Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
gehörte, sondern weil es ihr eigenes Gesicht war.
    Die Konstrukte waren ihre Zwillingsschwestern, deren Gensets man gespleißt, bewertet und patentiert hatte, damit die Konstrukte in der von Menschen geschaffenen Hölle der Bose-Einstein-Bergwerke auf Compsons Planet überleben konnten. Und sie befanden sich hier, obwohl es
im UN-Raum verboten war, genetische Konstrukte mehr als zwanzig Jahre lang in Tanks zu lagern.
    Sie wandte sich ab. Ihr wurde übel und schwindlig, und sie hoffte, dass die unheimliche Ähnlichkeit nur ihr aufgefallen war.
    »Bringen wir’s zu Ende und hauen ab«, sagte sie. »Und sputet euch. Wir dürfen die Bergung nicht verpassen, sonst macht man uns mächtig Feuer unterm Arsch. Ab jetzt noch sieben Minuten.«
    Sie öffnete ihr VR-Fenster und stellte fest, dass Cohen immer noch Dateien durchsuchte.
    <6:51 bis zur Bergung>, übermittelt sie ihm.
    
    
    
    Sie gab ihm eine ganze Minute. <5:51>, sagte sie dann.
    
    
    Sie schaltete auf ihren Realraum-Kanal um. Die Mannschaft hatte sich um sie versammelt. Nervöse Blicke trafen sie.
    , befahl sie Dalloway.
    Und wieder online. Cohen führte gerade etwa zwanzig parallele Suchläufe durch; er arbeitete so schnell, dass sie ihn nur als gewaltiges, eisblaues Lichtgebilde wahrnehmen konnte, das sich durch die Zahlenkolonnen des Laborcomputers fraß.
    , fragte sie.
    Keine Antwort.
    
    , sagte er.

    Die Verbindung wurde instabil. »Scheiße!«, sagte Kolodny, schüttelte den Kopf und blinzelte. Dann war sie weg, und die Verbindung stand wieder, bevor Li auch nur Zeit für einen Schwindelanfall hatte.
    
    
    
    Aber eine Minute später war er noch eingeklinkt, und Li wartete immer noch.
    , fragte sie und wandte sich ihm zu.
    In diesem Moment sah sie das Blut in Kolodnys Gesicht.
    Sie zog Kolodny von der Computerkonsole weg, riss ihr den Stecker aus dem Kopf und wusste im selben Moment, dass es schon zu spät war. Sie stand immer noch da und hielt das Kabel in der Hand, als die ersten Schüsse durch den Korridor pfiffen.
    , rief Dalloway.
    Li schaltete auf VR um und loggte sich in Dalloways Kanal ein. Catrall lag zusammengekrümmt am Fuß der Treppe. Vier Wachmänner stapften lautstark die Treppe herauf, und einer hielt inne, drehte Catrall mit den Stiefelspitzen um und nahm ihm das Gewehr ab.
    »Verschwinden wir«, rief sie Cohen zu.
    Die einzige Antwort, die sie bekam, war das Scheppern von Kolodnys Karabiner, als die Waffe zu Boden fiel.
    Kolodny verblutete. Flüssigkeit tropfte ihr aus den Nasenlöchern und hinterließ rötliche Wasserflecken auf den weißen Fliesen. Sie bewegte sich ruckartig; ihre Rücken-und Beinmuskeln wurden von Krämpfen geschüttelt. Li hatte schon bei anderen Gelegenheiten Wet-Bugs bei der Arbeit gesehen. Cohen brauchte ihr nicht zu sagen, dass Kolodny in ein paar Minuten überhaupt nicht mehr würde
laufen können. Oder dass sie so schnell abbaute, dass es nur auf eines hinauslaufen konnte, wenn man sie nicht schnell genug rausschafte: Exitus.
    , fragte Li.
    
    
    Cohens Lachen flackerte durch die Zahlenkolonnen wie ein Buschfeuer.
    Li hörte Gefechtslärm aus dem Korridor – und diesmal war es nicht bloß das gedämpfte Pfeifen von Impulsgewehren, sondern das Krachen echter Geschosse, die in Beton und Keramstahl einschlugen. Sie schaltete auf Dalloways Kanal um und sah, dass er am anderen Ende des Korridors festhing. Shanna und die anderen waren zu weit weg, um ihm Feuerschutz zu geben.
    Das Labor wirkte jetzt dreimal größer als beim Reinkommen. Sie hatten kaum die Hälfte hinter sich, als Kolodnys Vitaldaten dramatisch abfielen und Warnsignale wie Leuchtraketen hinter ihren Augen explodierten.
    »Zu weit«, sagte sie und reichte ihm ihr eigenes Impulsgewehr.
    »Nein«, sagte er. »Behalte es. Du wirst mir sowieso Feuerschutz geben müssen. Und die Viper nützt mir hier

Weitere Kostenlose Bücher