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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht so leicht. Aber schließlich war auch das geschafft. Da zog sie die Tür so geräuschlos wie möglich auf. Das Gesinde würde wohl bald auf den Beinen sein, und ihr war gar nicht nach langen, komplizierten Auseinandersetzungen zumute, die ja immer sehr unerfreulich enden. Auf dem Bett in dem Zimmer sah Karis eine schlafende junge Frau liegen, eine große, schöne Blondine, die ihr selbst sehr ähnelte, aber rötlicheres Haar als sie hatte. Der Raum war etwas schäbig, bei weitem nicht so kostbar eingerichtet wie Marants Gemach, aber doch komfortabel genug für einen langen Aufenthalt. Hätte Marant auch sie in solch einem ... Gefängnis verwahrt, sobald er mit ihr fertig gewesen wäre?
      Sie schloß die Tür hinter sich, zündete zwei Kerzen an, ging zum Bett und berührte die Schlafende mit sanfter Hand. Da schlug die junge Frau die Augen auf, strahlendgrüne Augen, und sah erstaunt und mißtrauisch um sich. Ängstlich blickte sie drein und, als sie die Fremde gewahrte, verblüfft und fragend. »Wer bist du?«
      »Eine Freundin. Ich bin gekommen, um dich hier herauszuholen.  
      Tu einfach, was ich dir sage. Dann wird alles gut. Ich heiße Karis.    
      Und du?« »Shelara.«
      »Schön. Zieh dich rasch an und komm dann mit. Und sei so leis wie möglich. Die Diener werden bald aufstehen, und ich möchte aus dem Haus sein, bevor sie hier herumschwirren.« Shelara säumte nicht, sich anzukleiden, starrte dabei aber Karis verwirrt an. »Ich verstehe nicht, wie du hierherkommen konntest. «
      »Marant hat mich beim Würfelspiel gewonnen.« Da bekam Shelara einen harten Zug um den Mund, und in ihren Augen erglomm ein altes Leid. »Das ist auch mir geschehen. Mein Bruder hatte mich beim Spiel eingesetzt.«
      »Aber sei ihm nicht allzu gram deshalb. Marant ist ein Hexer, von niedrigem Grad zwar ... und doch mächtig genug, um eines Menschen Bewußtsein zu beherrschen. Er hat deinen Bruder dazu gezwungen. «
      Shelara schien nicht überzeugt. Aber sie zog sich vollends an und nickte dann. Nun nahm Karis ihre Geldsäcke wieder auf und führte Shelara die Treppe hinunter.
      Um von der Haustür all die Sperrzauber Marants zu heben, brauchte sie wieder einige Minuten. Dieser Hexer muß ein sehr ängstlicher Mensch sein, dachte sie, wo ich doch die Zimmer oder Lagerplätze, die Jarale und ich benutzen, bloß mit einem Bann schütze ... Dann befahl sie den Türriegeln zurückzugleiten, und sie öffneten sich geräuschlos - so geräuschlos, wie Schnee auf Schnee fällt.
      Sie stieß die Tür weit auf und trat, mit Shelara im Gefolge, in die Nacht hinaus. Als sie die schwere Tür wieder verriegelte und die Wahrzauber erneuerte, hörte sie hinter sich Shelara tief Luft holen.
      »Das ist seit Monaten das erste Mal, daß ich aus dem Haus komme. Er hat mich so eingeschlossen gehalten, daß ich nun nicht einmal weiß, wie lange ich seine Gefangene gewesen bin.« »Du wirst staunen! Können wir los?« »Ja, aber wohin gehen wir?« fragte Shelara.
      »Zum Stadttor. Es wird in einer Viertelstunde geöffnet, und dann können wir das Weite suchen«, sagte Karis und musterte sie genau.  
      »Zieh dir deine Kapuze so weit wie möglich ins Gesicht.« Als Shelara getan, wie ihr geheißen, übernahm Karis die Führung durch die dunklen Straßen und Gäßchen. Jarale hatte Monate darauf verwendet, ihr beizubringen, wie man sich in einer fremden Stadt zurechtfindet. Das kam ihr nun gut zustatten. Die Straßen und Gassen waren fast ganz verwaist, und die wenigen Nachtschwärmer, die die beiden sahen, waren zu betrunken, um sie zu sehen.
      Schon ragte das Stadttor vor ihnen auf. Karis sah sich um und zog Shelara dann schnell in eine finstere Seitengasse. Die junge Frau fragte nach dem Warum und Wieso ... aber Karis war dabei, sich zu sammeln, und hatte keine Zeit für Erklärungen. »Später«, wisperte sie nur, und da verstummte Shelara.
      Da erklang Hufegetrappel, das rasch näherkam, und ein leiser Ruf ertönte:
      »Karis?«
      »Hier.«
      Nun kam Jarale um die Ecke. Er zog vier Pferde hinter sich her. Eines davon trug ihr Gepäck, die anderen drei waren gesattelt - bei ihrem Einzug in die Stadt war deren eines noch mit Säcken und Kisten als weiteres Packpferd getarnt gewesen. Als Jarale Shelara gewahrte, nickte er ruhig. »Du hast sie also rausgeholt, gut. Gab es irgendwelchen Ärger?« »Nein. Da ist meine Beute«, sagte Karis und lächelte ihn an. »Nun brauchen wir ein paar

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