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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Alles! In die Hosen haben die Bauern geschissen vor Angst, als man ihre Karren durchsuchte. Bitte zählen Sie nach, Gospodin, ob nichts fehlt.«
    Es fehlte nichts. Eine Tüte war sogar zuviel. Eine braune Tüte, in der die belichteten Filme lagen, gesammelt für das Labor. Aber Bodmar schwieg und nickte nur. Dubra klatschte in die Hände und sah Jelena dankbar an, weil sie diese Komödie mitspielte.
    »Gute Fahrt und viel Glück!« rief er. »Berichten Sie gut über uns, Gospodin, vor allem über die schnelle Polizei! Wir sind doch alle Menschen, Genossen, – und Menschen irren.«
    Im Geleit eines Polizeiautos fuhren sie zurück zu ihrem Zeltplatz. Auf der Wiese wehte ihnen der Wind schon den Geruch von Nudelsuppe entgegen. Im Zelt saß der zurückgebliebene Polizist am Gaskocher und rührte verklärt im Kochtopf. Enttäuscht, aber keineswegs beschämt legte er den Rührlöffel hin und blickte noch einmal auf die dampfende Suppe.
    »Es riecht gut«, sagte er mit der Naivität, mit der ein Wolf um das Fell eines Schafes bittet. »Ich habe es gewärmt, damit es nicht umkommt …«
    »Ein kluger Gedanke, Brüderchen.« Bodmar lachte. Er knackte noch zwei Büchsen, schüttete sie dazu und rührte um. Die vier Polizisten, die nun im Zelt standen, lachten ihn jungenhaft an.
    »Ich lade euch zum Essen ein. Ist das erlaubt?«
    Die Polizisten sahen sich an. »Wir werden das dienstlich aufziehen, Genossen«, sagte der ältere von ihnen. »Eine Materialprüfung gewissermaßen –«
    Nach einer Stunde saßen Bodmar und Jelena wieder in ihrem Moskwitsch und fuhren weiter. Die Polizisten hatten geholfen, das Zelt einzupacken und den Rastplatz abzubauen. Sie trugen die Klappstühle den Hang hinauf, den Kocher und den Topf, in dem kein Gramm Nudeln mehr war. Und sie winkten Bodmar und Jelena nach, bis sie aufgesaugt wurden von dem weiten Regenhimmel, der über der Straße hing wie eine graue Decke.
    »Eure Bauern sind ein ordentliches Volk«, sagte Bodmar nach einer Weile. »Sie haben die belichteten Filme extra in eine Tüte umgepackt …«
    Jelenas Gesicht blieb unbeweglich, nur um ihre Lippen lief kurz ein Zucken.
    »Reden wir nicht mehr davon«, sagte sie mit Nachdruck. »Du hast alles wieder, es fehlt nichts. Was willst du mehr?«
    Bodmar war da anderer Ansicht. Es gab vieles zu diesem Zwischenfall zu sagen. Aber er tat Jelena den Gefallen und schwieg.
    *
    Vier Tage rollten sie durch das Land. Durch Sonne und Wind, Regen und Wälder, Steppen und Felder, Städte und Dörfer.
    Sie schliefen in ihrem Zelt, wo es ihnen gerade gefiel, lagen nebeneinander im Schlafsack wie Bruder und Schwester, nur wenn Jelena schlief oder die Schlummernde spielte, faßte Bodmar wieder nach ihrer Brust.
    Vier Tage lang war der weite Himmel über ihnen mit allen Gesichtern der Natur. Nur der Schnee fehlte noch, aber dazu waren sie schon zu weit im Süden, wo der Frühling mit den warmen Winden aus Kasakstan einzieht.
    Die Straßen glitten unter ihnen weg. Breite Chausseen, schmalere Landstraßen, auch – um die Fahrt abzukürzen – Wege im urweltlichen Zustand. Hier zeigte der Moskwitsch, daß er in Rußland gebaut war. Er wühlte sich durch den Schlamm, kapitulierte nicht vor Sand, hüpfte über Schlaglöcher, bei denen die Achsen und Federn aufschrien. Doch sie brachen nicht. Sie weinten zwar, aber sie taten ihre Pflicht. Mit einem Wort: Sie waren Russen.
    Am fünften Tag erreichten sie Woronesch, am siebten Tag fuhren sie den Don hinunter.
    Eine feierliche Stunde war es, als Bodmar bei Woronesch den Don erreichte. Schon von weitem sahen sie ihn, träge durch die Steppe fließend, an den Ufern hohe Weiden und Pappeln, Birken und wilde Kirschbäume. Und sie rochen ihn … der uralte Atem des Wassers, vermischt mit der Süße der Frühlingsblüten, wehte zu ihnen hinüber, und sie stiegen aus, hoben die Köpfe und schnupperten wie jung geborene Zicklein. Es war ein sonniger Morgen nach zwei Tagen Regen, die Erde war wie ein Schwamm, der auf einer heißen Ofenplatte liegt. Aus den Wiesen stieg der Dunst, aus den Gärten der Bauernkaten, aus den Fellen der Gäule, die in weitgezogenen Herden über die Steppe grasten, aus dem Stroh der Dächer.
    Wie ein Seufzen lag es über dem Land.
    Frühling am Don.
    Mit langsamen Schritten ging Bodmar die Ufersenke hinunter zum Fluß. Zuerst begleitete ihn Jelena, dann blieb sie zurück und stand oben am Hang, als Bodmar das Wasser erreicht hatte. Sie spürte, daß er jetzt allein sein mußte.
    Lange sah Bodmar

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