Liebe am Don
Viehhändlers.
»Und Sie, Genossin? Schon auf einem Pferd gesessen?«
»Ja.« antwortete Jelena kurz. »Ich reite gern.«
»Dann steht nichts im Wege, Freunde. Morgen früh reiten wir zu den Herden. Nur der Regen muß aufhören.«
*
Bei der Verteilung der Schlafstellen zeigte es sich, daß Bodmar in Njuschas Zimmer schlafen sollte, Jelena Antonowna aber in einem kleinen Anbau, der von der Küche aus zu betreten war. Dimitri Grigorjewitsch erklärte die Lage.
»Njuscha wird bei uns schlafen. Das Bett von Mütterchen ist breit genug für zwei. Wir haben früher immer nur das eine benutzt, nicht wahr, Evtimia?«
Evtimia wurde rot und nickte verlegen. Der Teufel ist in den Alten gefahren, dachte sie böse. Aber das macht nur die Gegenwart des jungen Weibes aus Moskau. Geschmeidig ist sie, hübsch mit ihren spitzen Brüsten, an denen man sich die Augen ausstechen kann, wenn man gegen sie stolpert. Und einen runden Hintern hat sie mit langen Beinen daran. Das gefällt den Kerlen.
»In dem Anbau, den Sie, Genossin Jelena Antonowna, beziehen, lebte einmal eine Ziege. Das war praktisch, gleich neben der Küche. Evtimia konnte sie mühelos melken, wenn sie Milch brauchte. Aber das war vor zwei Jahren. Sie starb an Lungenentzündung, die Ziege. Man soll's nicht für möglich halten, aber so etwas gibt es! Vater Ifan, unser Pope, der etwas von Tieren versteht, hat's gesagt. Seitdem ist der Anbau unser Gästezimmer. Wir haben nämlich öfter Gäste, Genossin. Ein Dorfsowjet muß immer ein offenes Haus halten.«
»Ist es nicht möglich, daß ich hier schlafe?« fragte Jelena und sah sich um.
»Unmöglich«, sagte Njuscha. Es klang sehr bestimmt und regte Jelena sehr auf. Ihr war es klar, warum sie in den Anbau sollte, und sie sah schon im Geist, wie Njuscha sich in der Nacht zu Bodmar in die Kammer schlich und sich über ihn warf mit der ganzen warmen Geilheit ihres prallen Körpers. Das preßte ihre Lungen zusammen, schon dieser Gedanke ließ sie fast ersticken.
»Ich schlafe auf der Bank!« sagte sie deshalb so, als kommandiere sie. »Geben Sie mir ein Kissen und eine Decke, das genügt.«
»Nie!« rief Kolzow und schlug die Hände zusammen. »Nie lasse ich das zu! Auf der Bank! Unbequem, zusammengekrümmt wie ein Wurm! Bin ich ein Unmensch? Im Anbau haben Sie ein richtiges Bett, Genossin. Mit einer Matratze aus Wolgograd. Es geht gegen meine Ehre, Sie um einen guten Schlaf zu bringen. Njuscha, führe die Genossin Jelena in ihr Zimmer. Vorerst aber eine gute Nacht, Freunde.« Kolzow atmete tief und kam sich vor wie beim Abschluß einer sehr gefühlvollen Rede zur Feier der Oktoberrevolution. »Ich darf euch meine Freunde nennen. Ihr seid Menschen, die man lieben muß. Ehrlich, aufrecht, weitblickend. Laßt euch umarmen!«
Er küßte Bodmar dreimal, umarmte Jelena, küßte auch sie und sagte sich, daß er sich geirrt habe. Zuerst hatte er Jelena Antonowna für ein Aas gehalten, für eine Hündin, die alles ankläffte. Aber der Abend hatte gezeigt, daß nicht immer der erste Eindruck der richtige war. Sie ist ein Goldrubelchen, dachte er. Und sie liebt den Deutschen, das sieht sogar ein blinder Maulwurf. Werdet glücklich, ihr Täubchen: Wenn er bloß kein Deutscher wäre … das ist die einzige Schwierigkeit.
Njuscha wartete geduldig, bis sich Jelena von Bodmar verabschiedet hatte. Sie tat es provokativ mit einem Kuß, den Bodmar in seiner Verblüffung hinnahm. »Träum von mir –« sagte Jelena sogar und streichelte Bodmar über die Wange. Kolzow seufzte verstehend, und Evtimia dachte an vergangene Zeiten.
Etwas ratlos blieb Bodmar zurück. Dann aber durchfuhr es ihn heiß. Mit Schrecken erkannte er, daß er zwischen zwei Vulkane geraten war, die ihre Lava über ihn ergossen. Und es gab keinen Ausweg mehr, es gab keine Flucht.
»Gute Nacht, Jelena«, sagte er, als sie sich abwandte. Er hörte seine Stimme wie ein rostiges Kratzen.
Jelena blieb an der Tür stehen und sah sich noch einmal um. Ihre dunklen Augen glitzerten.
»Deine Hand wird mir fehlen –« sagte sie zärtlich.
»Meine Hand?« stotterte Bodmar, völlig aus der Fassung gebracht.
»Deine Hand auf meiner Brust. Es war so schön, mit ihr einzuschlafen –«
Sie drehte sich schnell um und blickte Njuscha in die Augen. Wie zwei Granaten, die sich im Flug treffen, so prallten ihre Blicke aufeinander. Jelena warf den Kopf in den Nacken und ging an Njuscha vorbei aus dem Zimmer.
»Zeig mir mein Bett«, sagte sie laut, und es klang so, wie man einer
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