Lieb mich schoener Fremder
Stimme zu hören. Wie oft war sie versucht gewesen, seine Telefonnummer zu wählen, einfach nur, um sein "Hallo" zu hören. Natürlich hatte sie es nie getan.
Ihr altes Leben lag hinter ihr und durfte sich mit dem neuen niemals überschneiden. Diana war tot, und Jennifer Hannah wusste nichts von Trev, Montgomery oder von seiner warmherzigen Familie ... oder von berauschenden Küssen und leidenschaftlichen Liebesnächten.
Unvermittelt wurde sie aus ihrer Träumerei gerissen. Sie stieß einen erschrockenen Laut aus, ruderte mit den Armen, um im Gleichgewicht zu bleiben, als eine lederne Leine sich um ihre Fußgelenke wickelte. Ein weißer Zwergpudel rannte kläffend um Jennifer herum.
"Hör sofort damit auf, Duchess!" kreischte eine weißhaarige, grell geschminkte Dame, die mit sichtlicher Anstrengung zwei Hundeleinen festhielt. "Und du auch, Princess! Ihr habt versprochen, euch zu benehmen." Ein identischer Pudel hetzte in dieselbe Richtung wie die
"Duchess", die zweite Leine schlang sich um Jennifers Beine, und beide Hunde tollten fröhlich um sie herum.
Der Portier kam herbeigeeilt und teilte der Dame mit, dass Tiere nicht in dem Hotel erlaubt seien, worauf sie scharf entge gnete, dass die Kleinen ihre Kinder wären. Die beiden begannen zu streiten, die Hunde hatten ihren Spaß, und Jennifer stand gefesselt mittendrin und musste über die komische Situation lachen. Als sie sich aus dem Leinengewirr befreit hatte, entschuldigte die Dame sich bei ihr für das schlechte Benehmen ihrer "Kinder". Dann nahm sie ihre Lieblinge fest an die Leinen und stelzte unter dem wachsamen Blick des Portiers zum Ausgang.
Jennifer wischte ein paar Hundehaare von ihrem schwarzen Wollrock und wandte sich, noch immer lächelnd, zur Rezeption. Dabei traf ihr Blick sich mit dem eines Mannes, der am anderen Ende der Lobby stand. Ein großer braunhaariger Mann mit eindrucksvollen Schultern unter seinem grünen Pullover und einem vertrauten kleinen Lächeln um seinen festen Mund.
Jennifer erstarrte, das Blut wich aus ihrem Gesicht, ihr Herzschlag schien auszusetzen.
Trev! Er war es tatsächlich. Wie vom Blitz getroffen starrte er sie an. Eine überwältigende Sehnsucht stieg in ihr auf. Sie wollte seinen Namen rufen, wollte zu ihm laufen, wollte sich in seine Anne werfen.
Schwärme von Menschen durchquerten die Halle, unterbrachen den Blickkontakt zwischen ihnen. Der Bann war gebrochen, und die grausame Erkenntnis traf Jennifer wie ein Messerstoß. Sie konnte nicht zu ihm. Sie musste fort.
Er kam langsam auf sie zu.
Panik erfasste sie, und sie tat das Dümmste, was sie tun konnte. Sie rannte. Rannte durch die Menge in einen seitlichen Korridor und geriet in ein Labyrinth dunkler Flure.
"Diana!"
Der Ruf nicht weit hinter ihr löste einen noch stärkeren Adrenalinschub aus. Sie schlitterte um eine Ecke, schoss dann einen langen Korridor hinunter, so schnell wie sie es in ihrem engen Rock und auf den hohen Absätzen konnte.
"Diana, bleib stehen!"
Wie hatte er sie nur erkennen können? Ihr Haar war jetzt blond statt braun, ihre Augen waren mittels Kontaktlinsen blau statt grün. Ihre Nase, ihr Kinn, ihr Mund und sogar die Augenlider waren operativ verändert worden. Sie war jetzt siebenundzwanzig, nicht mehr zwanzig. Sie hatte ein bisschen zugenommen. Er konnte sie unmöglich erkannt haben.
"Diana!"
Sie bog wieder um eine Ecke und sah zwischen zwei leeren Konferenzräumen eine Stahltür, die ein Ausgang zu sein schien. Sie warf sich mit den Hüften gegen die schwere Tür, schob sich hindurch und stand nun in einem kahlen Treppenhaus. Jennifer rannte treppauf. Auf einer der oberen Etagen, so hoffte sie, würde sie Trev abhängen.
"Diana!" Der Ruf hallte im Treppenhaus wider, dann hörte sie hinter sich Schritte.
Sie erreichte die nächste Etage und zog am Eisengriff der Eingangstür. Sie war geschlossen.
Kräftige Hände legten sich auf ihre Schultern. "Was ist denn zum Teufel...?" Er wirbelte sie herum und drückte sie gegen die Wand. Er starrte sie an, sein Gesicht ganz nah vor ihrem.
Trev Montgomery, der einzige Mann, den sie geliebt hatte und dessen Leben sie so leicht zerstören könnte. Wortlos ließ er den Blick über ihr Gesicht wandern, Zentimeter für Zentimeter, in sengenden Spuren.
Sie hatte vergessen, wie groß er war. Wie unglaublich maskulin, voller Kraft und Sicherheit.
Sein von jahrelanger Arbeit im Freien tief gebräuntes Gesicht war schmaler und kantiger geworden, was seinen markanten Kieferbogen und seine
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