Lichtspruch nach Tau
schloß die Augen und schaltete ein.
Erst als ich kein Zischen schmorender Isolierungen, kein Knistern platzender Kristalle hörte, als ich durch die geschlossenen Lider keine gleißenden Lichtbögen durchschlagender Hochspannung sah, erst dann öffnete ich vorsichtig die Augen.
Die Zeiger der Meßgeräte blieben ruhig und zeigten die Nennspannungen, die grüne Kontrollampe signalisierte Arbeitsbereitschaft.
Noch aber waren mir die Sorgen nicht genommen, hatte ich doch schon manches Gerät erlebt, das äußerlich intakt und arbeitsbereit schien, aber nie funktionierte. Um sicherzugehen, brauchte ich noch einen Test.
In das Aufnahmeteil legte ich ein zerlesenes Buch, die »Reparaturanleitung für defekte Schraubendrehwerkzeuge«. Es bestand aus organischem Papier und eignete sich aus diesem Grunde bestens für den Versuch. Mäuse oder Meerschweinchen wollte ich nicht mehr benutzen, vervielfachte ich doch dadurch nur die Zahl der Lebewesen, die früher oder später mit dem Wrack untergehen mußten.
Energisch legte ich den Hebel um.
Das ganze Raumschiff begann zu klirren. Das Licht ging aus, und über der Tür flammten die Notleuchten auf. Am Regiepult des Computers begannen die Kontrollampen zu flakkern, aus dem Lautsprecher drang asthmatisches Pfeifen.
»Totale Überlastung aller Systeme«, verstand ich.
Ich hätte es bedenken müssen. Der neue Analysator brauchte wesentlich mehr Energie, dabei sendete ich nur mit schwacher Leistung zum Observatorium hinüber.
Plötzlich wurde es ruhig. Der Bordcomputer aktivierte sich, die Raumleuchten wurden hell, die Vibration hörte auf. Unversehrt lag im Aufnahmeteil die Reparaturanleitung.
»Energiefluß normalisiert. Überlastungsursache unbekannt«, meldete der Bordcomputer.
Langsam ging ich ins Observatorium hinüber. Im Synthetisator lag ein Buch, zerlesen, schmutzig, ölfingerbefleckt: »Reparaturanleitung für defekte Schraubendrehwerkzeuge«. Meine neue, wesentlich größere und leistungsfähigere Anlage arbeitete.
Um Energie zu sparen, wagte ich keinen weiteren Test. Ich wollte die Sache zum Abschluß bringen. Ob ich auf der Erde ankam oder nicht, hier würde sich nichts ändern. Ich hatte mein Möglichstes getan, mich und mein Wissen zurückzubringen; das war meine Pflicht. Leider würde ich nie erfahren können, ob ich tatsächlich…
Am Okular des großen Refraktors überprüfte ich die Stellung der Richtungsantenne, koppelte sie mit dem Analysator und ging langsam zurück ins Labor. Ich stellte mich in den aufgezeichneten Kreis, holte tief Luft und verharrte einen Moment.
Dann zog ich den Hebel mit einem Ruck herunter.
6
Irgendwann kam ich zu mir. Im Raumschiff leuchteten nur die Notlampen, mir war kalt, ich zitterte. Mir schmerzte jedes Glied. Der Bordcomputer schwieg, das Regiepult zeigte kein Leben. Die Sendung zur Erde hatte die letzten Energiereserven gekostet. Es würde nun schnell zu Ende gehen. Auch die Küche hatte ihre Arbeit eingestellt. Meine Rettung ist lediglich ein eleganter Selbstmord. Ich bekomme nichts mehr zu essen, nichts mehr zu trinken. Ich friere immer mehr, und die Luft wird breiig. Ich habe den Raumanzug übergezogen und mich auf das Bett gelegt. Links neben mir steht der Teleportationsanalysator.
Ich stehe mühsam auf und gehe ins Observatorium, verriegele die Tür und lege mich so, daß ich die Sonne sehen kann.
Meine Aufzeichnungen…
Tim Tanner ließ das Buch sinken, aus dem er vorgelesen hatte, und schaute sich um. Die Männer schwiegen. Jetzt wußten sie, wozu dieses technische Monstrum da mitten im Raum gedient hatte. Vor zwei Stunden, als sie das treibende Wrack der »Galaktik« entdeckt hatten und eingestiegen waren, konnten sie nichts damit anfangen.
»Ob die Heimkehr geglückt ist?« fragte Ove Johannsen. »Wenn, dann muß es lange her sein. Ich habe nie davon gehört«, sagte Tim. »Außerdem teleportieren wir auch heute nur unbelebte Materie.«
»Die Verdopplung«, gab Gert zu bedenken. »Die Arbeiten sind abgebrochen worden.«
»Wer ist er überhaupt gewesen?« wollte Tim Tanner wissen, und er wies mit dem Kopf zum Observatorium.
Ludwig Bukas zeigte wortlos auf das Buch mit den Aufzeichnungen.
Die drei Männer steckten die Köpfe zusammen und buchstabierten. Dann fuhren sie auseinander und starrten ihren Kommandanten an.
Angel Arango
Wohin gehen die Cephalohomos?
Information des Zerebralroboters R1-His357 – »Historiografische Maschine«, Eigentum des Cephalohomo Ocmar – über das Schicksal der Cephalohomos, die
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