Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
vor seinem Abflug von Redstone war Freiheit für ihn ein kostbares Gut gewesen, nun jedoch steigerte sich sein Wunsch nach Selbstbestimmung zu einer Besessenheit.
Abermals von zwei Wachposten begleitet, kam Honigtau eine Weile später zu ihm; Corso lag dösend in einer Ecke seines Quartiers, da er nicht herausbekommen hatte, wie er die ihm zur Verfügung gestellte Hängematte benutzen sollte.
Er setzte sich hin, wobei er sich sofort wieder schmutzig und klebrig fühlte, und erkannte Honigtau sofort an der Farbe und dem Muster seiner Flügel. Das obere Schwingenpaar wies eine auffallende grünblaue Tönung auf, während das untere von einem feinen, zinnoberroten Geflecht durchzogen wurde.
»Mr. Corso, kommen Sie bitte mit uns.«
Mittlerweile bewegte sich das Schiff wieder; während des zweiten Teils der Reise bremste es ab, und die durch die aktuelle Geschwindigkeit erzeugte Schwerkraft war ähnlich der, die er von Redstone gewöhnt war, so dass er nun einigermaßen problemlos laufen konnte. Corso nickte stumm, und Honigtau übernahm die Führung.
Bald erreichten sie eine Eindockbucht, die genauso aussah wie die, in der sie nach ihrer Ankunft den Shuttle verlassen hatten.
Er entdeckte mehrere kleine Schiffe, von denen die meisten mehr oder weniger dem Boden-Orbit-Scooter glichen, der ihn von der Planetenoberfläche in den Orbit befördert hatte; außerdem ein paar noch winzigere, rundliche Schiffe ohne Antriebsgondeln, bei denen es sich vermutlich um Rettungskapseln handelte. Allein die Ausmaße dieses Hangars vermittelten ihm einen Eindruck davon, wie riesig der Bandati-Kampfkreuzer sein musste.
Man lotste ihn zu einer mobilen, in den Boden eingelassenen Plattform, die nach unten sank, sowie er mitsamt den drei Bandati darauf Platz gefunden hatte; sie landeten in einem anderen Raum, der beinahe so groß war die der unmittelbar darüber liegende.
Hier jedoch herrschte eine erdrückende Finsternis, durch die ab und zu unheimliche Lichtblitze zuckten und flackerten. Ein massiger, dunkler Umriss füllte das hintere Ende der ansonsten leeren Kammer aus; Corso spähte angestrengt in die Düsternis, und als er erkannte, was sich dort verbarg, klappte ihm vor Verblüffung buchstäblich die Kinnlade herunter.
Er blickte auf Dakotas Schiff, die Piri Reis – ramponiert, verbeult und zerschrammt, aber trotzdem wohlvertraut. Die Piri schwebte in einem Hängegerüst für Wartungsarbeiten, das über ein paar horizontalen Hangartüren im darunter befindlichen Deck montiert war. Im Gerüst eingebaute Kraftfeldgeneratoren hielten das Schiff an seinem Platz.
Dann merkte Corso, dass diese Kammer nichts anderes war als eine sehr große Luftschleuse, in die man Schiffe und schweres Frachtgut abladen konnte, bevor man sie in die obere Bucht mit Druckausgleich beförderte. Ganz deutlich konnte er die Schäden am Rumpf der Piri Reis sehen, die von den Raketen stammten, mit denen man sie in Nova Arctis unter Feuer genommen hatte.
»Dieses Schiff wurde benutzt, um das Wrack aus dem Nova-Arctis-System herauszufliegen, nicht wahr?«, wandte sich Honigtau an ihn.
Corso nickte zerstreut, bis ihm einfiel, dass der Bandati noch auf seine Antwort wartete. »Ja, das ist richtig.«
Irgendetwas war jedoch anders.
Gerade erst hatten sich seine Augen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass er in den Schatten seltsame Formen erkennen konnte, die zwischen ihrem Standort auf der Plattform und dem Hängegerüst mit der Piri wie zufällig verteilt auf dem Boden lagen. Abermals flammten Blitze auf, und Corso bemerkte Brandspuren an den Wänden, der Decke und dem Boden rings um Dakotas Schiff. Die Figuren entpuppten sich als verschmorte Überreste von Bandati, deren Körper sich im Todeskampf verzerrt hatten.
Erschrocken vergegenwärtigte er sich, dass sie am Rand eines Schlachtfelds standen.
Die meisten Leuchteinheiten in den Wänden und der Decke waren entweder zerstört worden oder funktionierten nur sporadisch, was die Dunkelheit und die flackernden Blitze erklärte. Hier hatte eindeutig ein heftiges Feuergefecht stattgefunden.
Neben den toten Bandati sah er über den Boden verstreute Waffen, und ein paar Klumpen aus demolierten und gesprengten Maschinen sahen aus, als wären sie ursprünglich Robotersonden gewesen. Zudem bemerkte er eine Delle in den Türen unter dem Hängegerüst, die von ihrer Größe und Beschaffenheit her den Verdacht nahelegte, sie stamme von der Piri.
»Was zur Hölle ist hier passiert?«, fragte Corso, nachdem er
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