Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
Vom Netzwerk:
Kurzschwanzmäuse gezüchtet hätte. Der Steuerstrahl tastete jetzt einen größeren Raum aus.
    Bei den Versuchstieren herrschte wie immer lebhafte Betriebsamkeit. Nur die Meerschweinchen hockten träge in ihrer Ecke.
    Ein Weibchen könnte ich noch gebrauchen, dachte ich. Der Analysator müßte es schaffen.
Vorsichtig trug ich das Tier zum Gerät. Ruhig blieb es in dem Glasquader sitzen.
Und noch einmal kontrollierte ich sämtliche Anschlüsse und Meßpunkte, dann schaltete ich im Observatorium den Synthetisator ein und ging ins Labor zurück.
»So, Susi«, sagte ich, »jetzt wird deine Familie Zuwachs bekommen.« Nach einer Pause fügte ich hinzu: »Hoffentlich.«
Entschlossen zog ich den Hebel nach unten. Das grüne Lämpchen glomm auf und verlosch wieder. Weiter war nichts zu beobachten. Was aber sollte auch zu sehen sein? Jeder Körper besteht aus endlich vielen räumlichen Schichtungen von Atomen, die in einem äußerst kleinen Zeitraum als fixiert betrachtet werden können. Jedes Atom ist in diesem winzigen Zeitabschnitt definiert in seinem chemischen, physikalischen und biologischen Zustand, der exakt meßbar und in die Sprache der Mathematik transformierbar ist. Der Analysator ertastet den Körper mit einem gesteuerten Teleportationsstrahl Atom für Atom, Schicht für Schicht, registriert die gefundenen Zustände und strahlt sie mit Hilfe des Senders ab. Der ganze Vorgang dauert einen Bruchteil der Zeit, die ein Elektron braucht, seinen Atomkern zu umkreisen. Im Synthetisator werden die Signale decodiert. Aus diesen Informationen entsteht ein genaues Abbild des Originals.
Ein genaues Abbild des Originals…
Ich ging ins Observatorium und sah schon von der Tür aus im Synthesekäfig das Meerschweinchen Susi II friedlich muffeln. Ich hob es heraus, trug es ins Labor und setzte es neben Susi I. Neugierig beschnüffelten sich die beiden. Der Versuch war geglückt, und mir wurde plötzlich bewußt, weshalb ich die Gedanken an das Danach bisher verdrängt hatte. Aller Tatendrang wich, Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit ergriffen Besitz von mir.
Ein genaues Abbild des Originals…
Sie saßen beide auf dem Tisch vor mir, völlig identisch, ohne jedes Unterscheidungsmerkmal.
Was sollte das alles? Die Möglichkeit meiner Rettung war Lug und Trug, ich selbst hatte mich betrogen. Ja doch! Natürlich würde es glücken, sogar ohne jedes Risiko für mich. Ich würde zurück zur Erde gelangen, alle meine wichtigen Forschungsergebnisse retten können. Aber den Nutzen hätte meine Kopie! Ich blieb hier im Wrack in unverändert aussichtsloser Lage.
Wieder starrte ich auf die beiden Meerschweinchen. Welches war Susi I und welches Susi II? Es gab keine Möglichkeit, sie zu unterscheiden! Nicht meine Kopie würde die Erde betreten, ich selbst wäre es!
Und mein Ich hier im Wrack?
Mit einer Armbewegung schleuderte ich den Analysator vom Tisch, und unisono quiekten die beiden Tiere auf. Ich wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Das alles war doch sinnlos!
Ich schleppte mich auf mein provisorisches Lager und schloß die Augen. Geistig und körperlich war ich am Ende, und einen Ausweg sah ich nicht.
Später riß ich das Siegel vom Schloß des Schränkchens mit den Psychopharmaka. Ich schluckte ein starkes Antidepressivum. Nie hätte ich geglaubt, dieses Mittel einmal zu benutzen.
Endlich konnte ich einschlafen. Vielleicht war es mehr eine partielle Bewußtlosigkeit, in die ich hineinglitt. Wirklichkeit und Phantasie begannen sich zu vermischen, und ich träumte…
5
    Die unbedachte, jähzornige Armbewegung kostete mich fast eine Woche Arbeit. Kristalle waren zerstört, kleinste Verbindungen gelöst, ganze Schaltkreise unbrauchbar. Trotzdem verlor ich die Geduld nicht.
    Der neue Teleportationsanalysator wurde ein imposantes Gebilde. Für zeitaufwendige Verkleidungen opferte ich weder Kraft noch Material. Nur die Funktion war wichtig. Ich baute ein Stahlgestell, an dem die einzelnen Partien wie Schwalbennester aneinander- und übereinanderklebten, ein nur von mir zu durchschauender Wirrwarr von Chips, Laserverbindungen, Kristallen und endlosen Verdrahtungen. Das Meisterstück wurde der neue, leistungsfähigere Generator und das auf meine Größe zugeschnittene Aufnahmeteil.
    Sowenig wie möglich dachte ich an mein Problem. Nur selten ging ich zu den Versuchstieren.
Schließlich konnte ich die letzten Handgriffe erledigen. Ich stimmte noch zwei Schaltkreise aufeinander ab und überprüfte routinemäßig die Kontakte. Ich

Weitere Kostenlose Bücher