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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie zu dem fremden Wagen.
    Der Hahn auf dem Mist krähte sich die Lunge aus dem klapprigen Leib.
    »Nein, so was!« sagte Kolzow, als seine Tochter Njuscha aus dem Wagen stieg. Dann kamen ein großer blonder Mann und eine kleinere schwarzhaarige Frau zum Vorschein und gingen bis an den Knüppelzaun. »Jetzt bringt sie uns auch noch die Leute von der Straße mit!«
    Dimitri Grigorjewitsch gab der Stalltür einen Tritt, bückte sich, hob einen Stein auf und schleuderte ihn gegen den verrückten Hahn.
    »Ruhe, du Satan!« brüllte Kolzow. Der Hahn überhörte es, aber Balwan, der zottelige Hund, von dem böse Nachbarn behaupteten, sein Vater habe sich auf ein Schaf verirrt, kuschte und kroch in die Hütte zurück.
    Lachend zeigte Njuscha auf Kolzow, der bedächtig, mit den wiegenden Schritten des Reiters, vom Stall zum Zaun kam.
    »Mein Väterchen«, sagte sie. Dann winkte sie mit beiden Armen und rief: »Besuch aus Moskau! Sie werden uns viel erzählen aus der Stadt.«
    Kolzow blieb einen Meter vom Zaun stehen und stemmte die Arme in die Seite. Kritisch musterte er Bodmar und Jelena Antonowna und kam zu keinem endgültigen Ergebnis. Es sind Städter, dachte er. Man sieht's. Die feine Kleidung, das gepflegte Aussehen, Händchen wie Säuglinge, so glatt und weiß. Aber dann staunte er, denn beim zweiten Hinsehen bemerkte er, daß der Mann Fetzen einer Bluse um die Hände gewickelt hatte, und diese Fetzen waren rot von Blut.
    »Du bist verletzt, Genosse?« sagte Kolzow. »Deine Hände bluten. Evtimia! Heißes Wasser! Das Verbandszeug! Komm ins Haus –« Kolzow lief voraus, ehe Njuscha etwas erklären konnte, stieß Evtimia samt ihrem Reisigbesen in den Flur und veranstaltete einen großen Wirbel.
    Das ist immer gut, dachte er dabei. Wer's auch ist, es kann nicht schaden, sich intensiv um einen Gast zu kümmern. Wer weiß, mit wem der Genosse später zusammenkommt. Wenn er dann sagt: Ja, der Kolzow, das ist ein guter Mensch. Er hilft, wo er kann … dann wird das angenehme Folgen haben.
    Njuscha führte Bodmar und Jelena in die Hütte.
    Es war das erstemal, daß Bodmar eine echte russische Bauernkate betrat, dieses aus Lehm und Holz gebaute und mit Stroh gedeckte Haus, in dem Generationen geboren und gestorben waren. Hölzerne Wände teilten die Zimmer, den Boden bildeten gescheuerte Dielen, und auch die Einrichtung – Schränke, Tische, Stühle, Truhen und Regale – waren von den Kolzows in zwei Jahrhunderten gesägt und genagelt worden.
    Im Wohnzimmer, das weiß getüncht war, während die Fenster einen Rahmen aus rosa gestrichenem Holz hatten, hingen eingerahmte Postkartenbilder, ausgeschnittene Buntfotos aus Illustrierten, zwei Drucke von Heiligenköpfen und der streng blickende Lenin in der ›schönen Ecke‹ über der Eckbank. Über einem Sofa lag ein selbstgewebter dünner Streifenteppich, ein sogenannter ›Lumpenteppich‹, den Tisch schmückte eine buntbedruckte Decke. Das war ein Luxus, den sich Evtimia gönnte, denn schließlich war Dimitri Grigorjewitsch der Höchste im Dorf.
    Ein Geruch von süßer Ziegenmilch, saurem Kohl und gestampften Kartoffeln zog Bodmar entgegen. Über dem breiten Herd dampfte ein Kessel mit Wasser.
    Kolzow kam aus dem Schlafzimmer zurück mit einem Sanitätskasten. »Wie ist das passiert?« fragte er und untersuchte Bodmars zerrissene Handflächen. »Die Haut ist in Fetzen … ich schmiere Ihnen eine kühlende Salbe drauf –«
    »Er hat den Kahn gerettet, Väterchen«, sagte Njuscha. »Das Seil riß vom Pflock, als ich hinkam. Da habe ich das Boot festgehalten, aber wenn er nicht gekommen wäre, schwämme es jetzt schon bei Kalatsch.«
    Kolzow schüttelte Bodmar vorsichtig die Hand, küßte dann Jelena dreimal auf die Wangen und wußte nicht, wie es nun weitergehen sollte.
    »Welch ein Wetter«, sagte er tiefsinnig. »Hat man um diese Jahreszeit schon so einen Regen gesehen? In die Kirche hat der Blitz eingeschlagen. Mitten durch den heiligen Wladimir! Ist damit nicht dokumentiert, daß wir keine Kirche brauchen?«
    Das ist gut, dachte er. Das macht Eindruck. Die Genossen aus Moskau werden berichten, daß man in Perjekopsskaja fortschrittlich ist. Er beugte sich über den Verbandskasten und suchte die Salbe. In seinem Nacken spürte er Evtimias bösen Blick. Er hatte Wladimir, ihren Namenspatron, beleidigt.
    »Wir haben eine Apotheke im Auto«, sagte Jelena steif, als Kolzow seine Salbe nicht fand. »Bemühen Sie sich nicht …« Sie ging hinaus und kam nach wenigen Sekunden mit

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