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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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hinweg verteilen – aber das ist auch schon alles. Es reagiert nicht, wenn ich von ihm verlange, dass es konkret etwas für mich tun soll.«
    »Dann sind wir also jetzt schon verloren?«
    »Nein, das Wrack weiß, dass ich hier bin. Ich muss nur … ich muss nur noch herausfinden, wie ich es dazu bringe, mir zuzuhören.«
    Dakota schloss die Augen und spürte denselben nach außen gerichteten mentalen Sturm, den sie kurz zuvor schon einmal gefühlt hatte. Und während ihr Bewusstsein abermals expandierte, überkam sie wieder der Eindruck, dass sich dort draußen in der Dunkelheit etwas Uraltes verbarg – aber in einer Gegend, die viel, viel weiter entfernt lag als das Ocean’s-Deep-System. Es war, als würde man so tief in einen Ozean hinabtauchen, bis alles Licht verschluckt war, die Schwärze sich gegen einen presste und immer stärker zusammenzog … und dann plötzlich erkannte, dass man dort drunten nicht allein war.
    Nach dem ersten oberflächlichen Kontakt gleich nach ihrer Ankunft, hatte das Wrack in Ocean’s Deep sich wieder in Schweigen gehüllt, und jetzt machte es sich höchstens noch als dumpfe, vage verspürte Präsenz bemerkbar. Es vermittelte Dakota das Gefühl, sie sei so etwas wie ein Bettler aus dem finstersten Mittelalter, der Zuflucht in einer Burg sucht, nur um dann festzustellen, dass die Zugbrücke hochgezogen ist und die Fenster dunkel sind.
    »Tja, auf jeden Fall sind unsere Defensivdrohnen durchaus imstande, einen Angriff abzuwehren«, erklärte Wein und Rosen, als sie die Augen wieder öffnete. Sie fragte sich, wen er mit dieser Auskunft beruhigen wollte – sie oder sich selbst.
    »Einen Angriff welcher Art?«, hakte sie gereizt nach. »Von anderen Bandati-Drohnen? Wir werden von Emissären gejagt. Wenn ich richtig informiert bin, verfügen sie über eine Technologie,
die der Technik der Shoal ebenbürtig ist. Haben die Bandati sich überhaupt schon einmal mit den Emissären angelegt?«
    »Nein«, gab Wein und Rosen zu, »aber andererseits dürfen Sie nicht über den Ausgang einer Schlacht urteilen, die noch gar nicht begonnen hat. Die hier herumschwirrenden Asteroidenkörper dürften dazu beitragen, den Feind zu verwirren, und unsere Defensivdrohnen sind so konstruiert, dass sie exakt dieselben Hitze- und Strahlensignaturen aussenden wie dieses Scout-Schiff. Sogar wenn die Emissäre wissen, dass wir hier sind, haben wir die Station längst erreicht, ehe sie es geschafft haben, unsere genaue Position zu bestimmen.«
    »Theoretisch hört sich das wunderbar an, aber was ist, wenn es im Ernstfall doch nicht klappt?«
    »Uns bleibt gar keine andere Wahl, als einfach nur abzuwarten, was passiert, Dakota.«
    Abwarten, was passiert?
    Langeweile löste die Angst ab, während die Stunden vergingen, und Leviathan’s Fall sich von einem blassen, strahlenden Punkt zu einem stetig anwachsenden Kreis aufwölbte. Das Scout-Schiff und die begleitenden Drohnen führten einen komplizierten Tanz auf, indem sie abwechselnd das Tempo steigerten oder drosselten und dabei jähe Richtungsschwenks einlegten, obwohl sich dieser Zirkus in einem Raum abspielte, der mehrere Millionen Kubikkilometer umfasste. Diese eintönige Darbietung wurde nur durch die plötzlichen, unvorhersehbaren Beschleunigungen und die genauso heftigen Bremsmanöver aufgelockert, die Dakota und Wein und Rosen in ihre jeweiligen Gel-Sessel rammten.
    Dakota nickte sogar für eine kurze Zeit ein, aber es war ein sehr unruhiger Schlummer. Sie hatte seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Mit einem Ruck wurde sie während eines besonders brutalen Manövers wieder wach. Plötzlich erfüllte ein scharfer, beißender Gestank die Kabine, und erschrocken wand
Dakota sich in den Gurten, um festzustellen, an welcher Stelle das Feuer ausgebrochen war. Doch sie vermochte weder Rauch noch andere sichtbare Anzeichen für einen Brand zu entdecken; lediglich der penetrante Geruch von verschmorter Elektronik stieg ihr in die Nase.
    »Das ist nur ein Warnsignal«, versuchte Wein und Rosen sie zu beruhigen.
    »Was ist passiert? Um Gottes willen, ich kann riechen, dass hier etwas brennt!«
    »Das ist das Warnsignal«, erklärte Wein und Rosen ihr mit einer Betonung, aus der sie eine Spur von Ungeduld herauszuhören glaubte. »Es bedeutet, dass wir jeden Moment mit einem Angriff rechnen müssen.«
    Das kleine Schiff fing heftig an zu rütteln, und starr vor Angst hielt Dakota den Atem an, übermannt von dem Wunsch, endlich aus dieser beengten Umgebung

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