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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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VR-Feld. »Sie sind phantastisch, Helen.«
    Nguyen blinzelte und wurde blass. »Ich habe diesen Ausdruck in Cohens Gesicht immer gehasst«, sagte sie. »In Ihrem Gesicht hasse ich ihn noch mehr.«
     
    Am Ende schalteten sie das letzte intakte Bose-Einstein-Relais ab und stellten das ganze System unter Quarantäne. Es gab keine andere Möglichkeit, um den Weltgeist vom Spinstrom fernzuhalten, um zu verhindern, dass er durch jedes UN-System fegte und jedes Netzwerk durchwühlte. Und noch bevor das letzte Schiff ablegte, kursierten im
Stromraum Gerüchte, dass die KIs die Quarantäne missachten würden, dass das Konsortium unterlichtschnelle Sonden entsandt hatte, um den Kontakt wiederherzustellen, und dass FreeNet, oder zumindest Teile davon, dem Weltgeist zugänglich gemacht werden sollte.
    Li war etwas benommen, als sie das Schiff bestieg, zu betäubt, um sich Gedanken darüber zu machen, wohin sie flog, oder was Nguyen für sie vorbereitet hatte, wenn sie dort eintraf. Sie klammerte sich an die Verankerungsleinen von einer halben Tonne Notrationen, als das Schiff aus dem Dock rumpelte, und sah Compsons Planet durch die schmale Sichtluke der Frachtbucht ein letztes Mal zurückfallen.
    Das Schiff legte ab und trieb ein Stück dahin, bevor die Manövrierturbinen stotternd zum Leben erwachten. Über ihr wölbte sich der Bauch der Station, verschwand nach achtern und wich den Sternen und der Dunkelheit. Die Solarsegel glitten über sie hinweg wie Flügel, und die gefrorenen Gelenke waren mit dem nicht abgetauten Kondensationseis von acht Tagen verkrustet. Dann waren sie im offenen Weltraum, und Li konnte zurückblicken und sah alles unter sich ausgebreitet.
    Die Station war verkrüppelt und starb. Die Stirling-Turbinen waren in der ersten Krise ausgefallen, und wenn sich erst die massiven, ineinandergefügten Ringe nicht mehr gegenläufig drehten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wohn- und Arbeitsspeichen von einer dumpfen, kalten, schwerelosen Dunkelheit erfasst wurden. Ein Drittel des Außenrings war beleuchtet und funktionierte noch. Der Rest war bereits dunkel, die schattige Seite einer mit Edelsteinen besetzten Karnevalsmaske.
    Sie waren ausgestoßen worden, höflich, aber bestimmt. Compsons Planet und der Himmel darüber gehörte nicht mehr zu ihnen.

    Li blies gegen das kalte Viruflex, bis die Feuchtigkeit in ihrem Atem gefror, dann presste sie die Stirn dagegen. Ihre Augen fühlten sich heiß und trocken an. Sie dachte die ganze Zeit, dass sie etwas tun sollte, aber es gab nichts zu tun. Niemand brauchte sie. Und dieses Nichtstun würde Wochen, Monate andauern, bis sie Alba erreichten und Li für den Rest ihres Lebens wieder von vorn anfangen musste.
    Es ging ihr nicht so nahe, wie es sollte – sie hätte zumindest ein wenig neugierig sein müssen, ob man ihr einen neuen Posten zuweisen oder sie vors Kriegsgericht stellen würde. Aber was nützten solche Gedanken? Entweder interessierte es einen oder nicht. Der Rest war eine Frage des bloßen Überlebens.
    
    Sie schüttelte nervös den Kopf und brachte die defekte Wetware zum Schweigen.
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    Sie seufzte und rieb sich die Schläfen. Ein Paar dünner, brauner Beine erschien am Rande ihres Sichtfelds. Staubig. Barfüßig.
    Hyacinthe?
    Sie versuchte ihn schärfer zu sehen. Und verlor ihn wieder. Dann blitzte etwas schwach in ihrem Augenwinkel auf, und als sie hinsah, konnte sie ihn erkennen, ganz schwach, als sei er nicht vollständig vorhanden. Bis auf seine Augen. Und konnte sie nicht spüren, dass er sich ins Schiffsnetzwerk hackte, seine VR-Programme manipulierte? Oder machte sie sich etwas vor?
    Um Himmels willen, sag etwas! Der Gedanke entfuhr ihr wie ein Stück Fleisch, das sich von ihr losriss.
    Entschuldigung. Ich bin ein bisschen wacklig auf den Beinen. Aber diesmal bin ich es. Jedenfalls das meiste von mir. Er stieg ganz vorsichtig auf die Plattform, hielt sich mit beiden Händen fest und setzte sich neben sie.

    Sie spürte, dass in ihrer Brust etwas zum Leben erwachte, sich in den Wind lehnte, starke Flügel ausbreitete. Sie holte tief Luft, und ihr fiel auf, dass sie zum ersten Mal seit Tagen nicht mehr diese Last auf ihrer Brust spürte. Er füllte ihre Augen aus. Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen. Sie wandte sich ohne ein Wort ab und schaute durch die Sichtluke auf die sterbende Station hinaus. »Schon seltsam, dass sie von außen immer noch mehr oder weniger in Ordnung aussieht«, sagte sie. »Ich frage mich,

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