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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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nichts. Du solltest sie nicht benutzen.«
    »Keiner benutzt die Viper«, sagte sie und bückte sich, um die Beretta aus ihrem Fußhalfter zu ziehen.
    Trotz Kolodnys blutverschmiertem Gesicht bemerkte sie Cohens schockierten Blick. »Catherine, wenn du damit jemanden erschießt …«
    »Ich weiß«, sagte sie und setzte sich wieder in Bewegung. »Bemühen wir uns, dass es nicht dazu kommt.«
    Nur noch fünfzehn Meter. Aber es waren die schlimmsten fünfzehn Meter. Keine Deckung, nur die rutschigen
weißen Fliesen unter ihren Füßen, und die einzige Zuflucht waren die weißen Salzkanister unmittelbar vor der Tür. Und sie mussten das Labor auf ganzer Breite durchqueren, um diese Kanister zu erreichen.
    Als sie losrannten, rutschten gerade die ersten beiden Wachmänner um die Ecke. Einer von ihnen hatte Catralls Karabiner in der Hand und versuchte die DNS-Sicherung kurzzuschließen. Der andere hielt eine schlanke, teuere Feuerwaffe in der Hand, die Lis Orakel als eine 308er Kalinin mit Vologda-Optik identifizierte.
    Sie stürzte sich mit gesenktem Kopf auf den ersten Wachmann und traf ihn am Knie, ehe er reagieren konnte. Sie stieß sich mit beiden Beinen ab, als sie mit ihm zusammenstieß, und hörte mit einem hässlichen Knirschen seine Knie brechen.
    Bevor der andere Wachmann den langen Lauf der Kalinin auf sie richten konnte, zog Li den Verletzten auf die Knie und drückte ihm die Beretta an die Schläfe.
    Sein Partner erstarrte. Der schwarze Lauf der Kalinin schwankte.
    Li lächelte grimmig und hob ihre Geisel hoch, wobei sie ihr weiter die Waffe an den Kopf hielt. Sie bewegte sich auf die Salzkanister zu. Wenn sie hier lebend herauskamen, würde jemand für die miese Vorbereitung dieser Operation mächtig eins auf den Arsch gekommen.
    Zwei weitere Wachmänner erschienen in der Tür. Wie das erste Paar trugen sie Overalls ohne Aufschriften und erstklassige Waffen. Li hörte, dass sie dem Verletzten zuriefen, er sollte sich ducken.
    »Ich glaube, das ist kein guter Rat«, sagte Li. Sie verstärkte den Griff um seinen Hals, um seinen Kopf hochzuhalten – und damit er nicht vergaß, was ein Friedenssoldat mit einer Verkabelung im Körper mit einem Menschen aus Fleisch und Blut anstellen konnte.

    Ihre Implantate spielten verrückt, schalteten Alarmsignale ein und aus, als die Positionsmesser der Wachleute sich auf sie richteten, sie verloren und erneut registrierten. Wenn diese Männer bereit waren, ihre Geisel zu erschießen, um sie zu erwischen, war sie erledigt. Jeder Soldat, den Li ausgebildet hatte, hätte sofort den Abzug gedrückt und das Risiko, einen Kameraden zu treffen, als unvermeidlich hingenommen. Aber bisher verhielten sich diese Kerle wie Amateure.
    Wenn ihr das Glück treu blieb, verschaffte das ihr und Kolodny eine Chance zur Flucht.
    Sie kroch hinter die Kanister und drückte ihre Geisel gegen die Wand. »Hör zu«, sagte sie. »Ich habe keine freie Schussbahn, um deine Freunde zu treffen, aber dich werde ich auf keinen Fall verfehlen. Also hör mir zu. Ich sag dir, was wir machen.«
    Einige Sekunden später kroch er hinter den Kanistern auf Cohen zu.
    Die Wachmänner an der Tür hatten bereits begriffen, was sie vorhatte. Cohen kroch im Schutz der Geisel durch die Gefahrenzone und bohrte dem Mann Kolodnys Karabiner in den Brustkasten. Es funktionierte, allerdings nur bis zur Mitte des Labors. Dann hielt Cohen ohne erkennbaren Grund inne und lockerte seinen Griff um den Hals der Geisel.
    , rief Li durch seinen Kanal.
    Aber sie hatte kaum in Gedanken die Worte geformt, da wurde die Verbindung zu Cohen gewaltsam getrennt wie ein Blatt, das ein starker Wind vom Baum riss.
    , rief Shanna aus dem Korridor. Dann brach die Verbindung ganz ab, und Cohen war weg.
    Kolodny strauchelte und fiel hin. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, als die KI den Kontakt zu ihr verlor. Sie fiel im Mittelgang des Labors auf die Knie, der
Unterkiefer sackte ihr hinunter, und sie schüttelte sich wie ein Taucher, der zu schnell aus tiefem Wasser aufgetaucht war. »Kolodny!«, rief Li.
    Für einen Moment, der kaum länger als einen Herzschlag dauerte, erstarrte alles. Li sah das Weiße in Kolodnys blutunterlaufenen Augen, als sie sich ihr mit starrem Blick zuwandte, und sie sah einen blassen Fleck auf dem linken Ärmel ihrer Uniform und eine verblassende Brandwunde, wo sie ihre Hand beim Zielen am heißen Lauf eines Impulsgewehrs verbrannt hatte.
    Dann wich die Geisel zurück, die

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