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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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hatten sich viele Speichereinheiten befunden. Was würde er mir jetzt noch nutzen?
    3
Nach Tagen hatte ich mich eingerichtet. Das Labor diente mir als Schlaf- und Wohnraum, wollte ich doch nicht jedesmal im Raumanzug durchs All schweben. Mein alter Bordcomputer hätte sich mit solch unordentlichen Verhältnissen niemals einverstanden erklärt. Heute kümmerte ihn das nicht. Überhaupt hatte ich bei dieser Havarie etwas Entscheidendes gewonnen: Freiheit. Endlich konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Er drehte mir nie das Licht aus, servierte mein Essen, wann immer ich Hunger verspürte, ließ mich ohne Fragebögen ins All und diskutierte meine Probleme zu jeder Tages- und Nachtzeit. Mit den Speichereinheiten waren sämtliche Überwachungs-, Kontroll- und Hygieneprogramme entschwunden, und er hatte davon keine Ahnung.
    Ich kniete mich in die Arbeit. Ich wußte, daß die intergalaktische Teleportationsstrecke, zu deren Suche ich ausgezogen war, hier irgendwo existieren mußte. Noch wenige Stunden vor der Havarie hatte ich…
    Da kam mir ein Gedanke. Vielleicht war es gerade dieser Teleportationskanal gewesen, dem ich meine Lage verdankte? War ich in diesen Kanal hineingerast? Dann aber mußten meine Geräte, deren Empfindlichkeit ich in zweijähriger Arbeit enorm gesteigert hatte, unmittelbar vor dem Zusammenstoß etwas aufgezeichnet haben. Jede gerichtete Strahlung von Korpuskeln baut um sich ein Feld auf, ein meßbares.
    Ich stürzte zu den Mikrodrähten und zerrte die Spule heraus, auf der sich die Impulse befinden mußten. Meine Finger zitterten, und ich brauchte eine Weile, bis ich den Schlitz fand, in den die Spule gehörte.
    »Auswertung!« befahl ich.
»Wonach?« fragte der Computer phlegmatisch.
»Unmittelbar vor dem Zusammenstoß muß ein schwaches
    Feld von Masseteleportationsstrahlung aufgenommen worden sein. Ich möchte die exakten Parameter und den Zeitpunkt wissen.«
»Welchen Zusammenstoß meinen Sie?«
    »Es gibt glücklicherweise nur einen!« rief ich, wütend über diese vermeintliche Dummheit.
»In jeder Sekunde finden Tausende Zusammenstöße mit interstellarem Wasserstoff statt«, belehrte er mich ruhig. »Nennen Sie die laufende Nummer und den Ort des Zusammenstoßes, wenn ich analysieren soll!«
Ich holte tief Luft. Er hatte ja recht. Aber seine Beckmesserei war typisch für einen Fachidioten.
»Ich meine den Zusammenstoß, bei dem der größte Teil deiner Speichereinheiten vernichtet worden ist.«
Seine Stimme klang beleidigt, als er sagte: »Welche Speichereinheiten? Drücken Sie sich konkreter aus! Ich habe keine Speichereinheiten verloren!«
Ich zwang mich zur Ruhe. Irgendwie mußte ich den Zeitpunkt der Havarie genauer definieren, sonst bekam ich nie eine Analyse der damaligen Strahlungsverhältnisse.
»BC«, sagte ich so sachlich wie möglich, »es hat sich eine Havarie ereignet, bei der ein Teil unseres Raumschiffes mit allen Antriebseinheiten, Vorratssektionen und vielen Speicherkolonnen vernichtet worden ist.«
»Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte er knapp.
Entweder wußte er wirklich nicht, was passiert war, weil er sich in seiner jetzigen Form erst nach der Havarie konstituiert hatte, oder infolge einer autarken Schutzreaktion war das Geschehen ins Nichtbewußte verdrängt worden, und dafür besaß ich keinen Schlüssel.
Wie konnte ich an die Information kommen, die ich so dringend brauchte? Natürlich gab es die Möglichkeit, das Band selbst auszuwerten. 10 15 Impulse… Nein, das war kein gangbarer Weg.
Ich sagte: »BC, es muß auf dem Band eine Reihe von Signalen geben, die sich von allen anderen unterscheiden, Signale, die noch nie von uns aufgenommen wurden.«
»Programm verstanden«, sagte der Computer.
Ich atmete auf. Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn der Verstand eines Menschen vor einem bornierten Computertorso kapituliert hätte.
Die Berechnungen zogen sich in die Länge. Eine Billiarde Bit brauchte ihre Zeit, bis sie verglichen und geordnet, gruppiert und klassifiziert waren. Selbst mein alter Bordcomputer hätte das nicht im Handumdrehen geschafft.
In der Zwischenzeit setzte ich meine Arbeit an den Geräten fort.
Bei Beginn meiner Reise beherrschten wir auf der Erde die Teleportation unbelebter Materie technisch perfekt, und die meisten Transportprobleme waren dadurch optimal gelöst worden. Eine Reihe von Wissenschaftlern arbeitete an der Anwendung des Prinzips auch für Lebewesen.
Seit meinem Start vor zwei Jahren hatte ich meine Zeit gut genutzt.

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