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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gebleichten Kattunkleid, mit nackten Beinen, bloßen Schultern und bespritzt vom Schlamm der regengetränkten Felder.
    »Es ist unser einziges Boot«, sagte das Mädchen. »Wenn es der Fluß weggerissen hätte – ein Jahr lang hätten wir Fisch kaufen müssen bei Petro Iwanowitsch Sislew. Wißt ihr überhaupt, was ein neues Boot kostet?«
    »Weniger als zwei ausgerissene Arme.«
    »Ich danke dir.« Das Mädchen stand auf und klopfte den nassen Sand vom Rock. Ihr Kleid war durchnäßt und klebte an dem schönen, kräftigen Körper. Bodmar entdeckte, daß sie keinerlei Unterwäsche trug. Die festen runden Brüste und der Schoß zeichneten sich deutlich ab, ein Anblick, der zusammen mit den langen blonden Haaren und den blauen Augen in dem ebenmäßigen Gesicht in Bodmar hineinfuhr wie ein Blitz. Auch Jelena stellte fest, daß von der urhaften Wildheit dieses Mädchens etwas Bezwingendes ausging. Da bekam sie böse funkelnde Augen und musterte die verdeckte Nacktheit mit argwöhnischen Blicken.
    »Wird das Seil auch halten?« fragte Bodmar. Er ging ein paar Meter den straff gespannten, knirschenden Strick entlang und tippte dagegen. Der war so unbeweglich, als müsse er eine Brücke halten. Die stürmischen Wellen des Don zogen mit einer Kraft, daß die geflochtenen Garne jammerten.
    »Gott gebe es«, sagte das Mädchen. »Wir haben alles getan, was wir konnten.« Sie wischte sich die Haare vom Gesicht und blickte mit zusammengekniffenen Augen über den Fluß. »Heute ist er ekelhaft … sonst ist er mein Freund.«
    »Ist das dein Boot?«
    »Nein. Meinem Vater gehört es und noch drei Familien dazu. Es ist ein kleines Fischereikollektiv. Was wir fangen, gehört uns … wir brauchen es nicht abzugeben bei der Kolchose. Darum ist er so wertvoll, dieser verfluchte Kahn.« Sie umfaßte wieder das straffe Seil und zerrte daran. »Es wird nicht halten. Man hat es nicht dafür gemacht, gegen den Don zu kämpfen.«
    »Dann werden wir das Boot an Land holen«, sagte Bodmar.
    »Mit deinen aufgerissenen Händen?« Jelena starrte das Mädchen feindselig an. »Sollen sie sich bessere Stricke kaufen, diese Geizkragen.«
    »Stricke kosten Geld.«
    »Als ob es Armut gäbe!« schrie Jelena. Die Nacktheit des Mädchens unter dem nassen Kleid reizte sie zu hellster Empörung. »Den Bauern geht es gut! Nie ist es ihnen so gut gegangen wie heute! Oder willst du etwas anderes behaupten, he?«
    »Wir holen das Boot.« Bodmar warf die Bluse Jelenas von seinen Händen und wickelte sie um das Seil. »Es hat keinen Sinn, jetzt über die Landwirtschaft zu diskutieren. Los, anfassen, ihr Lieben! Wir wollen zeigen, daß wir stärker sind als der Fluß!«
    Und dann zogen sie, alle drei, hintereinander, Bodmar vorn an der Spitze, und der Don brüllte sie an und wehrte sich und kämpfte um seine Beute mit aller Gewalt seiner Wellen.
    »Hoj«, brüllte Bodmar. »Hoj – hoj – hoj –« Im Rhythmus zogen sie und gewannen Meter um Meter, holten das tanzende, halb voll Wasser geschlagene Boot ans Ufer, zogen es über die Strudel und gegen das Anrollen der lehmigen Wellen. Und immer wieder schrie Bodmar »Hoj – hoj – hoj –« und mit jedem Zug gewannen sie den Kampf und überwanden die Kraft des Don.
    »Noch zwei Züge …«, keuchte Bodmar. »Durchhalten, ihr Lieben, die Zähne zusammengebissen! Noch zweimal … jetzt … und jetzt … Gott im Himmel, wir haben es!«
    Das Boot knirschte auf dem Ufersand. Das Mädchen ließ das Seil fallen, rannte zu dem Kahn, stemmte sich im seichten Wasser gegen den Bug und schob ihn mit den Schultern ganz auf das Trockene, ehe Bodmar zu Hilfe springen konnte. Dann fiel das Mädchen auf den Sitz, wie tot lag es auf dem Holzbrett, die Arme hingen in das Wasser, mit dem das Boot halb gefüllt war, die Brüste wogten auf und ab und der Leib zitterte vor Erschöpfung.
    In diesem Augenblick tat Bodmar etwas, das Jelena Antonowna ihm nie verzieh: er hob das Mädchen aus dem Boot und trug es auf seinen Armen hinauf zum Wagen. Ihr Kopf lag an seiner Schulter, und die blonden Haare umwehten ihn und verdeckten sein Gesicht. Er ging den Uferhang hinauf wie ein Blinder.
    Jelena folgte ihm mit dunklen, unheilvollen Augen. Ihr Gesicht war hart und plötzlich das, wovor sie sich fürchtete: es war nicht mehr schön.
    Auf den Polstern des Moskwitsch regte sich das Mädchen wieder und schlug die Augen auf. Es wirkte, als werde ein Stern geboren.
    Sie weiß genau, was sie tut, dachte Jelena rachsüchtig. Sie spielt die Rolle des

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