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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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atemberaubenden Ausmaßen. Wozu braucht er so ein Lager? Auf einer Kommode unweit davon standen allerlei seltsame Utensilien, die sie lieber nicht genauer in Augenschein nehmen wollte. Jetzt sicherte er auch die Schlafzimmertür mit etlichen Zaubern, wandte sich dann zu Karis um, lächelte sie an und entließ sie aus seinem Willensbann.
      Endlich war sie wieder frei. »Nein! O liebe Götter, liebe Mutter, schützt mich!« Sie wich zurück, stolperte nun über die Bettkante, flog in hohem Bogen über diesen Pfühl, rappelte sich aber auf der anderen Seite wieder hoch. Da lächelte er sie bloß noch eine Spur breiter an.
      »Hast du Angst, schöne Karis?«
      Ihre Kapuze war zurückgefallen, und das Haar hing ihr wirr über Gesicht und Schulter. Sie strich sich die Strähnen fort, fuhr zu Marant herum und sah ihn starr an. Ihre Augen weiteten sich, und er starrte wie gebannt zurück.
      Jemandem das Bewußtsein zu rauben, ist nicht schwer, wenn man die Kraft dazu hat - und Karis hatte sie. Marant brach bewußtlos über dem Bett zusammen.
      Sie berührte ihn mit leichter Hand. Nun würde er lange schlafen. Und die Dienerschaft? Ach, der hatte er sicher befohlen, ihn am nächsten Morgen nicht zu stören. Ihr bliebe also viel Zeit. Als erstes leerte sie ihm die Taschen, nahm sie ihm die gezinkten Karten und die verhexten Würfel ab - und dann das Geld, das er an diesem Abend gewonnen hatte. Ein Teil davon gehörte ihm, und ein Teil hatte ihr und Jarale gehört. Aber ein weiterer gehörte wohl seinen Freunden und Kumpanen, die bei dem Betrug mitgemacht hatten ... denn daß das eine abgekartete Sache gewesen war, stand für Karis außer Zweifel. Marant würde also seinen Partnern einiges erklären müssen, wenn er ihnen ihren Anteil morgen früh nicht zurückgeben könnte.
      Nun durchsuchte sie sorgsam den ganzen Raum. Eine Truhe, die für sich in der Ecke stand, interessierte sie besonders. Sie löschte die drei darauf liegenden Abwehrzauber, hob den Deckel hoch -und riß Mund und Augen auf und pfiff leise durch die Zähne. In dieser Schatulle verwahrte Marant wohl den Großteil seiner Spielgewinne.  
      Da lagen Münzen zuhauf, Gold- und Silberstücke aller Arten, aber auch zahllose ungefaßte Edelsteine: Dies war mehr als genug, um Jarale und sie über viele Monate gut bei Kasse zu halten! Keine miesen Absteigen mehr, nur noch die besten Gasthäuser ... und die Freiheit, auch einmal Aufträge abzulehnen und nur die lohnendsten anzunehmen. Hervorragend. Diesen Coup würden sie mit einer guten Flasche Dermianwein feiern! Sinnend nahm sie eine Handvoll Münzen und ließ die funkelnden Silberlinge und Goldfüchse zwischen ihren Fingern hindurch auf den großen Haufen zurückfallen. Das war mehr ... weitaus mehr, als sie erwartet hatten. Sie lächelte, und ihre Zähne schimmerten hell im Kerzenlicht.
      Aber das war so viel Geld, daß es gar nicht in ihren Gürtelbeutel paßte. So durchsuchte sie schnell Gemach und Garderobe - bis sie zwei Säckchen fand, die den ganzen Schatz faßten. Die waren dann aber so schwer, daß sie sie nur mit Mühe tragen konnte. Aber sie nahm nichts, was einen Zauber trug, und nichts, was auf dieses Haus wies. Marant bekam nur, was er verdiente - aber sie hatte nicht die geringste Lust, als Diebin überführt zu werden. Als Karis fertig war, starrte sie Marant erneut an und holte sich von ihm das Wissen, das sie jetzt noch benötigte. Schon zum Gehen gewandt, hatte sie noch einen Einfall ... Und sie beugte sich über ihn, legte ihm die Hand auf den Kopf (wie eklig es ihr war, auch nur sein Haar zu berühren!) und sandte ihm Impulse ins Hirn. So verharrte sie etwa eine Minute lang. Dann erhob sie sich und ging zur Tür. Sie lächelte noch immer. Aber es war kein freundliches Lächeln.
      Als Karis die Tür hinter sich zugezogen hatte, brachte sie gleich die Abwehrzauber wieder an. Die würden die Diener eine ganze Zeit am Betreten des Zimmers hindern. Und je mehr Vorsprung sie beide hätten, desto besser!
      Trotz des von ihm erhaltenen Wissens brauchte sie einige Minuten, um sich von der Anlage des Hauses ein Bild zu machen. Aber dann wußte sie mit einem mal, welchen Weg sie gehen mußte, und so huschte sie die Treppe hinauf, die zu einer Reihe kleinerer Räume führte. Vor einem Zimmer, dessen Holztür über und über mit Schutzzaubern bedeckt war, blieb sie stehen und sondierte die Wellen von Pein und Verzweiflung, die daraus drangen.
      Das Schloß zu knacken, war

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