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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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selbst nahm Speisen zu sich, die mir völlig unbekannt waren. Neugierig betrachtete ich seinen Teller. Nach einer Weile hob er lachend seinen Teller hoch und hielt ihn mir unter die Nase. Gleichfalls lachend versuchte ich, den Geruch dieser Nahrung mit dem Geruch von etwas Bekanntem zu vergleichen. Pflanzli che Nahrung? Fleisch? Oder was? Ich wußte es nicht. Er legte etwas davon auf meinen Teller. Es schmeckte gut. Es erinnerte mich an nichts, aber es schmeckte gut.
    Später bereitete er mir ein Bad. Als ich das Badezimmer verließ, rief er mich in die obere Etage. Ich fand ihn in einem Schlafzimmer, damit beschäftigt, ein Bett zu machen. Er kam mir ein wenig ungeschickt vor, wie er sich in den Laken und Decken verhedderte. Einen Moment lang wollte er erst die Decke ausbreiten und dann das Laken. Dann dachte er nach und begann von neuem. Ich half ihm, das Bett zu machen. Er lachte. Er schien sich zu amüsieren. Er wirkte sehr gütig, wenn er lachte.
    Zum erstenmal in meinem Leben sah ich ein Wesen, bei dem ich den Eindruck vollkommener Güte ohne Schwäche hatte.
    Bevor er mich verließ, berührte er sanft, freundschaftlich mein Haar.
    Als ich am nächsten Morgen ging, sagte er:
    »Kommen Sie heute abend wieder. Kommen Sie jeden Abend wieder, solange Sie es wünschen und immer, wenn Sie es brauchen.«
    Ich sah ihn an. Ich sah ihn lange an. Er war so vollkommen einfach. Ich wußte, daß ich nicht zurückkommen konnte, und bedauerte es.
     
    Dennoch kam ich zurück.
    An diesem und an anderen Abenden. Manchmal war ich vor ihm da. Ich wartete vor dem Haus auf ihn. Er war glücklich, mich zu sehen, wirklich glücklich. Einmal stand ich unter dem Vordach im Schatten. Er kam, blieb einen Augenblick stehen und blickte wie suchend die Straße hinauf und hinunter. Er suchte mich, ich wußte es. Sonst hätte ich es an seinem Lächeln gesehen, als er mich bemerkte.
    Immer brachte er mir zu essen mit. Und ich fand das natürlich. Ich aß auch von seiner Nahrung, sehr häufig, immer häufiger. Jeden Abend bereitete er mir ein Bad. Dann führte er mich in mein Schlafzimmer, strich mit der Hand über mein Haar und ging.
    Nicht einen Augenblick lang, nicht ein einziges Mal kam mir der Gedanke, daß ich auf seine Kosten lebte. Ich fand alles natürlich, seltsam natürlich.
    Dann, ganz allmählich, wuchs eine Empfindung in mir, die zunächst unerklärlich war. Während des Tages lebte ich so, wie ich in den letzten Jahren immer gelebt hatte, auf der Suche nach einer kleinen Rolle, einer Gage. Aber während dieser Stunden fühlte ich Angst, eine Art Sehnsucht, als fehle mir etwas. Bald ertappte ich mich dabei, daß ich die Uhrzeiger beobachtete und abends wie eine Verhungernde zu seinem Haus lief.
    Nach dem Abendessen sah ich zu, wie er las. Ich betrachtete ihn lange, aufmerksam. Ich studierte ihn. Von Zeit zu Zeit wandte er mir seine glänzenden Augen zu, die er ans seiner Welt mitgebracht hatte, und lächelte. Diese verwirrende Einfachheit … Dennoch war er unseren Menschen so ähnlich. So ähnlich … oder so wenig anders? Es gelang mir nicht zu entdecken, in was er anders war. Aber ich wußte es, ohne es erklären zu können.
    Er liebte mich. Das wurde mir zur Gewißheit. Übrigens war es nicht schwer zu entdecken. Er machte kein Geheimnis daraus. Man spürte es an der Zärtlichkeit seines Lächelns, seiner Stimme.
    Niemals stellte er mir Fragen. Auch ich stellte ihm keine Fragen. Doch ich tat es deshalb nicht, weil ich es nicht wagte. Er beeindruckte mich auf subtile Art. Ich begriff nicht, auf welche Weise, aber ich erkannte die Tatsache an.
    Eines Morgens, ich kämmte mich gerade, trat er zu mir und nahm mir den Kamm aus der Hand. Er begann, mein Haar zu frisieren, sanft, aufmerksam, zog den Scheitel an einer anderen Stelle und betrachtete das Resultat. Er sagte:
    »Sie werden sehr schön. Sie hatten Nahrung nötig.«
    Wenn wir uns morgens trennten, fühlte ich mich entsetzlich elend. Den ganzen Tag über blieb das Verlangen nach seiner Gegenwart da – Verlangen, immer stechenderes, immer fordernderes Verlangen nach seiner Gegenwart, seiner Ausstrahlung, der Luft, die er atmete.
    Er blieb immer gleich.
    Manchmal ermunterte er mich zu einem Spiel, einem Ballspiel in seinem Garten. Angesichts der Gewandtheit, der Leidenschaft und der Präzision seiner Bewegungen empfand ich fast etwas wie Schmerz. Die Anmut seines Körpers hatte etwas physisch Unerträgliches, Vernichtendes. Nach jedem Spiel küßte er liebevoll mein

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