Liebe
zärtlich zu streicheln.
„Nun, ihr Lieben, meine Teuren, geht doch weiter.“
Dann blickte sie fragend die Kommission an. Die zuckte mit den Schultern: Die Ochsen rührten sich nicht vom Fleck. Dann nahm das Mädchen einen eingebildeten Stock und prügelte auf die Ochsen ein. Erneut ein fragender Blick. Die Prüfer schüttelten den Kopf: Die Ochsen standen immer noch da. Dann begann sie, die eingebildeten Ochsen mit aller Kraft vorwärts zu ziehen. Mit demselben Erfolg. Das Mädchen überlegte einige Sekunden, dann begann es, die Ochsen zu beschimpfen und in hoher Stimmlage mit übelsten Flüchen zu belegen.
„Es reicht, die Ochsen gehen weiter“, stöhnten die Kommissionsmitglieder und nickten zustimmend.
Der Schauspieler lebt für die Kunst. Wenn er in der Tiefe der Seele Zukunftsangst hat, starke Abhängigkeit von etwas zu spüren beginnt, kann er die Rolle nicht gestalten. Die Fähigkeit, die Situation äußerlich zu kontrollieren und zu beherrschen — das ist die Fähigkeit, die Gestalt auf der Bühne darzustellen. Nicht von ungefähr ist in den Schauspielschulen Fechten ein obligatorisches Ausbildungsfach. An erster Stelle steht die von nichts abhängige Liebe als höchster Akt der Kreativität und des Schaffens. Danach kommt die maximale Kontrolle der Situation auf äußerer Ebene. Und als drittes Moment die absolute Unterordnung auf innerer Ebene, die sich darin zeigt, dass kein Verlangen besteht, die Zukunft zu lenken, weil erkannt wurde, dass sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft von Gott gestaltet wird. Mit Scherzen, Humor, Spielen, unmoralischem Verhalten, absurden und albernen Handlungen usw. versuchen Künstler, die Abhängigkeit von Werten ihrer Umwelt zu beseitigen, denn diese Abhängigkeit verringert ihre Vorräte an Liebe und ihre Möglichkeiten, Kunst zu schaffen. Für uns alle gibt es eine Prüfungskommission, die uns zwingt, und zuweilen sehr hart, unser kreatives Potential zu vergrößern.
Ich führe ein Beispiel aus meinem Leben an.
Aus meinem früheren Leben habe ich eine starke Abhängigkeit von menschlichen Werten übernommen, besonders in kritischen Situationen kommt sie zum Ausbruch.
So konnte ich feststellen, dass bei mir ständig einerseits Feigheit, Härte und Unanständigkeit und andererseits ein Element von Kühnheit, Altruismus und Großmut zum Vorschein kamen. In normalen Situationen war ich sehr ängstlich. Doch wenn man mich schikanierte, verlor ich die Kontrolle über mich. Ich habe mich immer Zukunftsträumen hingegeben, und die Orientierung auf die Zukunft erzeugt große, bisweilen einfach panische Feigheit. Einen solchen Menschen kann man leicht unterwürfig machen. Und mich hat ständig jemand unterdrückt und mir seinen Willen aufgezwungen. In unserer Gemeinschaftswohnung wohnte ein Alkoholiker mit seiner Freundin. Bei ihnen trafen sich ständig Halbkriminelle zu Partys. Allmählich kamen immer mehr zu Besuch, und sie begannen, mir Sachen zu stehlen. Das gefiel mir nicht und ich wies den Nachbarn mehrmals zurecht. Doch er spürte meine innere Feigheit und drohte damit, dass er seine Freunde rufen wird, die mich im Treppenaufgang abstechen würden. Ich war damals jung und unerfahren. Und die Perspektive, im Haupteingang abgestochen zu werden, gefiel mir gar nicht. Mir war klar, dass die Miliz erst erscheinen würde, wenn sie es mit einem Toten oder Krüppel zu tun hätte. Das wollte ich nicht abwarten. Daher begann ich, mich vorzubereiten, um den unerwünschten Ausgang zu verhindern. Einmal kamen zu meinem Nachbarn seine Freunde zu Besuch, schikanierten mich wegen einer Kleinigkeit im Korridor, umringten und bedrohten mich. Einer von ihnen, der größer und stärker war als ich, stieß mir den Finger in den Bauch und sagte:
„Morgen werden wir dich abstechen.“
Ich wartete, bis sich die ersten Emotionen gelegt hatten, und versuchte dann, in die Küche zu gehen.
„Wir lassen dich nicht in die Küche gehen“, erklärte einer von ihnen.
„Leute, wir wollen doch nicht zwei Stunden hier stehen, lasst mich durch.“
Ich ging in die Küche, und sie blieben draußen im Korridor. Auf dem Tisch lag ein Messer, das ich vorher bereitgelegt hatte. Ich nahm es bei der Klinge, wischte den Griff mit einem Lappen ab und streckte es ihnen entgegen.
„Wer will, soll zustechen.“
Doch sie zögerten, verstanden nicht, was hier vorging. Mein Plan war sehr einfach: Sobald einer von ihnen das Messer am Griff anfassen würde, würde ich einen Schritt zurücktreten und
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