etwas anderes macht mir noch Kopfzerbrechen. Daß man
mich, -wenn ich »Schriftstellerin« als Beruf angebe, unweiger-
lich fragt: »Oh, haben Sie denn schon etwas veröffentlicht:«
Ich - wüßte gern, ob diese Leute etwa einen Klempner fragen
würden: »Oh, haben Sie schon einmal einen Wasserhahn re-
pariert?« Oder einen Arzt, ob er schon einen Blinddarm ent-
fernt habe. Wohl nicht. Aber von einem Autor wollen sie im-
mer wissen, ob er schon etwas publiziert habe!
Vielleicht liege ich da falsch - aber für mich ist ein Autor ohne
Veröffentlichungen kein Autor, sondern ein Autor in spe ...
Und die beiden trennt eben das: Publikation (eines) ihrer
Werke - ja oder nein. Deborah Burros jedenfalls gehört ab jetzt
zu den wirklichen Autorinnen (im Gegensatz zu den poten-
tiellen); und ich hoffe, daß dies nur ihre erste von vielen, vielen
Veröffentlichungen ist.
Ihre Story ist von recht anderer Art als die, die ich ansonsten
herausgebe; aber ich habe sie ausgewählt, weil sie mich, aus
mir unerfindlichem Grund, an den Fantasy-Klassiker The King
in Yellow von Robert W. Chambers erinnerte. Fragen Sie mich
nicht, warum — sicher dank irgendeiner zufälligen Gedanken-
assoziation.
Fabeln kann ich normalerweise nicht ausstehen. »Masken«
scheint mir aber auch eine Fabel zu sein — und zwar eine sehr
subtile.
Deborah macht gerade ihren Magister in Bibliothekswissen-
schaften und war früher Redakteurin einer Physikzeitschrift
und Texterin in einem medizinischen Verlag, was ihr als
Schriftstellerin sehr zugute kommen dürfte. Und sie kann ih-
ren Lebenslauf jetzt um die Berufsbezeichnung »Autorin« er-
gänzen, zu Recht und überhaupt ... denn inzwischen können
die Leute das ernst nehmen. Früher war das anders. Als ich
einmal, während ich in Texas lebte, einem städtischen Beam-
ten »Schriftstellerin« als meine Profession angab, erwiderte
der: »Oh, das zählt bei uns nicht« und trug mich kurzerhand
als »Hausfrau« ein.
»Ach, prima«, gab ich ihm zurück. »Muß ich dafür dann auch
keine Einkommenssteuer zahlen?«
»Oh, Sie haben schon etwas veröffentlicht?« fragte er gleich.
Nun, wir haben das dann geklärt; aber von da an nannte ich
mich »Romancier«, weil diese Berufsbezeichnung ernster ge-
nommen wurde. – MZB.
DEBORAH BURROS
Masken
»Alles ausverkauft«, beschied die Maskenmacherin die Dame, die da eben in ihren Laden hereinstolziert war.
Die Lady schüttelte ihre parfümierten Locken zurück und würdigte die leeren Haken an der Wand fast so wenig eines Blickes wie die Masknerin, an die sie nun das Wort zu richten geruhte: »Ich suche etwas ganz Besonderes! Ich sah da nämlich einen etwas verfrühten Festgast mit einer Maske, wie ich sie heute nacht tragen sollte, womit sie für mich natürlich erledigt war. Aber dann fiel mir Ihr kleiner Laden ins Auge .. .«
»Ich muß mich leider wiederholen: »Alles ausverkauft«, sagte die Larvenmacherin mit einer Stimme so höflich, aber ausdruckslos wie ihr Gesicht. Mit ihrem aschfarbenen Haar, ihrem grauen Kittel und ihren grauen Handschuhen war sie fürwahr eine triste Erscheinung!
Die Dame strich den Spitzenbesatz ihres Überkleides glatt, wobei sie sorgsam darauf achtete, daß sich ihre Fingerringe nicht darin verhakten, und fuhr dann unbeirrt fort: »Nichts Banales ...
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