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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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befinden.«
    Corso sah in die unerbittlichen schwarzen Augen des Aliens.
    Ich muss das hinter mich bringen. Er trat von der Plattform herunter und ging langsam nach vorn, den Blick unverwandt auf die Piri gerichtet. Nach ungefähr einem Dutzend Schritten blieb er stehen, drehte sich um und schaute zu der Plattform zurück; die drei Bandati standen immer noch da wie Statuen mit riesigen Augen, unerbittlich und wie versteinert, bis auf ein gelegentliches Zucken der Flügel.

    Er wandte sich wieder zur Piri um und setzte sich erneut in Bewegung; unwillkürlich nahm er eine leicht gebückte Kauerhaltung ein, als ob er ein kleineres Ziel abgeben wollte.
    Als er die ersten Leichen erreichte, bemerkte er, dass ihre Flügel fast vollständig weggebrannt waren.
    Die Piri befand sich höchstens fünfzehn bis zwanzig Meter von ihm entfernt, leicht in dem sie fixierenden Kraftfeld dümpelnd. Die ständig flackernden Lichter erinnerten Corso unangenehm an einen billigen »Spukhauseffekt«. Er versuchte sich zu erinnern, wie die internen Systeme der Piri ausgelegt waren, und ob es einen Hinweis gab, wie das Schiff es bewerkstelligt hatte, diese schwer bewaffneten Soldaten zu töten.
    Jählings machte er Halt, als ihm ein neuer Gedanke kam.
    Honigtau hatte unerklärliche Energieentladungen in den Feldgeneratoren des Hängegerüstes erwähnt. Das musste es sein.
    Kraftfeldgeneratoren ließen sich auf kurze Entfernungen zur Verteidigung benutzen. Normalerweise brauchte man Receiver-Geräte, die das Feld eindämmten, denn ohne diese Vorrichtungen würde es sich gleich nach seiner Erstellung wieder verflüchtigen.
    Aber es war möglich, eine kleine Blase ohne einen Receiver zu erzeugen – eine Blase mit einem Durchmesser von nur wenigen Zentimetern – und sie dann blitzschnell schrumpfen zu lassen, ehe sie platzte. Wenn Luftmoleküle in diesem Kraftfeld eingeschlossen waren, konnten sie so schlagartig und massiv komprimiert werden, dass sich weißglühendes, hochexplosives Plasma bildete. Und sobald sich das minimale Kraftfeld, welches das Plasma zusammenhielt, auflöste …
    Corso betrachtete einen geschwärzten Klumpen, der vor seinen Füßen lag. Er brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es sich um den abgetrennten Kopf eines Bandati-Kriegers handelte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich vergegenwärtigte, was nur eine einzige Person anrichten konnte, die
dazu fähig war, nach Belieben Computersysteme über die Entfernung eines ganzen Sonnensystems hinweg zu manipulieren.
    »Dakota?«, flüsterte er und kam sich albern vor, den Namen eines Menschen auszusprechen, der seines Wissens nach immer noch allein in einem Turm auf Ironbloom festsaß. Aber in diesem flimmernden Halblicht, umgeben von Tod und Zerstörung, beschlich ihn das irrationale Gefühl, er könne ihre Anwesenheit spüren. Und während der vergangenen Monate hatte er genug erlebt, um nicht noch einmal in den Fehler zu verfallen, irgendetwas von vornherein auszuschließen. Mittlerweile hielt er alles für möglich.
    Natürlich erhielt er keine Antwort.
    Zögernd tat er den nächsten Schritt nach vorn und fühlte, wie auf seiner Stirn wieder der Schweiß ausbrach. Er überlegte, ob er eine der herumliegenden Waffen aufheben sollte, doch dann besann er sich anders. Er hatte die Piri fast erreicht und konnte schon ein leises Summen hören, das von dem Schiff ausging.
    Als er sich noch näher heranschob, schraubte sich der Summton in die Höhe. Wie erstarrt blieb er stehen, einen Fuß vom Boden abgehoben, und wartete darauf, dass etwas passierte. Aus dem Augenwinkel nahm er die halb verkohlte Leiche eines Bandati wahr.
    Dann bemerkte er ein leises Zischen.
    Er schaute nach unten und sah eine dünne schwarze Linie, die mitten zwischen den beiden Hangartüren verlief, über denen die Piri Reis in ihrem Hängegerüst schwebte. Offenbar war das Schiff mit solcher Wucht gegen die Türen der Eindockbucht geprallt, dass das Material sich verzogen hatte, und als Folge davon entwich die Luft langsam, aber merklich aus der Kammer.
    Wie soll ich in das Schiff hineingelangen?, fragte sich Corso. Er konnte es durch die Hauptluftschleuse versuchen, oder aber um die Piri herumgehen und die durch den Raketeneinschlag entstandene Bresche im Rumpf ausprobieren.
    In völlig verkrampfter Haltung stand er da, während ihm die
vielen Halbwahrheiten durch den Sinn schossen, mit denen er Honigtau hingehalten hatte.
    Strenggenommen brauchten die Bandati ihn gar nicht.

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