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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück, denn so viel Aufwand für ein abreisendes Paar ist verdächtig.
    »Es bleibt bei unserem Versprechen«, sagte Kalinew zum Abschied. »Wir alle sorgen für Haus, Garten und Vieh. Wenn ihr zurückkommt, wird es sein, als sei Dimitri nie gestorben.«
    »Ich danke euch«, sagte Njuscha und umarmte jeden von ihnen. »Seid sicher … wir kommen zurück.«
    Auf dem Bahnhof gab es dann noch einen Krach zwischen Babukin und dem Stationsvorsteher. Die Pferde Babukins äpfelten auf dem Bahnsteig, und der Beamte hieb vor Wut gegen die Gebäudewand.
    »Du kehrst sie weg, du krummbeiniger Mondgucker!« schrie er und hieb mit einem Stiefeltritt einen dicken Pferdeapfel Babukin vor die Füße. »Das ist Verunreinigung öffentlichen Eigentums! Deine Kalmückenziegen bescheißen kollektiven Besitz!«
    Babukin holte tief Luft und blieb die Antwort nicht schuldig. »Wie er schielt, ha, wie er schielt!« brüllte er. »Nachher trägt er die Äpfel in seinen Garten und düngt damit die Erdbeeren. Auch die Äpfel gehören dem Kollektiv. In schlechten Zeiten wurden sie sogar verlost.«
    Es war wie immer. Babukin und der Stationsvorsteher stritten sich noch und schüttelten vor ihren Augen die Fäuste, als der Zug schon längst wieder durch die Steppe rollte, Wolgograd entgegen.
    »Ich liebe dich, Sascha –«, sagte Njuscha plötzlich.
    Bodmar blickte sie erstaunt an. »Warum sagst du das jetzt?«
    »Weil wir zurück ins Grab fahren. Sascha –« Sie starrte hinaus auf die Steppe, die golden in der Abendsonne glänzte. »Ich werde immer bei dir bleiben …«
    Jetzt standen sie vor dem Friedhof und kletterten im Schutz der Dunkelheit über die Mauer. Schon von weitem sahen sie Borja am Grab der Shukendskijs stehen, aber er war nicht allein. Ein Mann wartete neben ihm. Njuscha hielt Bodmar fest.
    »Da ist jemand, Sascha –«
    Sie blieben hinter einem Baum stehen und beobachteten den Fremden. Dann flammte ein Streichholz auf, Borja gab dem Mann Feuer für eine Zigarette. Im flackernden Licht erkannte Bodmar die dunkle Gestalt.
    »Bleib hier stehen, Njuscha«, sagte er heiser. »Nein! Du gehst nicht mit. Ich bitte dich, hörst du, ich bitte dich … bleib hier stehen. In zehn Minuten sind wir die freiesten Menschen dieser Welt. Bitte –«
    Er löste sich aus Njuschas Griff und ging mit weitausgreifenden Schritten zur Gruft hinüber. Seine Tritte knirschten im Kies des Weges. Borja und der Fremde fuhren herum.
    »Er kommt«, sagte Borja laut. Und dann noch lauter: »Sascha, du hast Besuch. Du selbst hast ihm die Adresse gegeben.«
    »Laß uns allein, Borja.« Bodmar hatte die Gruft erreicht und legte Borja die Hand bittend auf die Schulter. »Geh zu Njuscha. Dort, in der Baumgruppe … beruhige sie. Es dauert nicht lange –«
    Borja blickte Bodmar aus fragenden Augen an. Aber dann schluckte er eine Antwort hinunter, wandte sich ab und tappte zu den Bäumen. Bodmar wartete, bis er außer Hörweite war.
    »Was wollen Sie noch, Kallberg?« fragte er dann hart.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, Bodmar.« Kallberg sog nervös an seiner Zigarette. »Übermorgen um 11.24 Uhr fliegt die Maschine nach Deutschland zurück.«
    »Gute Reise.«
    »Das wünsche ich Ihnen.«
    »Ist es nicht Verschwendung von Worten und Zeit, darüber noch zu reden? Sie haben gehört, ich habe zu Borja gesagt, es dauert nicht lange. Also machen wir es kurz. Klipp und klar, Kallberg: Ich bleibe in Rußland.«
    Zwischen den Bäumen fand in diesen Minuten ein stummer, verbissener Ringkampf statt. Borja hielt Njuscha umklammert, und sie hieb mit ihren kleinen Fäusten auf ihn ein, auf den Kopf, gegen die Brust, auf die Arme, sie trat nach ihm und ließ sich fallen, um seinem Griff zu entkommen.
    »Laß mich!« keuchte sie dumpf, so daß Bodmar es nicht hörte. »Ich will zu ihm! Ich muß hören, was er sagt.«
    »Du bleibst!« zischte Borja. »Verdammte Katze, du bleibst hier. Was willst du hören, he? Verkriechen solltest du dich, dir die Ohren zu halten und die Augen dazu. Hier bleibst du!«
    Er umfaßte sie mit Bärenkräften, aber Njuscha wehrte sich ebenfalls wie eine Bärin. »Der Fremde ist ein Deutscher –«, keuchte sie. »Ich fühle es, ich rieche es, es juckt mir auf der Haut. Ein Deutscher! Was will er von Sascha? Was besprechen sie? Laß mich los, du Grützekocher! Oh, ich schreie, ich schreie Sascha – Sascha –«
    Mit einem Ruck gelang es ihr sich loszureißen und unter seinen Armen wegzutauchen. Wie eine Katze

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